Erst liefern, dann feiern: TSB Gmünd will den Klassenerhalt perfekt machen

Handball, Oberliga: Mit einer Siegesserie im Rücken reist der TSB Gmünd am Samstag (19:30 Uhr / Sporthalle beim Hallenbad Bruchsal) zur bereits abgestiegenen SG Heidelsheim/Helmsheim. Für den scheidenden Kapitän Nicola Rascher ist die letzte Auswärtsfahrt mit vielen Emotionen verbunden.

 

Das große Ziel liegt schon ganz nahe und wäre für den TSB Gmünd sogar schon sicher erreicht. Allerdings steht immer noch nicht fest, ob es in der Oberliga-Abstiegsrunde vier oder fünf Teams erwischen wird. Trotz der scheinbaren Sicherheit ist im Training ordentlich Zug drin. Eine Beobachtung, die Nicola Rascher nicht sonderlich überrascht. „Die Jungs gehen immer voll zur Sache“, betont der Top-Torjäger der Jets: „Jeder hat begriffen, in welcher Situation wir sind und wir noch nicht ganz gesichert sind.“ Ein Punkt aus den verbleibenden zwei Saisonspielen fehlt noch, dann wäre der TSB nicht mehr vom fünften Platz zu verdrängen und die letzten Zweifel damit beseitigt.

 

Der fünfte Sieg in Folge ist das klare Ziel, auch für Trainer Michael Stettner: „Das steht über allem und wenn uns das gelingt, können uns alle möglichen Konstellationen und die Ergebnisse der anderen egal sein.“ Eine entspannte Kaffeefahrt wird es für den TSB keinesfalls, obwohl die SG Heidelsheim/Helmsheim den bitteren Gang zurück in die Badenliga längst nicht mehr verhindern kann. „„Der Gegner wird sich bei seinem letzten Heimspiel so gut wie nur möglich verkaufen wollen“, warnt Stettner: „Da gilt es für uns, komplett fokussiert zu bleiben und nicht zu denken, dass es von allein läuft.“

 

Nur drei Siege konnte die Spielgemeinschaft aus den Bruchsaler Stadtteilen bislang einfahren, bietet aber weiterhin heftige Gegenwehr. Ohne gewohnten Mittelblock, dafür aber mit neu formierter offensiver Abwehr trat Heidelsheim/Helmsheim am vergangenen Wochenende beim noch auf den Klassenerhalt hoffenden TuS Schutterwald an. Die 27:28-Niederlage war für SG-Trainer Sven Eberlein letztlich zweitrangig, denn Moral und Einsatz stimmten: „Das war genau die SG, die wir alle sehen wollen. Wir hatten Spaß und haben hart gekämpft.“

 

Zugleich werden die Nordbadener die Schmach aus dem Hinspiel wohl nicht einfach auf sich sitzen lassen. Mit 38:25 feierte der TSB vor einem Monat seinen höchsten Saisonsieg, der gleichzeitig der Startschuss für die bis heute anhaltende Siegesserie war. Seitdem haben die Gmünder das Ruder herumgerissen und eine Konstanz gefunden, die zuvor oft vermisst wurde. Die vorherige Aussprache habe wie ein reinigendes Gewitter gewirkt, findet Rascher: „Es wurde Klartext innerhalb der Mannschaft gesprochen und alle Fakten kamen auf den Tisch. Jetzt ernten wir die Früchte davon.“

 

Mit großem Selbstvertrauen, möglicherweise aber ohne die angeschlagenen Tobias Klemm und Kai Schäffner, will der TSB am Samstag den Sack zumachen. Nicola Rascher wird nach vier Jahren übrigens zum letzten Mal in den Mannschaftsbus einsteigen. Aus beruflichen sowie persönlichen Gründen kann er den Aufwand in der vierthöchsten Liga nicht mehr stemmen und wird ab der neuen Saison wieder für seinen Heimatverein TSV Bartenbach in der Landesliga auflaufen. Doch so richtig realisieren kann der Kapitän den nahenden Abschied noch nicht: „Es fühlt sich total surreal an. Wir sind gerade voll im Flow und ich verschwende noch keinen Gedanken daran, dass diese Zeit bald zu Ende sein wird. So richtig realisieren werde ich das wohl erst beim Abpfiff vom letzten Saisonspiel und dann wird es sicherlich zu einem dezenten Gefühlsausbruch kommen.“

 

Die Spuren, die Rascher beim TSB Gmünd hinterlassen hat, sind genauso groß wie die Lücke, die nach Saisonende bleiben wird. In 91 Partien warf der Rückraumlinke bislang 528/103 Tore für die Jets, derzeit belegt er den zwölften Platz in der Oberliga-Torschützenliste. Doch es sind mehr als die reinen Zahlen, die beeindrucken. Mit seiner Führungsstärke hat sich der 25-Jährige zur entscheidenden Figur im Gmünder Spiel entwickelt. „Überragend“, lautet daher die Bezeichnung, die seinem Trainer sofort in den Sinn kommt. Raschers sportlicher Typ steht für Stettner völlig außer Frage, hinzu kommt: „Jeder Trainer ist froh, wenn er dieses Vorbild und diesen absoluten Leader in seiner Mannschaft hat. Nico ist mein verlängerte Arm auf und neben dem Spielfeld, er hat sich immer allen Herausforderungen gestellt.“

 

Fest auszugehen ist davon, dass der „Riesentyp“ (O-Ton Stettner) auch bei der bevorstehenden Klassenerhalts-Party den Ton angeben wird. Wobei zumindest für dieses Wochenende noch nichts geplant sei, wie Rascher sagt: „Die große Gaudi wird erst nach dem letzten Spiel in einer Woche zuhause gegen Blaustein stattfinden. Bis dahin müssen wir erst einmal die entsprechenden Ergebnisse liefern.“ Zumal diese Saison nicht völlig zufriedenstellend verlief. Denn das ursprüngliche Ziel, in die Aufstiegsrunde einzuziehen und so das große Zittern zu verhindern, wurde bekanntlich verfehlt. „Wir hätten das Potenzial dazu gehabt, aber uns hat die Konstanz gefehlt“, hält Rascher fest: „Immerhin hatten wir in der Abstiegsrunde stets alles in der eigenen Hand.“

 

Fünf oder gar sechs Siege in Serie würden einen versöhnlichen Abschluss bilden. Nicht nur für den Kapitän, sondern auch für die Trainer Michael Stettner und Volker Haiser, die zum Ligarivalen TV Plochingen weiterziehen werden. „Die ganze Mannschaft will das auch erreichen“, sagen Stettner und Rascher gleichermaßen. „Dass diese vier Jahre nicht spurlos an mir vorbeigegangen sind, versteht sich von selbst“, blickt der Kapitän zurück: „Es war eine sehr prägende Zeit, die immer in meinem Kopf bleiben wird. Ganz besonders natürlich die vielen Freundschaften, die ich hier geschlossen habe und die auch fortbestehen werden.“ Bei der letzten gemeinsamen Dienstreise gilt es, die Leistungen der vergangenen Wochen zu bestätigen – und dann wird der angedeutete „Gefühlsausbruch“ sicherlich intensiver sein.

 

TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm (?), Giovanni Gentile – Nicola Rascher, Tom Abt, Andreas Maier, Kai Schäffner (?), Philipp Schwenk, Jonas Schwenk, Stefan Scholz, Patrick Watzl, Wolfgang Bächle, Ivo Dragicevic, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen, Christian Waibel

 

(Nico Schoch)