Handball, Regionalliga: Auf dem Papier hat der TSB Gmünd die härteste Auftaktaufgabe erwischt, wenn er am Samstag (20 Uhr / Rundsporthalle) beim letztjährigen Drittligisten VfL Waiblingen antritt. Dennoch will Neu-Trainer Aaron Fröhlich bei seinem Debüt auf Sieg spielen.
Das Kribbeln steigt. Genau 840 Tage nach seinem Karriereende nimmt Aaron Fröhlich erstmals auf der Trainerbank in der vierten Liga Platz, um den TSB Gmünd in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. „Es wird Zeit, dass es los geht“, sprudelt die Vorfreude aus dem langjährigen TSB-Spielmacher. Von Nervosität allerdings keine Spur, immerhin hat er schon als Jugendtrainer seine ersten Meriten verdient. „Natürlich wartet jetzt eine neue Situation“, sagt Fröhlich. „Doch in der Wettkampfsituation fühle ich mich so ziemlich am wohlsten. Große Sorgen mache ich mir nicht.“
Allerdings hätte sich der Trainer für sein Debüt wohl lieber einen anderen Gegner gewünscht. Denn mit dem Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen aufbieten kann, hat der TSB Gmünd gleich einen der ganz dicken Brocken erwischt. Aus Fröhlichs Sicht sind die Waiblinger automatisch einer der Top-Favoriten auf die vorderen Plätze: „Außerdem braucht diese ganz erfahrene Mannschaft vermutlich keine allzu lange Anlaufzeit, um in der Saison anzukommen. Vielleicht wäre es für uns deshalb besser gewesen, erst später gegen sie zu spielen. Doch wir nehmen es, wie es kommt.“
Eine interessante Randnotiz: Auch ihr bislang letztes Viertliga-Spiel im Mai 2023 bestritten die Waiblinger gegen den TSB. Mit einem 32:29-Coup in der Rundsporthalle vermasselten die Gmünder dem Gastgeber damals die Meisterfeier, der glatte Durchmarsch in die 3.Liga Süd war da aber längst gesichert. Dort allerdings stieß der VfL an Grenzen, holte nur drei Siege und lag letztlich 14 Punkte hinter dem rettenden Ufer zurück. Dennoch schenken die Verantwortlichen ihrem Trainer Tim Baumgart schon im neunten Jahr das Vertrauen, er soll das Team in naher Zukunft zurück nach oben führen.
Aus dem Kader ragen Evgeni und Alexej Prasalov, die 37 und 32 Jahre alten Rückraumbrüder mit usbekischen Wurzeln, heraus. Evgeni Prasalov lief von 2007 bis 2009 sogar für den TV Bittenfeld in der 2.Bundesliga auf, in der vergangenen Saison war er mit 117 Treffern der beste Waiblinger Werfer. Dieses Duo, aber auch viele weitere VfL-Akteure sind dem Neu-Trainer Aaron Fröhlich schon aus seiner aktiven Laufbahn bestens bekannt. Keinesfalls aber will sich der TSB nach den Gegenspielern ausrichten: „Das gibt unser Stil auch gar nicht her. Wir wissen genau, was auf uns zukommt und wollen unser Ding durchziehen.“
Der Routine des Favoriten treten die Gmünder mit einer Mannschaft voller Eigengewächse entgegen, die abermals zu den jüngsten der Liga zählt. Konsequentes Tempospiel, ausgehend von einer stabilen Deckung, ist das Mittel der Wahl. „Bis alle Veränderungen ganz in Fleisch und Blut übergehen, wird es vielleicht noch dauern“, ahnt Fröhlich: „Doch wir sind auf einem guten Weg und haben es in allen Testspielen geschafft, eine niedrige Anzahl an Gegentoren zu erreichen.“ Die Generalprobe gegen den eine Klasse tiefer spielenden SG Weinstadt endete mit einem 30:25-Sieg. Viele Kleinigkeiten sind dem Übungsleiter dabei aufgefallen, Verbesserungspotenzial gebe es noch in allen Bereichen. „Wir haben aber nicht den einen, ganz großen Makel“, ist Fröhlich zufrieden mit der abgeschlossenen Vorbereitungsphase. Die kleinen Verletzungen sind inzwischen auskuriert, einzig hinter dem Einsatz von Torwart Tobias Klemm steht noch ein Fragezeichen.
Die letzten Trainingseinheiten vor dem ersten Anwurf dienen noch einmal dazu, sich optimal einzuspielen. „Es geht darum, die Automatismen und ein gutes Gefühl zu haben“, betont Fröhlich. Das gilt nicht nur für die Mannschaft allgemein, auch jeder einzelne Spieler solle mit breiter Brust in die Saison starten: „Denn natürlich ist es eine ganz andere Geschichte, dieses selbstbewusste Auftreten der vergangenen Wochen nun in einem Punktspiel auf die Platte zu bringen.“
Das mussten die Gmünder im vorigen Jahr schmerzvoll erfahren, als es zum Auftakt gleich einmal vier Niederlagen setzte und der Traum vom Erreichen der Aufstiegsrunde frühzeitig platzte. Nun wird die Regionalliga wieder eingleisig mit jeweils 15 Hin- und Rückspielen absolviert. Das Ziel „Nichtabstieg“ allein ruft der TSB nicht aus, vielmehr soll die Entwicklungskurve der jungen Truppe wieder nach oben zeigen. Deshalb setzt es der Trainer auch voraus, gegen jeden Gegner das Bestmögliche herauszuholen. Ob Waiblingen nun der Favorit ist oder nicht, Fröhlichs Devise ist unmissverständlich: „Wir gehen in jedes Spiel hinein, um es zu gewinnen. Die Einstellung, dass wir einfach nur ein gutes Spiel machen wollen und dann weiterschauen, kann nicht unser Anspruch sein.“
Dieses Gewinner-Gen will der frühere Top-Torjäger seinen Schützlingen unbedingt einpflanzen, selbst wenn es mit einem gewissen Druck verbunden ist. „Davon machen wir uns selbst nicht zu wenig“, verspricht Fröhlich: „Diesen Druck müssen wir auch aushalten und uns daran gewöhnen. Wir haben nichts zu verlieren, aber zwei Punkte zu gewinnen. Und mir fällt jetzt auch kein Grund ein, warum wir dieses Ziel nicht haben sollten.“
TSB: D. Mühleisen, Immer – Abt, Maier, Pleißner, Schäffner, Scholz, J. Schwenk, Watzl, Burtsche, Pick, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Nico Schoch)