Letzte Runde im „Prime-Block“: TSB Gmünd bleibt im Angriffsmodus

Handball, Oberliga: Die Kräftemessen mit den Drittliga-Absteigern haben beim TSB Gmünd Lust auf mehr gemacht. Zum sechsten Mal in Folge wollen die „Jets“ am Sonntag (18 Uhr / Große Sporthalle) ihre Außenseiterchance nutzen, während die SG Köndringen/Teningen unter enormem Druck steht.

 

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Im neuen Oberliga-Modus ist das Gesetz. So hat auch der TSB Gmünd zwei beherzte, wenn auch unbelohnte Auftritte gegen Willstätt (29:30) und Baden-Baden (27:32) schnell wieder abgehakt. Sechs Vorrundenspieltage stehen noch aus und es ist völlig unklar, welche vier Teams anschließend in die Aufstiegsrunde einziehen. Als Gruppensiebter mit fünf Punkten Rückstand müssen sich die „Jets“ wohl auf ein längeres Zittern in der Abstiegsrunde einstellen, gefallen sich aber sehr wohl in der Rolle des Jägers. „Solange wir rechnerisch noch Vierter werden können, wollen wir das auch versuchen“, lautet die Kampfansage von Trainer Michael Stettner.

 

Die jüngste Niederlage war daher „kein Genickbruch“, denn beim Zweiten Baden-Baden zeigt der Kurs klar in Richtung Aufstiegsrunde. Weitaus spannender erscheint die Konstellation für das letzte Gmünder Heimspiel im Jahr 2023 – und zwar für beide Seiten. Die kriselnden Gäste von der SG Köndringen/Teningen könnten mit einem Sieg wieder nach oben rutschen, dann würden für den TSB auch diese Minuspunkte in einer wahrscheinlichen Abstiegsrunde aus der Wertung fallen. Umgekehrt könnte der TSB nun den einstigen Drittliga-Dino mit hinunterziehen und die Punkte mit in die Rückrunde nehmen.

 

Die Zeit der Rechenspiele ist längst eingeläutet, der Gmünder Coach will sich daran allerdings nicht beteiligen. „In zwei Wochen kann sich fast alles um 180 Grad drehen, dann hat dieses Beispiel vielleicht gar keine Relevanz mehr“, spielt Stettner auch auf die eigene Restchance an, doch noch das scheinbar Unmögliche zu schaffen und der Abstiegsrunde zu entgehen. Keine Partie wird abgeschenkt, nur weil die zu gewinnenden Zähler später vielleicht nicht mehr von Bedeutung sind. „Die beste Herangehensweise“, so Stettner, „ist es, so viele Punkte zu holen wie nur möglich. Da ist es völlig egal, gegen welchen Gegner.“ Die in den vergangenen Wochen zur Gewohnheit gewordene Außenseiterrolle kommt dem TSB da mehr als gelegen.

 

Mit namhaften Neuzugängen wie dem bundesligaerfahrenen Heimkehrer Pascal Bührer (Eulen Ludwigshafen) und dem französischen Tormann Clément Gaudin (Istres Provence HB) startete die SG Köndringen/Teningen ihre Mission Wiederaufstieg zunächst plangemäß. Allerdings nur bis Ende Oktober, als der TSB beim 39:39-Remis einen völlig unerwarteten Punkt aus der Teninger Ludwig-Jahn-Halle entführte. Aus Gmünder Sicht war es der verheißungsvolle Auftakt zum „Prime-Block“ (O-Ton Stettner), in dem die Jets mit zwei Siegen gegen Willstätt und Baden-Baden aufhorchen ließen. „Vielleicht hätten wir sogar den einen oder anderen Punkt mehr holen können“, attestiert Stettner seinem Team erhebliche spielerische Fortschritte. Denn in den scheinbar ungleichen Duellen agierte der TSB stets auf Augenhöhe mit den letztjährigen Drittliga-Absteigern.

 

Köndringen/Teningen wiederum verlor in der Zwischenzeit gleich beide Derbys gegen Baden-Baden mit 31:35 und 23:26. Zudem fällt Innenblocker und Rückraumlinker Jonas Meyer mit einer Knieverletzung bis ins neue Jahr hinein aus. Stand jetzt wäre die SG nicht für die Aufstiegsrunde qualifiziert. „Den Druck haben sie definitiv“, erwartet Stettner nun eine Trotzreaktion der favorisierten Gäste, die neben einer Portion Wut im Bauch auch die wohl stärkste Offensive der Liga mitbringen. Deren Dreh- und Angelpunkt ist Torjäger Maurice Bührer, mit 84 Treffern aus acht Partien der beste Werfer ligaweit. Überragende 17-mal traf der Halblinke in Baden-Baden und 14-mal im Hinspiel gegen den TSB, als er jedoch mit einem vergebenen Strafwurf in letzter Sekunde die Punkteteilung besiegelte.

 

Bei diesem 78 Tore-Spektakel zeigten die Gmünder ihre bislang stärkste Angriffsleistung, die es nun zu wiederholen gibt. „Wenn wir allerdings wieder 39 Tore kassieren, dann wird es ganz schwer“, ergänzt Stettner mit einer Portion Galgenhumor. Eine stabilere Abwehr soll der Schlüssel sein, um die Qualität von Bührer & Co. zumindest einzudämmen. Dabei können Philipp Schwenk (Achillessehnenprobleme) und Stephan Mühleisen (Rückkehr nach schwerer Schulterverletzung) wohl nicht mitwirken, doch zumindest bei den angeschlagenen Teamkollegen zeigt der Daumen nach oben. Spielmacher Tom Abt und Linksaußen Eric Zimmermann konnten im Training wieder voll mitwirken, ebenso Kapitän Nicola Rascher trotz anhaltender Knieschmerzen. Besonders gut tut es der dünnen Personaldecke, dass Stefan Scholz nach kurzer Zwangspause wieder seine Rolle im rechten Rückraum einnehmen kann. „Wenn da kein kurzfristiger Rückschlag kommt, ist er einsatzbereit“, zeigt sich der Trainer zuversichtlich.

 

Zur ungewohnt späten Anwurfzeit am Sonntag um 18 Uhr heißt es dann, zum sechsten und vorerst letzten Mal einen Drittliga-Absteiger zu ärgern. „Wir wollen unser Spiel so gut es geht aufziehen und in der Crunch-Time bereit sein, um vielleicht etwas mitzunehmen“, predigt Stettner seine bekannte Marschroute: „Wir wissen, dass wir nicht der Favorit sind. Das ist mittlerweile nicht neu für uns. Aber wir wissen auch, dass wir dem Gegner weh tun können.“ Ob die nächsten Punkte aufs eigene Konto wandern und wie viel diese dann auch wirklich wert sind, das haben die TSBler in den kommenden Wochen in der eigenen Hand.

 

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk (?), Stefan Scholz, Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Vincent Pick, Louis Waldraff, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen