Drei sieglose Auftritte führen beim TSB Gmünd zu einer neuen Ernsthaftigkeit auf dem Weg in Richtung Klassenerhalt. Am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) allerdings verspüren die Gäste vom HC Neuenbürg den weitaus höheren Druck.
Eine große Gaudi gab es in der Faschingswoche beim TSB Gmünd nicht, obwohl es mit der Ehrung von Nicola Rascher zum „Beachhandballer des Jahres“ einen weiteren Grund zum Feiern gegeben hätte. Die zweite Heimniederlage in Folge, noch dazu gegen zwei Mannschaften aus der hinteren Tabellenregion, führten allerdings schon vor dem Aschermittwoch zu einer Katerstimmung. „Der Spaß kam zwangsläufig zu kurz“, verweist Trainer Michael Stettner zudem auf die extrem kleine Trainingsgruppe. Da Wolfgang Bächle (Rückenprobleme), Eric Zimmermann, Jonas und Philipp Schwenk (alle Urlaub) fehlten, wurde die Dienstagseinheit sogar zusammen mit dem Perspektivteam abgehalten.
Es sind alles andere als optimale Voraussetzungen für das zweite Heimspiel innerhalb von sieben Tagen. „Wir müssen das Beste daraus machen“, will Stettner gar nicht groß jammern: „Diese Situation haben auch andere Vereine zu bewältigen. Bei 34 Saisonspielen und ohne ein freies Wochenende von Anfang Januar bis Ende Mai, muss man das in Kauf nehmen. Denn wann sonst sollen die Spieler einmal ein paar Tage abschalten?“ Zumindest in dieser Hinsicht ist Besserung in Sicht. Vor wenigen Tagen beschloss der Verband eine Aufteilung der Oberliga in zwei Staffeln zur kommenden Spielzeit, so dass es künftig acht Saisonspiele weniger geben wird. Die Maximalbelastung, die auch beim TSB längst Spuren hinterlassen hat, soll sich nicht wiederholen.
Die Chancen, dass die Jets in der neuen Saison weiterhin in der vierthöchsten Spielklasse an den Start gehen, stehen trotz der jüngsten Rückschläge weiterhin gut. Der Vorsprung zur HSG Konstanz II (18:26 Punkte) auf dem ersten von sechs Abstiegsplätzen ist konstant bei sieben Zählern geblieben. Allerdings haben die achtplatzierten Gmünder (25:17) zuletzt gleich zweimal die Chance verstreichen lassen, sich weiter von der Gefahrenzone zu distanzieren. Auf die völlig verdiente 28:34-Schlappe gegen Konstanz folgte der unglückliche Auftritt gegen Weinsberg, als der TSB in der Schlussphase seinen Vorsprung aus der Hand gab.
„Wir haben es in der Crunch-Time verspielt“, ärgert sich Stettner über die 30:31-Niederlage: „Da können wir niemandem einen Vorwurf machen außer uns selbst, weil wir einfach schlampig mit unseren Chancen umgegangen sind und am Ende nicht abgeklärt genug gespielt haben.“ Was zur Folge hat, dass der TSB nun den Atem von Weinsberg und dem kommenden Gegner HC Neuenbürg (22:22) dicht im Nacken spürt. „Die Ernsthaftigkeit hat wieder zugenommen“, betonte Co-Trainer Volker Haiser deshalb bereits am vergangenen Samstagabend.
Nun folgt also Versuch Nummer drei, sich weiter von hinten abzusetzen. „Selbstverschuldet haben wir nun einfach ein bisschen mehr Druck auf dem Kessel“, ergänzt der Chefcoach, fügt aber hinzu: „Wir sind immer noch in einer Position, in der wir alles in der eigenen Hand haben und in der sich andere Vereine gerne befinden würden.“ Dazu zählt eben der Zwölfte aus Neuenbürg, der sich zuletzt knapp mit 30:27 gegen Konstanz durchsetze, ohne dabei aber nach der 26:32-Hinspielschlappe auch den direkten Vergleich für sich zu entscheiden. Der Vier Punkte-Vorsprung ist also durchaus trügerisch und überhaupt haben die Nordschwarzwälder ganz andere Ansprüche an sich selbst. Eine Platzierung unter den Top Fünf, so lautete die eigentliche Zielsetzung des Vorjahresvierten.
Vollkommen verwundert ist Stettner darüber, dass der ambitionierte Gegner so sehr ins Straucheln geraten ist. „Das ist eine Mannschaft, die mit körperlich starken und auch flinken Spielern auf jeder Position doppelt gut besetzt“, verweist der TSB-Trainer besonders auf die starke rechte Seite des HCN mit den besten Torjägern Xaver Nitzke (136/22 Saisontore), Kaspar Veigel (88) und Kevin Langjahr (69). Mit Mattes Mayer (33) ist nun ein weiterer Linkshänder zurück an Bord, der beim Gmünder 29:24-Auswärtserfolg im Oktober noch gefehlt hatte. Anders als es das Endergebnis ausdrückt, war das intensive Hinspiel bis zum Ende heiß umkämpft. Einen ähnlich spannenden Schlagabtausch erwartet Stettner am Samstag: „Es wird nicht einfacher, weil wir auswärts gewonnen haben. Ganz im Gegenteil, denn Neuenbürg ist eine komplette Wundertüte.“ Im Januar erst entzauberten die „Foxes“ den damaligen Spitzenreiter Waiblingen (29:28), leisteten sich hingegen zwei Wochen später im Derby beim Viertletzten Knielingen (22:28) einen bösen Ausrutscher.
Die Gäste stehen somit noch viel mehr unter Zugzwang als der TSB. „Alleine das ist schon Warnung genug, dass wir an unsere Grenze gehen müssen“, meint Stettner, der sich selbst gar nicht zu sehr mit dem Abstiegskampf beschäftigen möchte. „Ich würde mir wünschen, dass die Ampel erst gar nicht von Grün auf Gelb springt und wir den Sack so früh wie möglich zu machen“, so der 39-Jährige: „Dazu fehlt uns noch ein großes Stück und auf diesem Weg, den wir gemeinsam gehen wollen, bekommen wir nichts geschenkt – von Neuenbürg ganz bestimmt nicht.“
Allen voran will der TSB vor heimischem Publikum Wiedergutmachung betreiben. „Die Tabelle ist da erstmal zweitrangig“, betont Stettner: „Doch wir haben zuhause schon zu viele Punkte liegen lassen. Daher will ich von den Jungs den unbedingten Willen sehen, damit wir uns wieder ein Stück weit für die letzten beiden Heimspiele rehabilitieren können.“ Dazu braucht es ganz besonders eine bessere Chancenverwertung. Krasse Schwächephasen wie am vergangenen Wochenende – O-Ton Stettner: „Da haben wir zehn Minuten lang fast alles verballert“ – dürfen sich die Gmünder nicht mehr leisten. Viel Wurftraining stand während der kniffligen Trainingswoche auf dem Programm, während dem Spiel allerdings bieten sich aus Trainersicht relativ wenig Einflussmöglichkeiten: „Du kannst den Spielern nur Tipps an die Hand geben, aber treffen müssen sie selber. Wobei es auch nicht außergewöhnlich ist, dass es solche Phasen in der Saison gibt.“
Gleichzeitig gilt es Kräfte zu verteilen. Auf Dauer ist es etwa für Nicola Rascher kaum zumutbar, 60 Minuten lang in Abwehr und Angriff zu ackern. Das räumt Stettner selbstkritisch ein: „Das nehme ich auf meine Kappe. Es ist mein Verantwortungsbereich, ihm früher oder überhaupt mal eine Pause zu verschaffen.“ Mit den Nachwuchstalenten Louis Waldraff und Arian Pleißner stehen Alternativen für den Rückraum bereit. Vincent Pick genießt auf Rechtsaußen wiederum das „volle Vertrauen“ des Trainers“, falls es bei Routinier Bächle nicht für einen Einsatz reichen sollte. Offen bleibt, ob Christian Waibel erneut im Kader steht – denn dann wäre der 34-jährige Abwehrstratege vorerst nicht mehr für das Perspektivteam spielberechtigt. Dieses befindet sich als Bezirksliga-Dritter im Aufstiegsrennen und empfängt bereits um 17:15 Uhr den Vierten HSG Oberkochen/Königsbronn zum so bedeutsamen Verfolgerduell.
TSB: Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Jan Spindler, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk, Louis Waldraff, Wolfgang Bächle (?), Vincent Pick, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier
TSB: Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Jan Spindler, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk, Louis Waldraff, Wolfgang Bächle (?), Vincent Pick, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier