Für uns etwas ganz Besonderes“: TSB Gmünd will auch zuhause für Furore sorgen

Zum ersten Heimspiel der neuen Saison empfängt der TSB Gmünd am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) den neu formierten und extrem jungen TSV Weinsberg. Trotz ihrer heftigen Auftaktklatsche dürfen die Gäste nicht unterschätzt werden, wenngleich die „Jets“ schon großen Rückenwind verspüren.
 
Die „Jets“ sorgten prompt einmal für mächtig Aufsehen, immerhin wiesen sie mit dem Drittliga-Absteiger VfL Waiblingen ein potenzielles Spitzenteam in seine Schranken. Das Handy von Aaron Fröhlich stand danach kaum still, immerhin bedeutete der 33:27-Coup einen perfekten Einstand als Viertliga-Trainer. „Es kamen sehr viele freudige Nachrichten bei mir an“, war Fröhlich ganz so gestimmt, wie es sein Name vermuten lässt: „Es ist schon spürbar, dass wir eine gute Stimmung im Umfeld haben und alle bereit sein, uns als Mannschaft zu unterstützen. Doch zu einem richtig gelungenen Saisonstart sollte man mir besser erst nach mehreren Spielen gratulieren.“
 
So beeindruckend der erste Eindruck auch war: Es liegen noch viel Arbeit und hohe Hürden vor den Jets. Dass man in der Abwehr schon während der Partie in Waiblingen feinjustiert habe, sei entscheidend gewesen, so Fröhlich: „So gilt es immer wieder, sich an gewisse Dinge anzupassen und entsprechend zu reagieren. Wir sind eine junge Mannschaft, die nicht einfach ihr Trainingspensum abspult, sondern sich in allen Belangen stetig verbessern kann.“ Vor dem ersten Auftritt im eigenen Wohnzimmer ist das Kribbeln nochmals größer. „Wir nehmen natürlich Rückenwind mit und wollen unseren Fans zeigen, was wir können“, sagt der Trainer und warnt gleichzeitig: „Das erste Heimspiel ist für uns etwas ganz Besonderes. Aber wir wissen auch, dass da eine gewisse Nervosität mitspielt.“
 
Zumal rein sportlich das völlige Kontrastprogramm wartet. Als vermeintlicher Underdog hatten die Gmünder in Waiblingen geglänzt, nun müssen sie selbst mit der Favoritenrolle umgehen. Was auch daran liegt, dass der TSB ungewohnterweise die erfahrenere Mannschaft auf dem Feld sein wird. Der TSV Weinsberg ist zwar ein alter Bekannter, in der zurückliegenden Abstiegsrunde landeten beide Teams mit jeweils 25:11 Punkten auf dem zweiten und dritten Platz. Seitdem ist unterhalb der sagenumwobenen Burgruine Weibertreu allerdings kaum noch ein Stein auf dem anderen geblieben.
 
Der TSV vollzog einen nicht ganz freiwilligen und extrem gravierenden Umbruch – ausgelöst durch den Abschied der Brüder Jan und Sven König, die das vergangene Jahrzehnt maßgeblich geprägt hatten. Das Durchschnittsalter des neuen Teams liegt bei nur noch 20,4 Jahren. Das Grundgerüst bilden die aufgerückten A-Junioren, die sich unter der Leitung von Edin Hadzimuhamedovic immerhin die baden-württembergische Meisterkrone aufsetzten. Hadzimuhamedovic ist nun auch der neue Chefcoach, nur wenige erfahrene Akteure sind verblieben. Etwa der quirlige Kreisläufer Din Kandic (24 Jahre) oder Tormann Stefan Koppmeier (29), der immerhin einige Jahre Drittliga-Erfahrung mit dem HC Oppenweiler/Backnang vorweisen kann.
 
„Jung, aber alles andere als untalentiert“, so lautet die erste Einschätzung von Aaron Fröhlich. Der TSB-Trainer konnte sich in zwei Stunden Videostudium ein erster Bild von den völlig neuformierten Gästen machen. „Da ist viel Potenzial drin“, hält Fröhlich trotz der Weinsberger 26:43-Auftaktschlappe gegen die SG Köndringen/Teningen fest: „Sie waren nicht so total unterlegen, wie es das Endergebnis aussagt.“ Und der südbadische Traditionsverein Köndringen/Teningen zählt immerhin auch zu den großen Titelfavoriten.
 
„Die Höhe der Niederlage schmerzt, aber es ist mir klar, dass wir gegen solche Spitzenmannschaften Lehrgeld zahlen müssen“, sagte der neue TSV-Trainer Hadzimuhamedovic: „Wir haben in der zweiten Halbzeit in der Abwehr einfach keinen Zugriff mehr erhalten, daran werden wir arbeiten und aus dieser Niederlage lernen und stärker daraus hervorgehen.“ Insbesondere die Moral scheint zu stimmen, denn bis zum Schlusspfiff spielten die jungen Weinsberger mutig nach vorne und der neue Rechtsaußen Maximilian Zeisler (zuvor SV Fellbach) stach mit acht Toren heraus. Die Gmünder werden diesen angeknockten, dadurch aber erst unberechenbaren Gegner nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der erste Eindruck kann bekanntlich auch täuschen. Fröhlich baut darauf, dass „wir ihnen mit unserer Kulisse und unserem Auftreten ein ganz unangenehmes Spiel bereiten. Das kann dann in beide Richtungen laufen. Unterm Strich ist mir aber egal, welcher Gegner kommt – wir wollen zuhause unsere Punkte machen.“
 
Die personelle Situation soll da gar nicht erst als Ausrede herhalten. Für Tobias Klemm (Kreuzbandriss) ist die Saison schon gelaufen, stattdessen bildet Devin Immer mit dem zuletzt herausragenden Daniel Mühleisen das TSB-Torwartgespann. Auf Rechtsaußen fehlt zwar USA-Urlauber Wolfgang Bächle, doch der gelernte Rückraumspieler Patrick Watzl überzeugte in Waiblingen und genießt das volle Vertrauen seines Coaches: „Patrick ist eine absolute Bank und besonders in der Abwehr eine wichtige Stütze für uns.“ Fröhlich verschweigt aber nicht, dass „wir im Rückraum aktuell etwas gebeutelt sind.“ Arian Pleißner wird mit einer Knieblessur mehrere Wochen fehlen, eine genaue Diagnose steht noch aus. Noch größer wurden die Sorgenfalten beim Training beim Dienstag, als Kai Schäffner nach einem Zusammenprall nicht weitermachen konnte. Ein Ausfall des starken Regisseurs würde eine erhebliche Schwächung darstellen.
 
Doch Alternativen stehen bereit. Gemäß dem Motto „Never change a winning team“ hatte Fröhlich beim Auftaktspiel wenig bis gar nicht gewechselt: „Ich hatte keinen Grund dazu. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht wechseln könnten.“ Junge Talente wie Jonathan Leichs und Louis Waldraff konnten sich im Training aufdrängen und stehen bereits, falls der Trainer etwas mehr rotiert. „Für jede dieser Jungs“, betont Fröhlich, „wird sich die Möglichkeit ergeben, ins Team zu rutschen. Wie wir sehen, geht das leider oft schneller, als man es sich wünscht.“
 
Nach dem aufregenden Start jedenfalls sind Mannschaft und Zuschauer nochmals gespannter auf das erste Heimspiel. „Jeder will sich besonders gut präsentieren“, hofft Fröhlich darauf, dass seine Mannen weiter für Furore sorgen. Angeheizt wird die Stimmung zuvor schon von der nächsten Generation der Jets: Um 17 Uhr startet die C-Jugend des TSB Gmünd gegen die SG H2Ku Herrenberg in die Landesliga-Saison.
 
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Waldraff, Watzl, Burtsche, Vi.Pick, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
 
(Nico Schoch)