Nächster Tiefschlag: TSB gibt den ersten Saisonsieg aus der Hand

Handball, Oberliga: Bis zehn Minuten vor Schluss wähnte sich der TSB Gmünd auf der Siegerstraße. Doch ein 0:5-Negativlauf führt zur unnötigen 27:28 (16:14) – Niederlage beim Aufsteiger TuS Schutterwald. Die "Jets" stehen nach dem zweiten Spieltag punktlos am Tabellenende.

 

Michael Stettner war am Sonntagabend sichtlich bedient. "Wir waren einfach zu blöd", polterte der frustrierte TSB-Trainer los, als er die über zweistündige Heimfahrt aus der Ortenau antrat. Völlig unbegreiflich schien es, wie die Gmünder zuvor den anvisierten Auswärtserfolg hergeschenkt hatten. "Wir hatten den Gegner eigentlich genau da, wo wir ihn wollten", verweist Stettner auf die 25:22-Führung elf Minuten vor dem Ende. Der TSB hatte es bis dahin sogar verpasst, das Polster weiter auszudehnen. Es folgte ein kollektiver Blackout mit fataler Folge.

 

Nach der 31:36-Auftaktschlappe gegen den TV Bittenfeld II hatte Stettner eine "deutliche Reaktion" seiner Mannen gefordert. Die bekam er über weite Strecken auch zu sehen, doch das altbekannte Problem blieb: Die "Jets" schafften es nicht, sich zu belohnen und die Partie in eine sichere Bahn zu lenken. Anders als in der Vorwoche fand der TSB zwar gut in die Partie und wollte dem vom deutlichen 38:32-Erfolg in Herrenberg euphorisierten Aufsteiger gleich den Zahn ziehen. Tom Abt und Nicola Rascher trafen innerhalb der ersten 90 Sekunden zum 0:2 (2.). Schutterwald drehte den Spieß dann umgehend um, der TSB ließ sich trotz des kurzzeitigen Rückstandes beim 5:4 (10.) nicht verunsichern.

 

Ganz im Gegenteil sogar: Im Tor lief Daniel Mühleisen zur Höchstform auf, Geburtstagskind Patrick Watzl und Linksaußen Eric Zimmermann sorgten mit fünf Toren in Folge für begeisternden Applaus bei den wenigen mitgereisten Fans. "Wir waren überlegen und hätten eigentlich deutlicher führen müssen", legt Stettner gleich den Finger in die Wunde. Zu unaufmerksam waren die Gmünder, fast jeder Abpraller landete in den Händen der Gastgeber. Für die 200 Zuschauer war das durchaus unterhaltsam: Erst kämpfte sich Schutterwald zurück und legte ein 12:11 (23.) vor, der TSB antwortete durch den ersten Treffer von Arian Pleißner und einen Doppelpack von Zimmermann zum 12:14 (25.). Für den Trainer hingegen war das Auf und Ab bloß ärgerlich: "Wir verfallen viel zu oft in den alten Trott, lassen vorne Chancen liegen und schaffen es so nicht, uns abzusetzen."

 

Erschwerend hinzu kam, dass Andreas Maier nach der zweiten Zeitstrafe schon früh Gefahr lief, die Rote Karte zu sehen. Um Maier zu schützen, kam Youngster Jonas Schwenk neu aufs Feld, um mit Nicola Rascher den Mittelblock zu bilden. Das zahlte sich zunächst aus: Dank zweier starker Aktionen von Spielmacher Abt nahmen die Gmünder eine Zwei Tore-Führung mit in die Pause und blieben auch danach am Drücker. Der starke Zimmermann erhöhte mit seinem sechsten Treffer auf 17:20 (39.), Maier stellte wenig später auf 20:23 (42.). Deutlicher konnte der TSB die Schutterwälder allerdings nie distanzieren – obwohl die Chancen vorhanden waren. "Aktuell ziehen wir zu viele Fahrkarten", haderte Stettner mit insgesamt 21 Fehlwürfen. Ein Problem, das sich seit vielen Monaten wie ein Roter Faden durchzieht – und in Schutterwald zum bösen Verhängnis wurde.

 

Der TuS tastete sich beim 22:23 (44.) abermals heran, bevor Rascher mit zwei verwandelten Strafwürfen den alten Abstand wieder herstellte. Heimtrainer Markus Lais zog die nächste Auszeit und dem TSB damit den Zahn. "Danach ist bei uns alles zusammengebrochen", hatte Stettner keine richtige Erklärung für den Blackout seines Teams. "Wild West" nannte er das, was sich im Angriff abspielte: Völlig ideenlos nahmen sich die Gmünder überhastete Würfe oder wollten sprichwörtlich "mit dem Kopf durch die Wand", nur um einen Ball nach dem anderen zu verlieren. Schutterwald hingegen hatte einen klaren Plan, setzte konsequent auf einen siebten Feldspieler und fand so immer wieder die Lücken. Der herausragende Mühleisen (22 Paraden), der später als Mann des Spiels ausgezeichnet wurde, kaschierte die Schwächen seiner Vorderleute zunächst. Doch als TuS-Rückraumkanonier Kevin Heuberger mit zwei kraftvollen Würfen zum 25:25-Gleichstand (53.) traf, gab es kein Halten mehr. Abermals Heuberger (8 Tore) und Rechtsaußen Michael Herzog (7/3) vollendeten den 5:0-Lauf und brachten die Hausherren damit auf die Siegerstraße.

 

Nach neun Minuten ohne eigenen Treffer sorgte Abt mit dem 27:26 (57.) nochmals für einen kleinen Hoffnungsschimmer bei den Gästen. Simon Seigel erhöhte für Schutterwald, TSB-Kreisläufer Jonas Waldenmaier erzielte 60 Sekunden vor Schluss den erneuten Anschlusstreffer. Tatsächlich bot sich den Gmündern dank einer Glanztat von Mühleisen noch die Chance, zumindest einen Punkt zu retten. Doch gegen leidenschaftlich verteidigende Gastgeber war kein Durchkommen zu finden. "Letztlich haben wir es nicht anders verdient", bilanzierte Stettner: "Wir haben es fünfmal verpasst, den Sack zuzumachen und das rächt sich dann. Es sind immer die gleichen Fehler, die uns das Genick brechen und aus denen wir nicht lernen. Wir waren nicht clever genug und sind selbst schuld an unserem Fehlstart."

 

Mit 0:4 Punkten steht der TSB vorerst am Tabellenende der Vorrundengruppe A, während Aufsteiger Schutterwald (4:0) vorerst ganz vorne steht. Ganz dicht dahinter liegt nach einem 36:22-Kantersieg über Herrenberg der TSV Heiningen, am kommenden Samstag (20 Uhr / Große Sporthalle) im Rahmen der Gmünder Ballmania zu Gast beim TSB Gmünd. "Heiningen kommt jetzt entweder zur falschen oder genau zur richtigen Zeit", blickt der Trainer voraus: "Denn ein Derby hat bekanntermaßen immer seine eigenen Gesetze." Für den TSB wäre es jedenfalls die beste Gelegenheit, um endlich in der neuen Saison anzukommen. So oder so ist schon nach dem zweiten Spieltag ordentlich Druck auf dem Kessel.

 

TSB: D. Mühleisen, Klemm – Rascher (7/4), Zimmermann (6), Abt (4), Maier (3), Watzl (3), Waldenmaier (3), Pleißner (1), Scholz, Bächle, J. Schwenk, Waldraff

 

(Nico Schoch)