Spiel drei nach dem „Neustart“: Hält die TSB-Heimserie gegen Baden-Baden?

Der TSB Gmünd muss sich insbesondere in der Abwehr steigern, um seinen Aufschwung am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) gegen den TVS 1907 Baden-Baden fortzusetzen. Die Videoanalyse und ein Rückkehrer sollen dabei helfen, den nächsten Drittliga-Absteiger stolpern zu lassen.

Die Mannschaft ist zwar die gleiche wie bei den vier Niederlagen zum Saisonauftakt, dennoch ist derzeit vieles neu beim TSB Gmünd. Im Auswärtsspiel am vergangenen Wochenende beim Spitzenreiter SG Köndringen/Teningen, als Tormann Daniel Mühleisen mit einem gehaltenen Strafwurf in letzter Sekunde zum gefeierten Helden wurde, feierten die neuen blauen Trikots ihre Premiere. Mit dem überraschenden, aber verdienten 39:39-Unentschieden sammelten die „Jets“ zugleich frisches Selbstbewusstsein für die kommenden, nicht weniger schweren Aufgaben. Der „Neustart“, den die Trainer Michael Stettner und Volker Haiser nach dem Fehlstart beschworen hatten, er scheint offenbar zu gelingen.
 
Schon gegen Schlusslicht Herrenberg (38:33) hatte sich der TSB das erste Erfolgserlebnis verdient. Der Coup in Köndringen/Teningen hat für den Vorletzten der Vorrundengruppe A zwar nur wenig an der Ausgangssituation verändert. „Sehr wohl aber in der Gefühlswelt und im Glauben an uns selbst“, betont Haiser: „Es hat der Seele richtig gut getan, dass wir einer absoluten Top-Mannschaft auf Augenhöhe begegnet sind und uns belohnt haben. Es war der nächste Schritt nach vorne, auch wenn natürlich noch nicht alles perfekt ist.“
 
Mit Blick auf das knallharte November-Programm war es eine erste Duftmarke der Gmünder, die mit Verspätung nun in der Runde angekommen sind. Am Samstag wartet mit dem TVS 1907 Baden-Baden der derzeitige Dritte, gefolgt von gleich zwei Duellen mit dem TV Willstätt innerhalb einer Woche sowie den Rückspielen gegen Baden-Baden und Köndringen/Teningen. „Wir haben gesehen, dass sie alle verwundbar sind und wir uns nicht verstecken müssen“, sagt Haiser über die letztjährigen Drittligisten, welche natürlich den Einzug in die Aufstiegsrunde anstreben: „Es wäre vermessen, nun zu sagen, dass wir alle diese fünf Spiele gewinnen werden. Doch wir können für Überraschungen sorgen, besonders in eigener Halle.“
 
Da scheint Baden-Baden gerade recht zu kommen. Der Verein, der vormals unter dem Namen TV Sandweier antrat, zählt seit 2011 zum festen Inventar der Oberliga – von zwei einjährigen Abstechern in die Drittklassigkeit einmal abgesehen. Fünfmal traten die Grün-Weißen bislang in Gmünd an und konnten dort noch nie gewinnen. Vor zwei Jahren gewann der TSB sogar das Auswärtsspiel durch ein tolles Freiwurftor von Nicola Rascher mit 26:25 und überraschte den späteren Aufsteiger im Rückspiel abermals. Beim 30:25-Erfolg der damals noch von Dragos Oprea gecoachten Jets fieberte Haiser noch als Zuschauer von der Tribüne aus mit. Rückschlüsse für das kommende Aufeinandertreffen lassen sich daraus ohnehin kaum ziehen, wie der Co-Trainer beobachtet hat: „Damals hatte Baden-Baden eine spielerisch starke, schnelle Mannschaft mit wendigeren Spielern im Angriff. Heute setzten sie eher auf Körperlichkeit.“
 
TVS-Coach Sandro Catak, ehemals Profi bei HBW Balingen-Weilstetten und der SG BBM Bietigheim, hatte vor seiner fünften Runde einen großen Umbruch zu bewältigen. Sechs langjährige Leistungsträger haben ihre Karriere beendet. Darunter auch Rechtsaußen Christian Fritz, der mit über 1700 Oberliga-Treffern sogar TSB-Legende Aaron Fröhlich (1000) in den Schatten stellt. „Wir haben auf jeden Fall viel Erfahrung verloren“, so Catak: „Doch wir haben den Kader verjüngt und sind zuversichtlich, dass es passt.“ Bislang jedenfalls liegt das Team aus der Kurstadt mit vier Siegen voll auf Kurs, auch wenn es in Willstätt (23:29) und Weinsberg (30:32) die ersten zwei Niederlagen setzte. Am vergangenen Sonntag demontierte der TVS die immer noch punktlosen Herrenberg mit 40:27.
 
Es war eine Machtdemonstration, die auch Volker Haiser staunend zur Kenntnis genommen hat. „Es war ein Pflichtsieg, aber in der Höhe etwas überraschend“, meint der 57-Jährige. Gemeinsam mit Michael Stettner investierte er über den Feiertag hinweg wieder einmal viel Zeit in die Videoanalyse. Dabei überlassen die beiden Gmünder Coaches nichts dem Zufall, sowohl bei den eigenen als auch bei den Partien der kommenden Gegner wird jedes Detail seziert. Im Abschlusstraining wird dann der Matchplan entwickelt, so geschehen auch an diesem Donnerstagabend. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf der eigenen Abwehr. Denn trotz starker Leistungen von Beachhandball-Nationaltorwart Daniel Mühleisen kassierte der TSB bislang durchschnittlich 33 Gegentore pro Spiel – mehr als jedes andere Team in der Gruppe A.
 Zwei Rückkehrer könnten demnächst schon für neue Stabilität sorgen. Die personelle Lage ist ohnehin unverändert gut beim TSB, zuletzt haben sich Philipp Schwenk nach längerer Pause und der Langzeitverletzte Stephan Mühleisen im Training zurückgemeldet. Schwenk, mit 31 Jahren der älteste Feldspieler im Gmünder Kader, ist allerdings aufgrund seiner anhaltenden körperlichen Beschwerden aktuell noch kein Thema. Kreisläufer Mühleisen, der zuletzt für drei Wochen in den USA weilte, tastet sich elf Monate nach seiner schweren Schulterverletzung immer näher heran und könnte zumindest im Angriff zum Einsatz kommen. „In der Abwehr traut er sich noch nicht ganz und geht nur mit einem Arm in den Zweikampf“, berichtet Haiser: „Doch er wird sich am Samstag mit der Mannschaft warmlaufen und vielleicht einen Kurzeinsatz bekommen, wenn er denn will und sich bereit fühlt.“
 
 
Zur taktischen Marschroute verrät Haiser nur so viel: Mit starkem Blockspiel und der nötigen Aggressivität gilt es nun dem starken Rückraum aus Baden-Baden entgegenzutreten. So soll die Achse um Spielmacher Jeremias Seebacher (24 Saisontore), dem Halblinken Lukas Veith (24) und Linkshänder Ben Veith (27) gar nicht erst zur Entfaltung kommen. „Wir müssen es schaffen, ihren sehr körperbetonten Handball zu kontrollieren, um dann selbst ins Tempospiel zu kommen“, appelliert der Gmünder Co-Trainer. Mit der gleichen taktischen Disziplin wie zuletzt und einer noch geringeren Fehlerquote will der TSB erneut bis zur Schlussphase in Schlagdistanz bleiben, um dann möglicherweise für die nächste Überraschung zu sorgen. „Was diese Punkt dann wert sind, werden wir ohnehin erst später sein“, ergänzt Haiser zwar. Denn nach dem aktuellen Stand würde der TSB zur zweiten Saisonhälfte in die Abstiegsrunde rutschen. Punktgewinne gegen die vier besten Teams der Vorrundengruppe, die dann um den Aufstieg spielen, fallen aus der Wertung.
 
Um solche Rechenspiele kümmert sich nach erst sechs von 16 Hinrundenspielen noch niemand. „Uns tut einfach jedes Erfolgserlebnis gut“, so Haiser: „Wir wollen unsere Leistung weiter stabilisieren und den eingeschlagenen Weg fortsetzen.“ Die neuen Trikots sollen auch vor heimischer Kulisse als Glücksbringer beim schwierigen Neustart dienen.
 
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Arian Pleißner, Louis Waldraff, Jonas Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Vincent Pick, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier
 
(Nico Schoch)