Alles andere als ein Bonusspiel: TSB Gmünd will beim Gruppenersten nachlegen

Handball, Oberliga: In der angebrochenen Abstiegsrunde ist der TSB Gmünd derzeit die Mannschaft der Stunde. Diese Formstärke gilt es am Samstag (20 Uhr / Lixsporthalle) beim TSV Blaustein zu bestätigen, um das dünne Polster nach hinten weiter auszubauen.

 

Ein solch emotionaler Sieg in letzter Sekunde, der fehlte Michael Stettner noch auf seiner „Bucket List“ nach bald zwei Jahren als Trainer beim TSB Gmünd. Oftmals hatte die jüngste Mannschaft der Oberliga bislang nicht das nötige Glück auf ihrer Seite, gegen die TSG Söflingen wiederum bestrafte Spielmacher Tom Abt den verpassten Torwartwechsel der Gäste mit dem Treffer zum 32:31-Endstand. „Dass man so mit einer ganz anderen Stimmung in die Trainingswoche hineingeht, versteht sich von selbst“, steht Stettner die Freude immer noch ins Gesicht geschrieben.

 

Es passt einfach ins Bild, das der TSB im Jahr 2024 abgibt. Von den vergangenen sechs Partien gingen nur zwei verloren, die zudem überhaupt nicht mehr ins Gewicht fallen. Sowohl beim TV Bittenfeld II (33:40) als auch beim TSV Heiningen (29:30), die nun um den Drittliga-Aufstieg kämpfen, schlugen sich die Gmünder trotz dünner Personaldecke wacker. Mit Blick auf die Abstiegsrunde wiederum sicherten sich die Jets vier wichtige Siege in Serie und sind damit quasi die Mannschaft der Stunde. 12:6 Punkte und der vierte Rang im Zehnerfeld versprechen zumindest vorläufig etwas Sicherheit.

 

„Die letzten Wochen waren sicher nicht verkehrt“, fasst Stettner ganz diplomatisch zusammen. Von einer Vorentscheidung sei man ohnehin noch weit entfernt: „Wir müssen nun genauso weitermachen. Denn es sind noch neun Spiele und nur vier Punkte Vorsprung, so viel ist das nicht.“ Wobei es tatsächlich auch noch ein paar kleine Fragezeichen gibt, wie viele Mannschaften nach dem 11.Mai absteigen müssen. Die bangen Blicke richten sich auf die 3.Liga Süd, wo HT München (7:33 Punkte), der VfL Waiblingen (6:36) und die TGS Pforzheim (2:38) in der roten Zone liegen. Nur wenn München den Viertletzten HBW Balingen-Weilstetten II (12:30 Punkte) noch vom rettenden Ufer verdrängt, würde es in der BW-Oberliga fünf statt vier Absteiger geben. Umgekehrt könnte es einen Verein weniger erwischen, da Drittliga-Schlusslicht Pforzheim nicht für die Oberliga melden will. Allerdings hat die SG Pforzheim/Eutingen II aus der Badenliga bereits angekündigt, diesen vakanten Platz mittels einer Spielklassenübertragung einzunehmen.

 

Diese Nebengeräusche werden beim TSB Gmünd derzeit völlig ausgeblendet. Das Motto heißt einfach nur: Punkten, punkten, punkten. Die bevorstehenden Aufgaben beim Gruppenersten
TSV Blaustein und kommende Woche zuhause gegen den Dritten TVG Großsachsen sind alles andere als Bonusspiele, wie Stettner festhält: „In dieser Abstiegsrunde haben sich alle eine relativ ähnliche Ausgangslage geschaffen und begegnen sich auf Augenhöhe. Blaustein ist in eigener Halle vielleicht in der Favoritenrolle, doch ich sehe uns absolut nicht als chancenlos.“

 

Zumal es noch gar nicht so lange her ist, als der TSB letztmals beim damaligen Tabellenführer TSV Blaustein groß auftrumpfte. Herausragende 14 Tore hatten im November 2022 den Weg zu einem in dieser Höhe völlig überraschenden 38:30 (24:17) – Auswärtssieg geebnet. Noch so ein Auftritt, der in Stettners bald endenden Amtszeit einen besonderen Platz einnimmt. „Doch davon können wir uns aktuell gar nichts kaufen“, schiebt der Trainer diese schöne Erinnerung schnell beiseite: „Natürlich wissen die Jungs das noch, doch diese Thema werden wir nun nicht groß ansprechen. Von der Ausgangslage her lässt sich das gar nicht vergleichen.“

 

Denn der Druck ist auf beiden Seiten nun weitaus höher. Erst am letzten Vorrundenspieltag hatte Blaustein mit einer 28:33-Niederlage gegen Neuling HSG Ostfildern den Einzug in die Aufstiegsrunde verpasst, den Abstiegskampf allerdings sofort voll und ganz angenommen. Beim Viertletzten TuS Schutterwald drehte das Team vom früheren Lautersteiner Coach Hagen Gunzenhauser in der Schlussviertelstunde einen Drei Tore-Rückstand noch in einen 31:30-Sieg. Das kam auch dem TSB entgegen, da das bereits erwähnte Vier Punkte-Polster zu den Abstiegsrängen bestehen blieb. Einzig die 31:34-Derbyschlappe gegen Söflingen trübt bislang die ansonsten makellose Blausteiner Bilanz.

 

Ohnehin sei der Gegner mit der vorhandenen Qualität und Erfahrung an der Spitze der Abstiegsrunde anzusiedeln, findet Stettner: „Da kommt eine große Aufgabe auf uns zu. Blausteins Kreisläufer sind körperlich extrem stark und im Rückraum haben sie extrem viel Wurfkraft, dort ist Axel Steffens der Kopf dieser Truppe.“ Die treffsichersten Akteure sind Rechtsaußen Christoph Spiß (77 Saisontore) und sein Pendant auf der linken Außenbahn, der reaktivierte Co-Trainer Philipp Frey (77/27).

 

Um einfache Tore zu verhindern, muss die Gmünder Abwehr daher von Beginn an hellwach sein. „Wir waren nicht über 60 Minuten so stabil, wie wir uns das vorstellen“, machte Stettner am vergangenen Wochenende noch Steigerungspotenzial aus. Das gilt übrigens trotz der mit 32 Toren starken Ausbeute auch für die eigene Chancenverwertung: „Technische Fehler können immer vorkommen, doch die freien Würfe müssen wir mit viel mehr Überzeugung reinhauen. Insgesamt ist es nicht verkehrt, was wir offensiv machen.“

 

Allerdings hat der Kraftakt gegen Söflingen seine Spuren hinterlassen. Siegtorschütze Abt klagt über Beschwerden an seinem lädierten Sprunggelenk. „Er lief zu Wochenbeginn gar nicht rund“, hofft Stettner dennoch auf den Einsatz seines Spielmachers. Tribut zollen für den hohen Einsatz musste auch Kreisläufer Stephan Mühleisen, der erkältet im Training aussetzen musste. Ein Lichtblick ist die Rückkehr der angeschlagenen Youngster Louis Waldraff, Jonas Schwenk und Arian Pleißner. Neben Philipp Schwenk (Magen-Darm-Erkrankung) wiederum fällt Rechtsaußen Wolfgang Bächle nach seiner Hand-Operation weiterhin aus.

 

Umso mehr Steine sind den Gmündern vom Herzen gefallen, als sich der schlimme Verdacht auf einen Meniskusriss bei Kapitän und Top-Torjäger Nicola Rascher nicht bestätigt hat. „Das wäre der Worst Case und gleichzeitig das Saisonaus gewesen“, atmet Stettner nun kräftig aus. Der TSB-Trainer gibt zwar zu bedenken: „Er ist nicht komplett frei und beißt sich mit Schmerzen im Knie durch. Doch er stellt sich in den Dienst der Mannschaft und geht voran.“ Mit dieser Mentalität brauchen sich die Jets vor der hohen Hürde in Blaustein nicht zu verstecken.

 

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt (?), Kai Schäffner, Andreas Maier, Arian Pleißner, Jonas Schwenk, Philipp Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Vincent Pick, Louis Waldraff, Jonas Waldenmaier, Stefan Mühleisen, Ivo Dragicevic