Auf das Stimmungshoch folgt ein kolossaler Tiefschlag. Nur eine Halbzeit lang schafft es der TSB Gmünd, dem Tabellendritten TV Plochingen Paroli zu bieten und verliert nach einer blamablen Vorstellung mit 22:36 (14:16).
Ist kurz vor Saisonende die Luft raus beim TSB Gmünd? Der frustrierende Auftritt am Samstagabend lässt es vermuten, da sich der Tabellenneunte in der Schlussphase beinahe kampflos in sein Schicksal ergab. „Unabhängig davon, ob es noch um etwas geht oder nicht, macht es einen Riesenunterschied ob man mit fünf oder 14 Toren Unterschied verliert“, zeigte sich Michael Stettner entsetzt nach der deutlichsten Niederlage seiner Amtszeit. Nach dem Zwischenhoch mit drei Siegen in Folge ärgerte der TSB die favorisierten Plochinger zunächst und hoffte bis zum 14:16-Pausenstand auf eine Überraschung, nur um dann umso härter auf dem Boden der Tatsachen aufzuschlagen. Weshalb der Trainer hart mit seiner Mannschaft ins Gericht ging: „Jetzt gehen wir wieder mit einem negativen Gefühl in die letzten zwei Wochen hinein, obwohl wir auf einem komplett anderen Weg waren. Es mir einfach unerklärlich, wie man nach sieben guten Halbzeiten so eine katastrophale achte Halbzeit spielen kann.“
Einzig Tormann Giovanni Gentile blieb von Stettners Generalkritik verschont. Der Vertreter von Daniel Mühleisen (Lehrgang mit der Beachhandball-Nationalmannschaft in Dänemark) konnte sich mit zwölf Paraden auszeichnen und hielt die Gmünder lange Zeit im Rennen. Nach acht Minuten lenkte Gentile einen Strafwurf des Oberliga-Top-Torjägers Felix Stahl mit den Fingerspitzen an den Pfosten ab. Durch einen mutigen Beginn hatte der TSB zunächst vorgelegt, allerdings hatte die Führung nie lange Bestand. Obwohl die Gäste kompakt verteidigten, bekamen sie die Plochinger Rückraumschützen kaum in den Griff. Ausgerechnet Yannik Leichs traf zum 4:4-Ausgleich. Ein besonders emotionaler Moment für den 23-Jährigen, der seit seinem Wechsel 2020 zum damaligen Drittligisten erstmals seinem Heimatverein gegenüberstand.
Ein weiterer Ex-Gmünder, Linksaußen Aleksa Djokic, warf den TVP dann erstmals in Front. Der TSB antwortete allerdings prompt durch Jonas Schwenk und Tom Abt. Bis zum 9:9 (17.) durch Arian Pleißner war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bevor Leichs seinen langjährigen Weggefährten Gentile ein zweites Mal überwinden konnte. Daraufhin verloren die Gmünder allerdings den Faden, nach sieben Minuten ohne eigenen Treffer stand es 9:14 (24.). Die Chancenverwertung war das große Manko, dennoch war Stettner mit dem Auftreten einverstanden: „Unsere Abwehr stand nicht schlecht und so haben wir das Momentum in den letzten Minuten wieder auf unsere Seite gezogen.“ Die beiden Außen Eric Zimmermann und Patrick Watzl brachten die Jets mit schnellen Gegenstößen wieder auf 14:16 (30.) heran.
„Unser Plan ist bis dahin voll aufgegangen“, meinte Stettner: „Der zweite Schritt wäre gewesen, dass wir bis zur Crunchtime noch ein offenes Spiel haben. Dazu hätten wir aber direkt nach der Pause funktionieren müssen.“ Doch nach Wiederanpfiff befand sich der TSB noch im Tiefschlaf. Hätte Gentile nicht zwei Würfe pariert, wäre die Hypothek schon deutlich größer gewesen als sie es beim 14:20 (36.) ohnehin schon war. Entsprechend zügig griff der Trainer zur Auszeit, die Einwechslung eines zusätzlichen Feldspielers im Angriff schien zunächst Besserung zu bringen. Tom Abt verkürzte auf 17:20 (40.). Dennoch kam weder bei den 400 Zuschauern noch bei Stettner das Gefühl auf, dass die Gmünder der Partie nochmals eine Wendung hätten geben können: „Völlig unnötig haben wir einen Ball nach dem anderen weggeworfen. Mit zwölf technischen Fehlern in einer Halbzeit kannst du einfach kein Spiel gewinnen.“
Der TSB mühte sich gegen die Plochinger Defensive erfolglos ab und lag prompt wieder mit fünf Toren zurück. Den zahlreichen Kontern stand auch Rückhalt Gentile nur noch machtlos gegenüber, so dass beim 18:26 (48.) längst alles entschieden war. Zu einem erneuten Gmünder Aufbäumen kam es nicht mehr, zu harmlos präsentierte sich der Angriff. Der erst dritte Treffer von Nicola Rascher zum 21:29 (53.) war ohnehin nur noch Makulatur, bevor es dann richtig bitter wurde. Die Jets ließen die Köpfe hängen und wurden mit einem 0:6-Lauf dann förmlich aus der Halle geschossen. Youngster Louis Waldraff netzte noch einmal ein, am Ende der Lehrstunde stand mit 22:36 die dritthöchste Klatsche der Gmünder Oberliga-Historie. „Das war auch in dieser Höhe völlig verdient“, resümierte Stettner enttäuscht: „Es hätte aber überhaupt nicht soweit kommen müssen, weil wir eine gute erste Halbzeit gespielt haben. Doch diese zweite Halbzeit hatte überhaupt nichts mit dem zu tun, wie wir Handball spielen wollen.“
Da es nicht der erste Einbruch dieser Art war, will der Trainer auch nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Im Montagstraining werde man sich die demütigende Klatsche noch einmal gemeinsam auf Video anschauen: „Ob es nun das drittletzte oder erst das dritte Spiel ist, wir müssen das analysieren und unsere Lehren daraus ziehen. Es ist schon viel zu oft vorgekommen, dass wir uns in einer schlechten Phase komplett verrückt machen lassen anstatt weiter an uns zu glauben und unseren Matchplan umzusetzen.“ Besserung folgen soll am kommenden Samstag (20 Uhr / Große Sporthalle) gegen den Tabellensechzehnten TV Weilstetten – denn beim letzten Auftritt vor heimischer Kulisse will der TSB keine erneute Bauchlandung erleben.