Der TSB Gmünd will sich „durchbeißen“

Handball, Oberliga: Vom Dämpfer in Blaustein lässt sich der TSB Gmünd auf seinem Weg zum Klassenerhalt nicht aus dem Konzept bringen. Am Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) gilt es, den TV Germania Großsachsen und die beste Abwehr der Abstiegsrunde zu knacken.

 

Der Lage ist „bescheiden“, meint Michael Stettner. Damit meint der Trainer des TSB Gmünd weniger die sportlichen als die personellen Voraussetzungen. Denn als Tabellenvierter befinden sich die „Jets“ weiterhin voll auf Kurs in Richtung Ligaverbleib, obwohl der bedenkliche Leistungsabfall in den letzten 20 Minuten zur 30:34-Schlappe beim Gruppenersten TSV Blaustein führte. Deutlich kritischer waren die Schlusssekunden, als der in den vergangenen Wochen aufgeblühte Rückraumspieler Kai Schäffner mit blauen Bändern vom Feld humpelte. Das Gmünder Lazarett füllt sich damit weiter, da auch der angeschlagene Linksaußen Ivo Dragicevic weiter auszufallen droht und sich die Rückkehr von Wolfgang Bächle auf der rechten Außenbahn wohl noch bis in den April hinauszögern wird.

 

Damit nicht genug der Hiobsbotschaften: Beim 31:22-Heimerfolg des Perspektivteam im Landesliga-Derby gegen den TSV Heiningen II verletzten sich zudem die beiden Youngster Vincent Pick und Arian Pleißner. Die MRT-Untersuchung an Pleißners Knie steht noch aus, auf ihn muss der TSB vorerst ebenso verzichten wie auf den erkrankten Kreisläufer Stephan Mühleisen. Da passt es ins Bild, dass sich Top-Torjäger Nicola Rascher trotz seiner kürzlich diagnostizierten Meniskusquetschung weiter durchbeißen will und muss.

 

Immerhin die Wunde aus Blaustein ist mittlerweile schon verheilt. „Die Jungs können das sehr gut selbst reflektieren und wissen genau, was da schief gelaufen ist“, sagt Stettner über die fehlerhafte zweite Halbzeit inklusive der vielen vergebenen Torchancen. Wobei er das jähe Ende des Aufwärtstrends keinesfalls als Ausrutscher abstempeln will: „Dafür haben wir in der Vergangenheit einfach schon zu viele dieser Schwankungen drin gehabt.“ Es ist ein Thema, welches den im Sommer scheidenden Trainer auch vor seinen letzten acht Spielen mit dem TSB beschäftigt. In Einzelgesprächen tauscht er sich allen voran mit Kapitän Rascher und seinem Trainerpartner Volker Haiser aus: „Es lag nur an uns selbst und die Quittung war, dass wir so bei einem der stärksten Gegner in seiner hitzigen Halle verlieren. Doch wir haben nun gleich das nächste schwere Spiel vor uns. Darauf liegt unser voller Fokus.“

 

Trotz der Verletztenmisere liegen weiterhin alle Trümpfe in der eigenen Hand. Immer noch vier Punkte liegt der TSB Gmünd vor dem Viertletzten TuS Schutterwald. Sollte es durch einen Rückzug des designierten Drittliga-Absteigers TGS Pforzheim sogar nur drei Absteiger geben, liegt der Vorsprung sogar schon bei komfortablen acht Zählern. Für den Viertplatzierten (12:8 Punkte) dennoch kein Grund, nun die Zügel schleifen zu lassen. Sondern vielmehr ein Ansporn, um gegen den drittplatzierten TVG Großsachsen (16:4) das nachzuholen, was in Blaustein verpasst wurde: Nämlich sich in der Spitzengruppe der Abstiegsrunde festzubeißen.

 

Die Gäste aus Nordbaden seien zwar leicht favorisiert, doch Stettner merkt an: „Wir wollen jedes Heimspiel gewinnen und zwar unabhängig davon, wer da kommt.“ Durch eine Last Minute-Niederlage in Blaustein hatte Großsachsen erst am vorletzten Vorrundenspieltag den Einzug in die Aufstiegsrunde verpasst, meisterte zuletzt die Pflichtaufgaben bei Schlusslicht Herrenberg (38:25) und gegen Schutterwald (36:30) sehr souverän. Einen Großteil der Mannschaft, die ab Sommer unter anderem mit Drittligist SG Leutershausen in der neuen Spielgemeinschaft „Saase³ Leutershausem“ aufgehen wird, kennen die Gmünder bereits aus der Vorsaison. Bei Stettners Debüt unterlag der TSB damals mit 30:37 an der Bergstraße, bügelte das aber mit einem 39:31 im Rückspiel vor heimischer Kulisse wieder aus.

 

Von diesem deutlichen Erfolg vor einem Jahr lassen sich die Jets aber keinesfalls blenden. „Wir sind gewarnt vor dieser ziemlich kompletten Truppe“, betont Stettner. Er hebt die starke Rückraumachse um Spielmacher Jonas Schneider (96 Tore) sowie den nach langer Verletzungspause zurückgekehrten Rechtsaußen Simon Spilger (60/35) hervor. Stettner ergänzt: „Vor allem aber leben sie von ihrer wirklich guten Abwehr.“ Die ist mit durchschnittlich nur 26 Gegentreffern pro Partie das Maß aller Dinge in der Abstiegsrunde. Das verspricht für ein spannendes Duell, denn trotz der immer wieder bemängelten Chancenverwertung stellen die Gmünder den drittbesten Angriff.

 

„Wir wissen ganz genau“, ergänzt der Chefcoach, „dass wir nicht chancenlos sind. Ganz im Gegenteil sogar, denn in diesem Modus in dieser entscheidenden Phase der Saison haben wir das Zeug, gegen jede Mannschaft die zwei Punkte in unserer Halle zu behalten.“ Da zählt es auch nicht als Ausrede, dass sich das Team angesichts der zahlreichen Ausfälle beinahe von alleine aufstellt. Wie viel Potenzial und Kampfkraft im jüngsten Team der Oberliga steckt, war bereits vor zwei Wochen zu sehen. Da drehte der TSB in den letzten sieben Minuten einen 25:28-Rückstand in einen 32:31-Heimsieg über die TSG Söflingen.

 

„Es liegt an uns alleine, welches Gesicht wir zeigen“, hält Stettner deshalb fest. Als Warnung dient weiterhin der jüngste Auftritt in Blaustein: „Wenn wir so auftreten wie in den letzten 20 Minuten, dann wird es sehr schwer für uns. Doch wenn wir so auftreten wie in dieser ersten Hälfte, dann bin ich guter Dinge.“ Auf der Zielgeraden zum Klassenerhalt will sich der TSB nun durchbeißen und dem Trainer dabei besonders einen Wunsch erfüllen: „Die Chancen spielen wir uns immer heraus. Nun müssen wir auch die entscheidenden Würfe einfach reinhauen.“ Beim ungeliebten Sonntagstermin könnte nun ein ganz großer Wurf gelingen.

 

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher (?), Tom Abt, Kai Schäffner (?), Andreas Maier, Jonas Schwenk (?), Stefan Scholz, Patrick Watzl, Vincent Pick (?), Ivo Dragicevic (?), Louis Waldraff, Jonas Waldenmaier

 

(Nico Schoch)