Ob mit oder den angeschlagenen Spielmacher Tom Abt – der TSB Gmünd will seine perfekte Bilanz in der Regionalliga auch am Sonntag (17 Uhr / Römerhalle Straßdorf) gegen den HC Neuenbürg ausbauen. Die Gäste hatten im Frühjahr nur haarscharf den Drittliga-Aufstieg verpasst, stecken nach fünf Niederlagen derzeit aber in der Krise.
Seit einem Vierteljahrhundert besteht das baden-württembergische Oberhaus, als erst neuntes Team überhaupt hat der TSB Gmünd sieben Siege zum Start eingefahren. Dieser historische Vergleich beeindruckt Aaron Fröhlich nur bedingt. „Unabhängig davon“, sagt der Trainer des Tabellenführers, „ist es unser absolutes Ziel, immer auch das nächste Spiel zu gewinnen.“
Das gelang den „Jets“ zuletzt auch beim Drittletzten TuS Schutterwald. Der 35:31-Arbeitssieg legte durchaus einige Schwächen offen, erstmals mussten die Gmünder einer Drucksituation standhalten. „Doch ich hatte nicht das Gefühl, dass wir nervös wurden“, lobte Fröhlich sein junges Team daher. Wenngleich er auch den Finger in die Wunde legte: „Die Anzahl an technischen Fehlern war höher als wir es gewohnt sind und als wir es uns vorstellen. Das war sicherlich auch der Situation geschuldet, dass wir nicht besonders gut eingespielt waren, nachdem uns im Angriff plötzlich der wichtigste Spieler herausgebrochen ist.“
Die Rede ist von Tom Abt, der in Schutterwald nach nicht einmal zwei Minuten vom Feld musste und bei dem ein Kapselriss im Zeh diagnostiziert wurde. Während der Trainingswoche war der geniale Spielmacher zum Zuschauen verdammt. Ob Abt bereits am Sonntag wieder mitwirken kann, das lässt sein Trainer offen: „Es ist keine Verletzung, die sich vergrößern könnte. Aber natürlich ist es aufgrund der Belastung schmerzhaft. Wenn er laufen kann, dann spielt er auch. Das liegt ganz an ihm.“
Die Alternativen im Rückraum sind durchaus vorhanden. Kai Schäffner ist angesichts seiner starken Auftritte ohnehin gesetzt, anstelle von Kapitän Abt brillierte zuletzt Louis Waldraff auf der Mitteposition. Drei Tore erzielte das Gmünder Eigengewächs bei seinem ersten längeren Viertliga-Einsatz und genießt trotz seiner vergleichsweise geringen Erfahrung das volle Vertrauen des Trainers. Auf diese „Next-Man-Up-Mentalität“, wie es im US-Sport heißt, baut Fröhlich voll und ganz: „Wir beklagen uns nicht, weil wir genügend andere Spieler haben und das Beste aus jeder Situation machen.“ Einzig Arian Pleißner, der sich nach seiner Knieverletzung im Aufbautraining befindet, ist vorerst noch keine Option.
An die Favoritenrolle hat sich der erfolgsverwöhnte TSB längst gewohnt. Dennoch wartet im bevorstehenden Heimspiele eine „unglückliche Aufgabe“, wie Fröhlich findet. Denn während sein Team bislang als positive Sensation dieser Saison herausragt, ist der HC Neuenbürg vielmehr die negative Überraschung und eigentlich stärker einzuschätzen als es der zehnte Platz aussagt. Den Gästen aus dem Nordschwarzwald hatte im April ein winziger Punkt gefehlt, um erstmals in die 3.Liga aufzusteigen. „Es wird schwierig, das ansprechende Niveau aus der Vergangenheit zu bestätigen“, ahnte HC-Trainer Vedran Dozic vor seinem fünften Jahr und sollte damit Recht behalten.
Relativ schnell ist in Neuenbürg wieder Ernüchterung eingekehrt. Den beiden Auftaktsiegen folgten fünf, teils deutliche Niederlagen in Folge. Von den Spitzenteams Köndringen/Teningen (25:36), Waiblingen (33:43) und Bittenfeld II (25:34) wurden die „Foxes“ phasenweise vorgeführt. Aufgrund der angespannten Personalsituation wurde daraufhin Linkshänder Xaver Nitzke – mit 115 Toren der beste Werfer der erfolgreichen Vorsaison – aus seiner Handballpause zurückgeholt. Dennoch unterlag der HCN am vergangenen Wochenende auch der zuvor kriselnden HSG Ostfildern mit 29:33 und ist somit voll im Abstiegskampf angekommen.
Diese Details sind auch dem Gmünder Trainer natürlich nicht entgangen. „Man merkt, dass Neuenbürg seit vielen Jahren in der Liga ist und seine Qualitäten hat“, folgert Fröhlich aus seinem Videostudium: „Im Großen und Ganzen kennen wir unsere Gegenspieler. Da kommt eine gestandene Mannschaft auf uns zu, die körperlich gut ist.“ Bereits am Donnerstagabend ist der HCN zuhause gegen den starken Aufsteiger HSG Albstadt gefordert, bevor es zum Abschluss der englischen Woche ins Remstal geht. Abhängig vom Spielverlauf könnten die Neuenbürger bis dahin viele Kräfte verbrauchen, was Fröhlich allerdings nicht zu hoch bewerten will: „Wenn sie sich weiter einspielen und mit Rückenwind anreisen, ist das nicht unbedingt von Vorteil für uns.“
Verlassen können sich die Jets in jedem Fall auf die Unterstützung der eigenen Fans. Durchschnittlich 750 Leute pilgerten zu den bisherigen drei Heimspielen – Tendenz steigend. Auch wenn Trainer und Mannschaft viel lieber in der Großen Sporthalle als in der Straßdorfer Römerhalle auflaufen würden. Im kleineren „Ausweichquartier“ sitzen die Zuschauer zwar viel näher am Feld, doch von den vergangenen sechs Partien konnte der TSB dort nur eine gewinnen. „Diese Bilanz bessern wir auf“, ist Fröhlich überzeugt.
Immerhin wirft das ultimative Topspiel bei der SG Köndringen/Teningen am 09.November bereits seine Schatten voraus. „Wir nehmen das als totale Motivation mit“, betont der Chefcoach. Dazu wird der TSB sogar einen Fanbus anbieten, die Anmeldungen zum symbolischen Preis von 18,44 Euro nimmt Holger Sohnle (Telefon: 0163 6515539) entgegen. Bislang marschieren beide Teams mit der perfekten Bilanz von 14:0 Punkten vorneweg. Diese weiße Weste will der TSB gegen Neuenbürg unbedingt wahren, parallel ist Köndringen/Teningen in Albstadt gefordert. „Daraus leitet sich für uns kein Druck ab“, sagt Fröhlich zur Tabellensituation: „Für uns sind alle zwei Punkte gleich viel wert.“ Acht Siege zum Start einer Regionalliga-Saison, dieses Kunststück gelang bisher nur fünf Vereinen – vier davon wurden am Ende sogar Meister.
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt (?), Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Waldraff, Watzl, Bächle, Burtsche, Vi.Pick, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nico Schoch - Archivbilder: Enrico Immer)