Handball, Oberliga: Bis zum Schluss wehrte sich der TSB Gmünd tapfer, konnte den Heimnimbus des TVS 1907 Baden-Baden aber nicht brechen. Eigene Fehler in den entscheidenden Momenten führen zur 27:32 (12:17) – Niederlage beim abgezockten Tabellenzweiten.
Die Rheintalhalle im beschaulichen Sandweier war für die „Jets“ schon in der Vergangenheit kein gutes Pflaster und bleibt in dieser Saison eine uneinnehmbare Festung. Als nunmehr fünftes Team musste der TSB Gmünd mit leeren Händen die Heimreise antreten, war in den 60 Minuten allerdings ein mehr als würdiger Gegner. Bis zum Stand von 23:25 sieben Minuten vor Schluss durften die Gäste aus der Stauferstadt an einer weiteren Überraschung schnuppern, bevor der TVS 1907 Baden-Baden spät doch noch alles klar machte. „Ich hatte großen Respekt“, betonte ein erleichterter Sandro Catak anschließend. Nicht zuletzt deshalb, weil dem TVS-Trainer die 28:31-Niederlage in Gmünd drei Wochen zuvor noch im Kopf steckte: „Gmünd hat Qualität, was wir auch heute gemerkt haben. Unser Sieg ist aber sicherlich verdient. Wir haben immer geführt und sind in kritischen Phasen cool geblieben.“
Seinem Gegenüber Michael Stettner wäre ein möglicher Punktgewinn lieber gewesen als die Komplimente des Gegners. Daran, dass der Baden-Badener Erfolg vollauf verdient war, ließ auch der Gmünder Coach keine Zweifel. „Alles in allem kann ich meinen Jungs überhaupt keinen Vorwurf machte“, lobte er den aufopferungsvollen Kampf. „Wir wussten, dass die Trauben in Baden-Baden wirklich hoch hängen und haben es trotz einer suboptimalen Trainingswoche sehr ordentlich gemacht. Es gibt nicht viele Mannschaften, die hier bis kurz vor Schluss auf Augenhöhe sind.“ Ankreiden musste sich der TSB lediglich die mangelnde Kaltschnäuzigkeit. Immer, wenn es eng wurde, blieben die starken Hausherren dennoch einen Schritt voraus. Kein einziges Mal kamen die Gmünder zum Ausgleich.
Vor allem in der Anfangsphase war das eigene Spiel zu fehlerbehaftet und so lag der TSB vom 0:2 (3.) an stets im Hintertreffen. Der gewohnt treffsichere Rechtsaußen Wolfgang Bächle sorgte zwar dafür, dass seine Mannen in Schlagdistanz blieben. Doch meist mühten sich die Jets vergeblich am Baden-Badener Abwehrbollwerk ab, während die eigene Defensive kaum Zugriff fand. Das besserte sich erst, als der Trainer auf eine offensivere 5-1 Formation umstellte. „So haben wir den Gegner zu ein paar mehr Fehlern gezwungen“, sagt Stettner. Mit Blick auf die insgesamt zwölf Fehlwürfe in der ersten Halbzeit merkt er allerdings an: „Leider haben wir es nicht geschafft, unsere eigenen Fehler zu minimieren.“
Dazu zählte auch ein beim Stand von 8:10 (18.) besonders ärgerlicher Siebenmeter-Fehlversuch von Eric Zimmermann. Wenig später erlebten die wenigen mitgereisten Gmünder Fans dann eine echte Premiere. Kreisläufer Jonas Waldenmaier trat erstmals in seiner Karriere zum Strafwurf an und verwandelte sicher zum 11:14 (27.). „Waldi hatte ein gutes Gefühl aus dem Training und hat als Führungsspieler die Verantwortung übernommen“, so Stettner. Dennoch drohte der TSB frühzeitig auf die Verliererstraße zu geraten. Zur Halbzeit stand es 12:17 (30.), nach dem Seitenwechsel wuchs der Rückstand zwischenzeitlich sogar auf sechs Tore an. An ihrer bärenstarken Mentalität allerdings ließen die Jets wie schon in den vergangenen Wochen keine Zweifel aufkommen. Nach Stettners zweiter Auszeit verkürzten Bächle und Waldenmaier auf 17:21 (43.). Im Rückraum überzeugte nun Arian Pleißner an der Seite von Kapitän Nicola Rascher, der 20-Jährige machte eines seiner bislang besten Oberliga-Spiele und avancierte mit sechs Treffern zum besten Gmünder Werfer.
Als Philipp Schwenk dann zum 22:24 (51.) traf, schien die Aufholjagd endlich belohnt zu werden. Das selbst gesteckte Ziel, in der Schlussphase noch in Reichweite zu sein, war erreicht. Doch gerade dann war Baden-Baden einen Tick cooler. TVS-Tormann Andreas Uttke war mit einigen spektakulären Paraden zur Stelle. Doch selbst, wenn er überwunden wurde, konnte der TSB keinen Vorteil gewinnen. Mit einem zusätzlichen Feldspieler erspielten sich die Gmünder zwar viele gute Chancen, doch das leerstehende Tor war eine Einladung für den TVS-Abwehrspezialisten Julian Schlager. Nach einem Gmünder Ballverlust traf Schlager aus der Distanz zum 27:23 (55.). Pleißner verkürzte nochmals, doch prompt antwortete Schlager mit seinem bereits fünften Wurf ins verwaiste TSB-Gehäuse – die Entscheidung.
Letztlich ging den Gästen die Kraft aus, das dauerhafte Ankämpfen gegen den Rückstand hatte zu viele Körner gekostet. „Die Hypothek war ein Stück zu hoch für uns“, bedauert Stettner. Seine Sorgenfalten hatten sich ohnehin schon vertieft, als Linkshänder Patrick Watzl zu Beginn der zweiten Hälfte vom Feld gehumpelt war. Tom Abt und Zimmermann waren stark angeschlagen in die Partie gegangen, auch Rascher biss bis zum Schluss auf die Zähne. Im Vollbesitz ihrer Kräfte waren die Leistungsträger allesamt nicht. So war die 27:32-Niederlage – Pleißner betrieb mit seinen zwei letzten Treffern noch etwas Ergebniskosmetik – nicht abzuwenden.
Obwohl die zweite Niederlage innerhalb einer Woche gegen einen Drittliga-Absteiger im ersten Moment weh tat, wollte Stettner das Positive herausziehen: „Wir haben wieder einmal gesehen, dass wir uns vor gar keinem Gegner in dieser Liga verstecken müssen.“ Auch nicht vor dem Tabellennachbarn SG Köndringen/Teningen, der am kommenden Sonntag (18 Uhr) seine Visitenkarte in der Gmünder Großsporthalle abgibt und für seine Aufstiegschance zwingend gewinnen muss. Immerhin konnte der TSB dem Favoriten schon im Hinspiel ein 39:39-Remis abluchsen. Weshalb der Trainer auch an der bewährten Marschroute festhält: „Wir werden versuchen, sie zu ärgern. Mit dem Kampfgeist der Jungs ist auch dann etwas für uns drin.“
TVS: Dominik Horn, Andreas Uttke, Dominik Merz – Julian Schlager (6), Maximilian Mitzel (5), Elias Meier (5), Maximilian Strüwing (5/1), Tim Krauth (3), Jeremias Seebacher (2), Lukas Veith (2), Andre Ockert (2), Maximilian Vollmer (1), Mirco Schlageter (1), Sebastian Wichmann, Matthias Seiter, Ben Veith
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Arian Pleißner (6), Jonas Waldenmaier (5/2), Wolfgang Bächle (4), Nicola Rascher (3), Tom Abt (2), Andreas Maier (2), Philipp Schwenk (2), Eric Zimmermann (1), Patrick Watzl (1), Jonas Schwenk (1)
Siebenmeter: TVS 1/1 – TSB 3/2
Zeitstrafen: TVS 4 Minuten – TSB 4 Minuten
Schiedsrichter: Roland Hofmann (TSV Amicitia Viernheim), Daniel Sohns (SG Heddesheim)
Zuschauer: 350
(Nico Schoch)