Handball, Oberliga: Vor drei Wochen überraschte der TSB Gmünd mit einem Heimsieg gegen den TVS 1907 Baden-Baden, doch nicht nur aufgrund der angespannten Personalsituation das Rückspiel am Samstag (20 Uhr / Rheintalhalle) ungleich schwerer. Der Drittliga-Absteiger stellt die stärkste Abwehr der Liga und konnte seine bisherigen vier Heimspiele allesamt gewinnen.
Die Reihe der Herkulesaufgaben geht für den TSB Gmünd ohne Verschnaufpause weiter. Zum fünften Mal nacheinander stehen die „Jets“ nun einem letztjährigen Drittligisten gegenüber. Die Rollen bleiben dabei klar verteilt. Auch der TVS 1907 Baden-Baden strebt wieder nach oben und zählt für TSB-Trainer Michael Stettner neben dem TV Willstätt und der SG Köndringen/Teningen zu den drei „Top-Mannschaften“ der Vorrundengruppe A. Doch ausgerechnet in diesem Hammer-Programm haben die Gmünder ihre wahre Stärke wiederentdeckt. Zwei Siege und ein Unentschieden aus den bisherigen vier Herkulesaufgaben – diese starke Ausbeute hätten vor einem Monat wohl nur die kühnsten Optimisten erwartet.
Auch die bittere, weil vermeidbare 29:30-Heimschlappe gegen Willstätt soll den TSB nun nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen. „Da dürfen wir jetzt nicht zu viel Negatives herein interpretieren und dürfen uns auf gar keinen Fall davon herunterziehen lassen“, gab Stettner seinen Mannen auf den Weg. Im Rückblick war es ein weiterer Auftritt, der Mut macht für die nun angebrochene zweite Vorrundenhälfte: „Wir waren mindestens auf Augenhöhe. Doch die Jungs wissen, dass diese unglückliche Niederlage selbstverschuldet war und woran es lag.“
Die große Baustelle war die eigene Chancenverwertung. In Köndringen (39:39) und Willstätt (37:29) hatte der TSB zuvor noch ein echtes Offensiv-Feuerwerk abgebrannt, doch ausgerechnet in den letzten fünf Minuten ging am vergangenen Sonntag das Pulver aus. „Da haben wir einfach zu viel verballert“, ärgert sich Stettner, der deshalb „jetzt aber kein Fass aufmachen“ will. Zwar war beim Montagstraining dann gleich einmal intensives Wurftraining angesagt – das allerdings lag viel mehr an den personellen Baustellen, die sich aufgetan haben. Philipp Schwenk klagt über Schmerzen an der Achillesferse, zu Wochenbeginn haben sich dann auch noch der jüngere Bruder Jonas Schwenk und Linkshänder Patrick Watzl krankgemeldet. Bei den beiden Letztgenannten gibt sich der Trainer hoffnungsvoll, dass sie bis Samstag wieder einsatzfähig sind. Überaus fraglich scheint das bei Tom Abt, der stark angeschlagen aus dem letzten Spiel ging und sich nun ebenfalls zum Lager der Kranken gesellt, sowie bei Stefan Scholz. Der Rückraumrechte zog sich eine starke Prellung an der Ferse zu. „Derzeit kann er nicht richtig laufen und ich gehe nicht davon aus, dass es bei ihm reicht“, berichtet Stettner.
Das klingt nach einer alles andere als optimalen Vorbereitung. Zumal dem TSB der nächste „richtig schwere Brocken“ bevorsteht. „In Baden-Baden erwartet uns mit das schwerste Spiel, das es gibt“, ahnt der Trainer. Drei Wochen ist es her, da gelang den Gmündern in eigener Halle ein 31:28-Coup und vermasselten dem TVS damit die Tabellenführung. Mit bis zu sieben Toren lagen die Jets während der ersten Hälfte in Führung und behielten nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich in der Schlussphase einen kühlen Kopf. Es versteht sich von selbst, dass der jetzige Gruppendritte unbedingt Revanche nehmen will. Zumal sich die vom einstigen Balinger Bundesligaspieler Sandro Catak trainierten Grün-Weißen längst eindrucksvoll zurückgemeldet haben, indem sie den südbadischen Klassiker gegen die bis dahin ungeschlagene SG Köndringen-Teningen gleich zweimal innerhalb einer Woche souverän mit 35:31 und 26:23 gewannen.
Ein echtes Ausrufezeichen, wenn auch keine ganz große Überraschung aus Stettners Sicht. Denn nach dem im Sommer eingeleiteten Umbruch findet das TVS-Kollektiv immer besser zueinander, was besonders für die Defensive gilt. „Sie leben von ihrer Abwehrarbeit“, sagt der TSB-Trainer mit Blick auf die durchschnittlich nur 27 Gegentreffer des TVS pro Partie – ein ligaweiter Bestwert. Zumindest beim ersten Duell gelang es den Jets recht eindrucksvoll, dieses Bollwerk mit konsequentem Tempospiel zu durchbrechen. Doch es ist damit zu rechnen, dass sich Baden-Baden nun ähnlich gezielt auf diese Gmünder Stärken vorbereite wie es zuletzt Willstätt tat. Zumal der TVS seine weiße Weste mit vier Siegen aus vier Spielen in der heimischen Rheintalhalle behaupten will, der TSB konnte bei fünf Versuchen erst einmal beide Punkte von dort entführen.
„Baden-Baden wird sicherlich etwas geraderücken und zeigen wollen, dass das ein Ausrutscher war“, beschwört Stettner trotz dem Hinspielerfolg die inzwischen lieb gewonnene Außenseiterrolle: „Wir fahren völlig ohne Druck dorthin. Doch wenn wir unsere Stärken einbringen, brauchen wir uns nicht zu verstecken.“ Druck verspüren die Gmünder auch beim Blick auf die Tabelle nicht. Als Siebter (7:11 Punkte) liegen sie weiterhin um drei Zähler hinter den oberen vier Rängen zurück, die den Einzug in die Aufstiegsrunde und damit den sicheren Klassenverbleib bedeuten. „Es wäre vermessen, uns aktuell damit zu beschäftigen“, will Stettner das gar nicht weiter thematisieren. Zu viel Bewegung ist weiterhin in der Gruppe. Bei noch sieben ausstehenden Vorrundenpartien bleibt es wohl bis zum Schluss völlig unklar, welche Punkte in die zweite Saisonhälfte mitgenommen werden.
„Wir denken weiter nur von Spiel zu Spiel und wollen so viele Punkte wie möglich holen, um gut vorbereitet zu sein“, hält der TSB-Trainer an seiner Marschroute fest. Bei einem Aufstiegsaspiranten wie in Baden-Baden winken da wohl eher „Bonuspunkte“, mit denen man aber weiter Boden gut machen könnte. Vorausgesetzt, der ausgedünnte Gmünder Kader knüpft an seine jüngsten Vorstellungen an. „Wir wollen den Favoriten nun auch auswärts ärgern“, betont Stettner: „Wenn wir in der Crunch-Time dann immer noch in Reichweite sind, dann müssen wir auch einfach ein bisschen abgezockter sein als gegen Willstätt.“
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt (?), Andreas Maier, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk (?), Stefan Scholz (?), Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier