Der Blick geht nach vorne: TSB hat weiterhin alles in der eigenen Hand

Handball, Oberliga: Für den TSB Gmünd beginnen am Sonntag (17 Uhr) die Wochen der Wahrheit. Im Auswärtsspiel beim immer noch sieglosen Gruppenvorletzten TSV Deizisau wollen die „Jets“ einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen.

 

Platz fünf in der Abstiegsrunde, zwei Punkte Abstand zu den voraussichtlich vier Abstiegsrängen und den direkten Vergleich gegen den dort stehenden TuS Schutterwald auf der eigenen Seite: Ziemlich gut sind die Aussichten aus Gmünder Sicht, weiterhin viertklassig zu bleiben. Allerdings hat sich der TSB selbst um eine noch viel bessere Ausgangslage für die verbleibenden sieben Saisonspiele gebracht. Erst wurde aus einer 24:18-Führung noch eine 30:34-Niederlage beim Gruppenersten TSV Blaustein. Im Heimspiel gegen den TVG Großsachsen wiederholte sich dieses Unglück. Acht Minuten vor Schluss lag der TSB noch mit 28:26 vorne, verlor dann aber den Kopf und das Spiel und mit 30:32.

 

So ganz spurlos sind diese beiden Rückschläge nicht an den Jets vorbeigegangen. „Über weite Strecken haben wir es relativ gut gemacht“, meint Trainer Michael Stettner zwar: „Doch dann haben wir angefangen, unsere Regeln zu missachten und in der Abwehr undiszipliniert zu werden. Diese Ausbrüche aus unserem System sind uns leider nicht zum ersten Mal passiert.“ Aus diesem Grund gab es am Dienstag vor dem Training auch eine interne Besprechung. Über den Inhalt verrät Stettner nichts. Nur so viel: „Es war eine gute halbe Stunde miteinander, gefolgt von 90 richtig guten Trainingsminuten.“

 

Die Mannschaft wisse genau, wo es anzusetzen gilt. Mit durchschnittlich 32 Treffern pro Partie stellt der TSB den drittbesten Angriff der Liga, der auch von der stärksten Abwehr aus Großsachsen lange nicht zu bändigen war. Die Chancenverwertung, besonders in der Crunch-Time, hingegen bleibt ein leidiges Thema. Eines, das der Trainer aber gar nicht erst weiter in den Köpfen seiner Spieler verfestigen will. „Die Jungs wissen, um was es geht“, gibt sich Stettner kämpferisch für den Endspurt: „Für uns gibt es nur eine Richtung und zwar nach vorne.“

 

Denn prekär ist die Lage für den TSB mit seinen 12:10 Punkten auf der Habenseite keinesfalls. Ganz anders als bei den kommenden Gegnern TSV Deizisau (2:20) und SG Heidelsheim/Helmsheim (4:16). Die beiden Neulinge stehen im Abstiegskampf längst mit dem Rücken zur Wand. Sowohl diesen Sonntag in der Hermann-Ertinger-Sporthalle am Neckarufer als auch kommende Woche vor heimischer Kulisse sind die Gmünder der klare Favorit. Was die Sache nicht zwingend einfacher macht. Denn auch im Remstal ist es nicht verborgen geblieben, wie sehr sich Deizisau zuletzt gegen Schlusslicht Herrenberg (30:30) und in Schutterwald (21:22) aufbäumte. Mehr als zwei Unentschieden, eines davon in der Hinrunde gegen die TSG Söflingen (33:33), sind für den Vorletzten bislang nicht herausgesprungen.

 

Ohnehin geht Stettner nicht davon aus, dass sich die vermeintlich schon abgeschlagenen Hausherren vorzeitig aufgeben werden: „Die werden alles geben, solange es rechnerisch noch möglich ist. Doch ihre Ausgangslage ist nicht unser Thema. Wir beschäftigen uns mehr mit uns als mit dem Gegner.“ Als Württembergliga-Vizemeister, wenn auch mit großem Abstand hinter der überlegenen HSG Ostfildern, war Deizisau im vergangenen Frühjahr nach fünf Jahren Abstinenz die Rückkehr in die Oberliga gelungen. Zwölfmal standen sich TSB und TSV im vergangenen Jahrzehnt gegenüber, doch nur einmal konnten die Jets beide Punkte aus dem Neckartal entführen. Im Viertliga-Jahr 2017/18 stand dort auch noch der heutige TSB-Kapitän Nicola Rascher auf dem Feld. Übrigens gemeinsam mit Linksaußen Yannik Taxis, der damals wie heute mit 75/22 Saisontreffern der auffälligste Deizisauer Akteur ist.

 

So wechselhaft die vergangenen Duelle verliefen, in der Gegenwart zählt für den TSB einzig und allein ein Sieg. Der Chefcoach braucht dazu gar nicht erst die Tabelle zu studieren und fordert eine Reaktion seines Teams auf die jüngsten beiden Niederlagen. „Unsere Lage hätte entspannter sein können“, so Stettner, „das haben wir uns aber selbst verbockt. Wir wollen vier Punkte aus den nächsten beiden Spielen holen und den Anfang gilt es in Deizisau zu machen.“

 

Bei dieser Mission können die Jets auf einen fast vollständigen Kader zurückgreifen. Ivo Dragicevic und Spielgestalter Kai Schäffner haben Ihre Verletzungen auskuriert.. Auch Youngster Louis Waldraff, Tormann Tobias Klemm und Andreas Maier werden bis Sonntag zurückerwartet. Der angeschlagene Kreisläufer Stephan Mühleisen geht in die richtige Richtung und kann für das Sonntagspiel eine weiter Option sein.

 

Dass es auch sportlich wieder in die richtige Richtung geht, liegt ebenfalls in den eigenen Händen. Mut macht es, dass die Gmünder in dieser Runde immer lieferten, wenn es darauf ankam. Mit den beiden Siegen über den Gruppenletzten Herrenberg wurde die Pflicht ebenso erfüllt wie auch beim 39:36-Rückspielerfolg gegen Schutterwald. Einzig die knappe Niederlage beim südbadischen Rivalen trübt die gute Ausgangslage ein wenig. „Doch in Deizisau geht es wieder bei 0:0 los“, warnt Stettner davor, den kommenden Gegner angesichts der Tabellensituation auf die leichte Schulter zu nehmen. In diesem wichtigen Spiel kann der TSB die Weichen stellen für einen sorgenfreien Endspurt. Denn: „Jetzt kommen die Wochen der Wahrheit.“

 

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Nicola Rascher, Tom Abt, Kai Schäffner, Andreas Maier, Philipp Schwenk, Jonas Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Vincent Pick, Ivo Dragicevic, Louis Waldraff, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen

 

(Nico Schoch)