Ohne seinen Spielmacher Tom Abt, der nach nur zwei Minuten verletzt ausscheidet, baut der TSB Gmünd seine Serie weiter aus. Beim TuS Schutterwald können sich die Jets lange Zeit nie entscheidend absetzen, setzen sich in einem wilden Spiel aber dank starker Moral mit 35:31 (18:18) durch.
Mit dem siebten Sieg im siebten Saisonspiel bleiben sie die Überflieger der Regionalliga Baden-Württemberg – dennoch war die Stimmung bei den TSBlern am Sonntagabend ein wenig gedrückt. Geschuldet jener Szene aus dem zweiten Angriff des Spiels, die dem verlustpunktfreien Tabellenführer zumindest in den nächsten Tagen noch Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Tom Abt war ohne gegnerische Einwirkung mit dem Fuß weggerutscht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht musste der 22 Jahre junge Regisseur das Spielfeld früh verlassen und konnte nicht mehr zurückkehren. Die vorläufige Diagnose deutet auf einen Kapselriss im Zeh hin, auch ein Bruch kann nicht ausgeschlossen werden. „Beim Pferd reicht es schon, wenn der Huf verletzt ist“, wollte Trainer Aaron Fröhlich gar nicht erst an das Allerschlimmste denken. Doch der in dieser Saison herausragende Abt ist nicht nur aufgrund seiner bislang 43 Tore zweifelsohne das beste Pferd im Gmünder Stall.
Umso beeindruckender war es, wie die Jets dessen Ausfall wegsteckten. Zwar ging der abstiegsbedrohte TuS Schutterwald in der Anfangsphase gleich einmal mit 4:1 (5.) in Führung, als der TSB noch den erwähnten Schockmoment verdauen musste. Die Moral war aber genauso stark wie auch die eigene Bank. Eigengewächs Louis Waldraff bekam als neuer Mittelmann seinen bislang längsten Viertliga-Einsatz und zahlte das Vertrauen mit drei Treffern prompt zurück. Auch Kai Schäffner sprang hervorragend in Bresche und leitete einen 6:0-Lauf ein. Da Linksaußen Niklas Burtsche seine Chancen kaltschnäuzig nutzte, war die Partie innerhalb kürzester Zeit in ein 7:4 (9.) gedreht. „Bedenken hatten wir überhaupt keine“, sah sich Fröhlich deshalb in seinen Wechseln bestätigt: „Die Jungs, die sonst vielleicht nicht so viel spielen, haben eine gute Leistung gezeigt und bewiesen, dass sie gut genug auf diesem Niveau sind. So konnten wir die Verletzung von Tom auf Dauer kompensieren.“
Extrem rasant ging es weiter, weil sich beide Teams eine hohe Fehlerquote leisteten. Mit vielen Toren im Konterspiel und durch die zweite Welle kam Schutterwald zum 9:9-Ausgleich (15.). Die Gmünder blieben am Drücker und zogen durch Linkshänder Patrick Watzl wieder auf 14:10 (19.) davon. Die Defensive, das eigentliche Prunkstück, suchte allerdings vergeblich nach Stabilität. Mit 15:17 (26.) gerieten die Gäste nochmals ins Hintertreffen. Rechtsaußen Wolfgang Bächle hielt den TSB bis zum 18:18 (30.) im Spiel. Ein hoher Pausenstand, der dem Trainer „eigentlich gar nicht in den Kram“ passte: „Es war ein wildes Spiel. Mir gefällt es nicht, wenn so viele Fehler passieren und unsere Abwehr-Angriff-Wechsel dauernd mit einem schnellen Gegentor bestraft werden.“
Die zweite Hälfte kontrollierte der TSB durch eine verbesserte Abwehr, ohne allerdings offensiv zu glänzen. Immer wieder war es Schäffner, der sich entschlossen durchsetzte und mit seinem bereits fünften Treffer auf 23:20 (39.) stellte. Ein Vorsprung, der allerdings erneut zügig aufgebraucht war. Schutterwalds starker Linksaußen Johannes Silberer läutete mit dem 24:24 (46.) eine offene Schlussphase ein. „Wir sind kompakter gestanden und in die stehende Abwehr gekommen“, lobte Fröhlich seinen Mittelblock um Routinier Christian Waibel. So überstand der TSB auch diese enge Phase, in der sich die wenig eingespielte Offensivformation schwer tat. Immerhin Burtsche behielt von der Siebenmeterlinie aus die Nerven und warf sein Team vermeintlich schon auf die Siegerstraße, doch bis zum 28:27 (51.) gelang den Südbadenern immer wieder der Anschluss.
Selbst das 31:27 (54.) durch Stefan Scholz brachte dem TSB keine endgültige Sicherheit. Drei technische Fehler wurden gnadenlos bestraft, mit drei Toren innerhalb von nur 33 Sekunden war Schutterwald schon wieder auf Tuchfühlung. Im Time-Out fand Fröhlich die richtigen Worte, um sein junges Team wieder zu beruhigen. Rückhalt Daniel Mühleisen habe letztlich „das geliefert, was man von einem Spitzentorwart erwartet.“ Nur von der Siebenmeterlinie wurde Mühleisen noch einmal bezwungen, ebnete mit entscheidenden Paraden den Weg. Die Flügelzange Burtsche und Bächle sorgte beim 33:30 (57.) für befreiende Jubelschreie. In der letzten Minute machten Scholz und Andreas Maier den 35:31-Sieg perfekt, der nicht nur hart erkämpft, sondern möglicherweise auch extrem teuer erkauft war.
„Es war eine herausragende Leistung unter diesen widrigen Umständen“, resümierte der Trainer auf dem Heimweg: „Wir haben ein gutes Gefühl mitgenommen, weil vieles nicht für uns lief und wir trotzdem erfolgreich waren. Das können wir unterm Strich als sehr positiv verbuchen.“ Mit der perfekten Bilanz von sieben Siegen aus sieben Spielen führen der TSB Gmünd und die SG Köndringen/Teningen weiterhin gemeinsam die Regionalliga-Tabelle an. Bevor es am 09.November im Breisgau zum direkten Aufeinandertreffen der beiden Top-Teams kommt, hat der TSB am kommenden Sonntag (17 Uhr / Römersporthalle Straßdorf) noch ein Heimspiel gegen den Tabellenzehnten HC Neuenbürg zu bestreiten. Ob Kapitän Tom Abt sein Team dann wieder anführen kann, erscheint mehr als fraglich. Zumindest Fröhlich gibt sich zweckoptimistisch: „Wir haben keinen Einfluss darauf, doch hoffen natürlich auf eine rasche Heilung. So oder so müssen wir weiterhin das Beste machen aus dem, was wir haben – das ist uns in Schutterwald gut gelungen.“