Die Freude an der Favoritenrolle: TSB Gmünd will schnell zurück in die Erfolgsspur

Die Niederlage im Regionalliga-Topspiel ist abgehakt. Umso mehr brennt der TSB Gmünd darauf, seinen Lauf in eigener Halle fortzusetzen. Trotz freundschaftlicher Beziehungen darf der Aufsteiger MTG Wangen am Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) deshalb keine Geschenke erwarten.

Schon am vergangenen Samstagabend hatte Aaron Fröhlich eine Vorahnung, die sich in der Trainingswoche dann auch sofort bestätigen sollte. „Ich habe das Gefühl, dass wir die erste Niederlage gut verdaut haben und voller Tatendrang aufs nächste Spiel schauen“, sagt der Trainer des TSB Gmünd. Was nicht heißen soll, dass ihn das 33:39 beim Klassenprimus SG Köndringen/Teningen völlig kalt gelassen hätte. „Natürlich waren Emotionen da“, sagt Fröhlich angesichts der Tatsache, dass das Topspiel bis acht Minuten vor Schluss auf Messers Schneide stand und dennoch deutlich verloren ging: „Für uns ist das auch eine Motivation, die wir für die kommenden Wochen mitnehmen.“
 
Dieser erste Dämpfer sei zwar Thema in den Einzelgesprächen, nicht aber für eine ausgedehnte (Video-) Analyse. „Um uns in der Tiefe damit auseinanderzusetzen“, so Fröhlich, „dafür haben wir bei drei Trainingseinheiten schlicht und ergreifend auch keine Zeit. Doch natürlich wissen wir, was wir besser machen wollen.“ Die eigene Abwehr, die mit durchschnittlich 27,5 Gegentoren immer noch die Beste ligaweit ist, will der Trainer auch nicht allzu sehr der Kritik aussetzen. „In neun Spielen haben wir siebeneinhalb Mal eine gute bis sehr gute Abwehrleistung gezeigt“, betont der 34-Jährige. Entscheidend sei es nun, die Fehler im Angriff zu reduzieren: „Nach Toren laufen die Gegner nicht schneller vor als wir zurück. Aber wir haben uns zu viele Ballverluste geleistet, was sich meistens nicht reparieren lässt.“
 
In jeder Hinsicht ist der Gmünder Blick also nach vorne gerichtet. Nur für die Tabelle gilt das nicht, obwohl die Aussicht von Platz zwei durchaus Freude bereiten könnte. „Vor der Runde wären wir von außen möglicherweise als Abstiegskandidat eingestuft worden“, weiß Fröhlich um die gestiegene Erwartungshaltung. Dass nun das Aufstiegsrennen winkt, interessiert ihn deshalb „nullkommanull“. Zum Vergleich: Als am 17.März unter Vorgänger Michael Stettner letztmals ein Heimspiel verloren ging, befand sich der TSB noch tief im Abstiegskampf.
Mittlerweile sind die Gmünder das Überraschungsteam und fast immer der klare Favorit. Womit Fröhlich nicht das geringste Problem hat: „Wir erwarten jede Woche einen Sieg von uns – unabhängig davon, ob wir gegen den Ersten oder gegen den Letzten spielen.“ Das ist fast präzise auf den Punkt gebracht, denn nach dem Tabellenführer Köndringen/Teningen wartet nun der Drittletzte MTG Wangen. Was auf dem Papier nach einer einfachen Aufgabe aussieht, lässt beim TSB-Coach die Alarmglocken schrillen: „Das Leistungsspektrum ist deutlich enger als es die Tabelle aussagt. Uns verfolgt es momentan, dass alle unsere Gegner mit Rückenwind kommen. Wir stellen uns auf einen harten Fight ein.“
 
Denn die Gäste aus dem Allgäu haben im Abstiegskampf bereits zwei deutliche Zeichen gesetzt. Bei der ambitionierten HSG Ostfildern gewann Wangen bereits hauchdünn mit 29:28 und durfte am vergangenen Wochenende über ihren ersten Heimsieg, ein 29:26 gegen den TSV Weinsberg, jubeln. „Hamstern im Spätherbst“, lautet die Devise von MTG-Trainer Tobias Müller, der aufgrund seiner Fortbildung zur A-Lizenz zuletzt nur aus der Ferne mitfiebern konnte. „Jetzt kommt unsere Zeit“, ist Müller überzeugt davon „dass wir lernen und besser werden.“ Angesichts der direkten Duelle, die bis Weihnachten anstehen, ist die Fahrt nach Gmünd eher ein „Bonusspiel“. Mit ihrer Rolle sind die Wangener aber keinesfalls unglücklich, wie Müller zuletzt unterstrich: „Wenn man als Außenseiter punktet, dann hat man oft die einfachere Aufgabe und die breitere Brust.“
 
Aufgrund der Auswärtstorregel hatte sich die MTG Wangen in zwei dramatischen Relegationsspielen gegen den TuS Steißlingen durchgesetzt und war neun Jahre wieder in die Viertklassigkeit zurückgekehrt. Damals wie heute ist Aaron Mayer der Kopf der Mannschaft, was seine bislang erzielten 66 Saisontore eindrucksvoll unterstreichen. Nach einem dreijährigen Intermezzo bei der TSG Söflingen kehrte der Spielmacher vorigen Sommer heim und führte die MTG prompt zum Aufstieg. „In den vergangenen Jahren war einer der besten Spieler in unserer Liga“, erinnert sich Namensvetter Fröhlich an einige direkte Duelle zurück.
Die Verbindungen zwischen Gmünd und Wangen gehen allerdings noch viel tiefer. Der TSB-Trainer denkt an viele Trainingslager im Allgäu zurück und hebt die „sehr gute, freundschaftliche Beziehung“ beider Vereine hervor: „Trotz der weiten Fahrt gönne ich es ihnen total, dass sie erfolgreich und zurück in der Regionalliga sind.“ Schon die Gmünder Jugend, damals von Fröhlich angeleitet, lieferte sich einige heiße Duelle mit der MTG. Inzwischen bilden die Talente auf beiden Seiten das Rückgrat ihrer Mannschaft. Eine Entwicklung, über die sich Förderer Fröhlich natürlich freut. Noch eine Sache gibt ihm ein gutes Gefühl für die Neuauflage am Sonntag, wie er grinsend anmerkt: „Als Spieler habe ich nie gegen Wangen verloren und ich hoffe, dass das auch so bleibt.“
 
Personell kann der TSB wieder in Bestbesetzung auflaufen. Regisseur Tom Abt hat seinen Kapselriss im Zeh überstanden, auch Arian Pleißner ist nach seiner Knieverletzung endlich wieder einsatzfähig. „Er braucht vielleicht noch ein bisschen Zeit und die bekommt er auch“, so macht Fröhlich seinem Rückraumspieler keinen Druck. Mit Louis Waldraff steht zudem der Mann der Stunde parat, der für das Gmünder Perspektivteam in den vergangenen beiden Partien stolze 23-mal traf. „Bei ihm geht unser Plan sehr gut auf“, lobt Fröhlich den 20-Jährigen: „Er geht in der Landesliga als Führungsspieler voran und verstärkt uns dann zusätzlich. Wenn wir ihn brauchen, kann er unserem Spiel ein Input geben.“
 
Noch ein Grund, weshalb Fröhlich nach der ersten Saisonniederlage überhaupt keinen Einbruch befürchtet. „Ganz klar nein“, antwortet der Trainer auf diese Frage. Ein Heimsieg gegen die MTG Wangen wäre dafür der beste Beweis.
 
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Pleißner, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Waldraff, Watzl, Bächle, Burtsche, Vi.Pick, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer (3), Nico Schoch (1))