„Es liegt alles an uns“: TSB Gmünd nimmt seinen Lieblingsgast nicht auf die leichte Schulter

Alles andere als der nächste souveräne Sieg des TSB Gmünd wäre am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) eine faustdicke Überraschung. Gegen Regionalliga-Schlusslicht TSG Söflingen will das Fröhlich-Team keine Zweifel aufkommen lassen und zugleich die ungeliebte „Rot-Flut“ stoppen.

Es ist schon wieder passiert. Gemeint ist nicht der 16.Sieg des TSB im 19.Saisonspiel. Sondern die Tatsache, dass beim souveränen 35:28-Erfolg in Plochingen zum nunmehr sechsten Mal ein Gmünder vorzeitig unter die Dusche geschickt wurde. Nach nur 25 Minuten traf es den altgedienten Abwehrchef Christian Waibel, der seinen Gegenspieler vermeintlich mit der Hand im Gesicht erwischt hatte. Eine harte Entscheidung, die hinterher von beiden Teams angezweifelt wurde und zu einer scheinbar bedenklichen Statistik führt: In fünf der vergangenen sieben Partien gab es eine Rote Karte gegen den TSB Gmünd.
 
Aaron Fröhlich kann darüber nur ungläubig den Kopf schütteln. „Maximal eine davon war vertretbar“, macht der TSB-Trainer seinem Unmut Luft und betont: „Wir haben keine unfairen Spieler, die auf ihre Gegner draufhauen, nur um irgendwelche Zeichen zu setzen. Das wollen wir auch nicht. Doch ich habe das Gefühl, dass viele Schiedsrichter nur auf solche Statistiken achten anstatt sich die Videos anzuschauen. Das ärgert mich extrem.“
 
Trotz umstrittener Feldverweise eilt der TSB von Sieg zu Sieg
 
Zwar kommt es nicht von ungefähr, dass die Unparteiischen besonders argwöhnisch auf Waibel und Andreas Maier (4 Rote Karten) blicken. Die beiden Defensivstrategen packen stets beherzt zu, haben sich in dieser Saison aber deutlich weniger Zeitstrafen eingehandelt als in der Vergangenheit. Was auch ein Ziel des neuen Coaches war, der im Mittelblock nicht allzu viele personelle Alternativen hat und deshalb immer wieder auf eine 5-1-Abwehrformation umstellt. Da ist es eine gute Nachricht, dass der zuletzt erkrankte Jonas Schwenk und Stephan Mühleisen im nächsten Spiel wieder mit an Bord sein werden. Einzug Rückraumspieler Arian Pleißner fällt aufgrund einer Knieverletzung noch einige Wochen aus.
Der vierte Sieg in Folge scheint fast schon garantiert zu sein. Als Tabellendritter ist der TSB haushoher Favorit gegen den abgeschlagenen Letzten TSG Söflingen. Erst recht, weil das Team aus der Ulmer Vorstadt bei allen bisherigen sechs Gastspielen in der Großen Sporthalle leer ausging. „Wir haben nicht vor, diese Statistik zu drehen“, bringt Fröhlich seine Erwartungen auf den Punkt. Die obligatorische Warnung schiebt der 34-Jährige allerdings sofort hinterher: „Söflingen wird die Punkte nicht kampflos abliefern. Sie haben nichts zu verlieren, decken offensiv und spielen mutig hinten raus. Da müssen wir von Anfang an hellwach sein.“
 
Favorisierte Gmünder stellen sich auf einen harten Kampf ein
 
Tatsächlich könnte es das vorerst letzte Mal sein, dass die Gmünder ihren Lieblingsgast begrüßen dürfen. Einzig beim 33:29 in Schutterwald siegten die Söflinger bislang, verloren seitdem siebenmal am Stück und liegen inzwischen schon sieben Zähler hinter den Nichtabstiegsrängen zurück. Was auch einem gravierenden Umbruch verschuldet ist, den der langjährige Drittligist im vergangenen Sommer erlebte. Nur wenige gestandene Akteure, wie beispielsweise der aus Aalen-Wasseralfingen stammende Rechtsaußen Kevin Kraft, haben der TSG die Treue gehalten. Für neue Hoffnung im verjüngten Team sorgt das plötzliche Comeback von Isaiah Klein. Der Rückraumspieler, zuvor für Frisch Auf Göppingen und den Drittligisten HC Oppenweiler/Backnang aktiv, hat sich zu Jahresbeginn nach einer studiumsbedingten Handballpause zurückgemeldet. „Er ist mit Sicherheit eine Bereicherung“, findet Aaron Fröhlich.
Dem Gmünder Coach ist sehr wohl aufgefallen, dass der Tabellenletzte nicht so hilflos ist, wie es auf dem Papier scheint. Das Derby gegen den TSV Blaustein ging zuletzt zwar deutlich mit 22:31 verloren, doch kurzzeitig hatten sich die Söflinger zurück ins Spiel gekämpft. „Sie machen es oft spannend“, sagt Fröhlich, „besonders für die Mannschaften aus dem vorderen Drittel sind sie extrem unangenehm zu bespielen.“ Im Dezember war Söflingen sogar drauf und dran, der unantastbaren SG Köndringen/Teningen ein Bein zu stellen. Der Klassenprimus hätte beinahe seinen ersten Punktverlust erlitten, setzte sich nur hauchdünn mit 38:36 durch.
 
Ein Beispiel am Hinspiel nehmen
 
Wie es besser geht, hat der TSB im Hinspiel vorgemacht. Da ließen die „Jets“ auf dem Ulmer Kuhberg keinerlei Zweifel aufkommen, zogen früh davon und gewannen souverän mit 30:21. Ein souveräner Auftritt, den sich Fröhlich erneut wünscht: „Es liegt alles an uns selbst, dass dieses Spiel gar nicht erst eng und hektisch wird. Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass es nicht so leicht wird und wir wirklich alles investieren müssen.“
Zu den taktischen Kniffen der Gäste könnte auch eine Manndeckung gegen Tom Abt, den Kopf des Gmünder Angriffsspiels, zählen. Der TV Plochingen hat dies über die volle Spielzeit versucht. Letztlich ohne durchschlagenden Erfolg, weil Abts Nebenleute Kai Schäffner und Stefan Scholz umso mehr Freiräume hatten. Einen „gewissen Überraschungsmoment“ will Fröhlich der Sonderbewachung für seinen Spielmacher nicht absprechen: „Doch es ist nichts, wovor wir uns fürchten.“ Schon über die ganze Saison hinweg werden solche Szenarien im Training simuliert. Der TSB ist für alle Eventualitäten gewappnet – selbst wenn es wieder einmal einen Rückschlag in Form einer Roten Karte geben sollte. „Wenn das einmal nicht passiert“, meint Fröhlich, „dann ist es umso schöner.“
 
TSB: D.Mühleisen, Immer – Abt, Leichs, Maier, Schäffner, Scholz, J.Schwenk, Watzl, Waldraff, Bächle, Burtsche, S.Mühleisen, Waibel, Waldenmaier
(Text: Nico Schoch - Bilder: Frank Bieg)