Der Abwärtstrend des TSB Gmünd setzt sich auch im Derby fort. Beim TSV Heiningen verpassen es die „Jets“ in der ersten Halbzeit das Momentum auf ihre Seite zu ziehen und laufen bis zum 29:35 (15:17) – Endstand vergeblich einem Rückstand hinterher.
Die dritte Niederlage in Folge war schon längst besiegelt, da griff Tom Abt noch einmal in die Trickkiste. Das Kempa-Anspiel des TSB-Spielmachers allerdings konnte Linksaußen Eric Zimmermann nicht verwerten. So stand der letzte Angriff sinnbildlich für einen Derbyabend, von dem Michael Stettner und sein Team „enttäuscht und genervt“ heimkehrten.
Denn wieder einmal war ein Versuch gescheitert, die eigene Leistung über 60 Minuten hinweg zu stabilisieren. Vielfältig sind die Gründe, weshalb der TSB den formstarken Heiningern nach der Pause hilflos unterlegen war: Trotz der Rückkehr von Daniel Mühleisen ging das Torwartduell klar verloren, die Abwehr blieb zu passiv und zudem bemängelte der Trainer „Disziplinlosigkeiten“ im Angriff. Unterm Strich präsentierte sich der TSB eben nicht derbyreif. „Die Jungs müssen sich vorwerfen lassen, dass sie nicht gallig und aggressiv genug waren“, sagte Stettner, der die nötige Gier vermisste: „Heiningen hatte einfach die bessere Körpersprache und war bereit, die Extrameile zu gehen.“
Der TSB hingegen rutscht nach nur einem Sieg aus den vergangenen sieben Partien immer tiefer in eine Krise. „Wir müssen aufpassen, dass wir unsere bislang gute Saison nicht selbst einreißen“, warnt Stettner deshalb. Da der Tabellenzehnte seinen Neun Punkte-Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz weiterhin hält, sei die Situation zwar „noch nicht dramatisch“, wie der Trainer feststellt: „Doch es macht keinen Spaß, zwar Woche für Woche gut zu trainieren, sich dafür dann aber nicht zu belohnen.“
Dabei wäre durchaus die Chance da gewesen, das Momentum auf die eigene Seite zu ziehen. Zwar geriet der TSB von Anfang an ins Hintertreffen, fand zunächst aber immer wieder die richtigen Mittel gegen die offensive Heininger Abwehr. Abt riss immer wieder Lücken, die dann besonders Wolfgang Bächle nutzte. Der Rechtsaußen war es dann auch, der die Gmünder nach dem 3:5 (12.) zurück ins Spiel brachte. Andreas Maier sorgte mit einem Wurf ins leerstehende gegnerische Gehäuse für den 6:6-Ausgleich (15.). Wenig später tankte sich der Rückraumhüne zweimal entschlossen durch und warf die Jets beim 8:7 (16.) und 9:8 (18.) erstmals in Front. Der TSB allerdings verpasste es, sich weiter abzusetzen. Bächle leistete sich seinen ersten Fehlwurf und eroberte den Ball dann prompt zurück, scheiterte im Tempo-Gegenstoß aber erneut an TSV-Keeper Manuel Weinbuch. Zwei Aluminiumtreffer von Jan Spindler und Jonas Waldenmaier sowie ein von Zimmermann verworfener Konter sorgten dafür, dass aus der 10:9-Führung (19.) ein 13:16-Rückstand (27.) wurde.
„Es zieht sich gerade wie ein Roter Faden durch unsere Spiele, dass wir in der Chancenverwertung nicht konsequent genug sind“, bemängelte Stettner. Doch besonders habe man es nicht geschafft, den eigenen Matchplan umzusetzen und die Heininger Rückraumschützen zu kontrollieren: „Wir waren viel zu passiv und haben sie zu nahe ans Tor kommen lassen.“ Dank Torwart Mühleisen meldete sich der TSB vor der Pause noch zurück. Maier verkürzte auf 15:16 (30.), was TSV-Linksaußen Andreas Schaaf mit einem Treffer auf schier unmöglichem Winkel aber prompt beantwortete.
Nach Wiederanpfiff verfestigte sich der Eindruck, dass die Hausherren stets einen Schritt voraus waren. Der TSB blieb trotz einer Drei Tore-Hypothek zwar bemüht und Nicola Rascher ließ mit einem tollen Schlagwurf zum 18:19 (37.) neue Hoffnung unter den mitgereisten Fans aufkeimen. Während sich die Gmünder allerdings in langen Angriffen festrannten und kaum noch ins schnelle Umschaltspiel kamen, legte Heiningen wieder vor. „Wir haben uns absolut nicht an das gehalten, was wir vor dem Spiel besprochen haben“, ärgerte sich Stettner an der Seitenlinie: „Wir haben einen klaren Plan, doch wir spielen etwas komplett anderes, weil jeder seine eigene Idee hat.“ Bächle zum 21:22 (41.) und Abt zum 24:25 (47.) hielten den TSB noch auf Tuchfühlung. Youngster Jonas Schwenk gelang beim 25:26 (48.) noch ein sehenswerter Treffer, als er von Linksaußen in Bedrängnis eine Pirouette auspackte. Doch mit einem weiteren 0:3-Lauf zum 25:29 (50.) gerieten die Gmünder vollends auf die Verliererstraße.
Ein Hauptgrund dafür war auch, dass Daniel Mühleisen eine Woche nach seiner Corona-Erkrankung nicht zu seiner Top-Form fand. In der Schlussphase rückte stattdessen Giovanni Gentile zwischen die Pfosten und parierte sogar einen Strafwurf von Simon Dürner (51.). Was allerdings nichts nutzte, da auf der Gegenseite Manuel Weinbuch zum entscheidenden Akteur avancierte. Nachdem Schwenk und Bächle im Heininger Rückhalt ihren Meister fanden, wuchs der Rückstand auf 26:32 (55.) an – die Entscheidung. Der misslungene Kempa-Trick und eine Rote Karte gegen Rascher aufgrund der dritten Zeitstrafe (59.) gerieten da zur Nebensache, den Gmünder war schlichtweg die Kraft ausgegangen. „Es passiert leider nicht zum ersten Mal, dass wir in der zweiten Halbzeit platt sind“, sagt Stettner. Die Power eines Arian Pleißner hätte da sicherlich gut getan, doch der junge Rückraumspieler führte zeitgleich das Perspektivteam mit elf Toren zum 31:30-Sieg im Bezirksliga-Topspiel bei der SG Kuchen-Gingen.
Die Oberliga-Mannschaft hingegen macht sich von Woche zu Woche „selbst das Leben schwer“, wie Stettner ernüchtert feststellt: „Es ist nicht so, dass wir komplett chancenlos sind. Die Jungs sind selbst nicht zufrieden mit sich. Doch da müssen wir jetzt durch, die Ärmel hochkrempeln und im Training ackern.“ Die nächste Chance zur Trendwende bietet sich schon am nächsten Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) gegen den TSV Blaustein. Im Hinspiel gelang den Gmündern ein 38:30-Kantersieg, doch derzeit präsentiert sich der Tabellensechste angesichts von drei Siegen nacheinander in bestechender Form. „Es muss jetzt ein Ruck durch die Mannschaft gehen“, fordert Stettner. Der „Welpenschutz“ für die zweitjüngste Oberliga-Mannschaft sei vorbei und auch die mit 34 Spieltagen extrem lange Saison dürfe keine Ausrede mehr sein: „Wir müssen uns jetzt endlich festigen und 60 Minuten lang das umsetzen, was uns auszeichnet und stark macht. Das liegt alles bei uns selbst. Wir haben gezeigt, dass wir es können.“