
Der ganz große Jubel wollte nicht ausbrechen. Vielmehr erleichtert oder erschöpft schauten sich die TSBler an, die mit ihrem vierten Sieg in Folge zwar dicht an den beiden Aufstiegsplätzen dran bleiben. Doch in den 60 Minuten zuvor war genau das eingetreten, was Trainer Aaron Fröhlich unbedingt vermeiden wollte: Die 450 Zuschauer sahen einen zähen, aber immerhin spannenden Schlagabtausch, in dem die Gäste aus der Ulmer Vorstadt ziemlich lange an einer Überraschung schnuppern durften. Fröhlich räumte auch unumwunden ein, dass es „einfach nur an uns gelegen hat.“ Ungewohnt viele Leichtsinnsfehler hatten sich die klar favorisierten Gmünder geleistet und sich damit selbst das Leben schwer gemacht.

Mit nur elf Mann war Söflingen angereist, dem TSB fehlten krankheitsbedingt seine beiden Abwehrstrategen Stephan Mühleisen und Christian Waibel. Dieser doppelte Ausfall war nicht so gut aufzufangen, wie es sich der Trainer erhofft hatte. Zwar startete sein Team ordentlich mit einer Doppelparade von Torwart Daniel Mühleisen und schnellem Umschaltspiel. Mehr als eine 6:3-Führung nach neun Minuten sprang allerdings nicht heraus, weil die Torjäger Niklas Burtsche und Tom Abt völlig unbedrängt den TSG-Keeper Marco Azevedo Marques warmschossen. Da vermisste Fröhlich die letzte Konzentration, wenngleich „unsere Wurfausbeute im Großen und Ganzen in Ordnung war.“

Gmünder Chancenwucher und „Murks-Gegentore“

Deutlich mehr ärgerte es den Trainer, dass seine Mannen die extrem langen Söflinger Angriffe nicht unterbinden konnten. „Dann haben wir doch noch so ein Murks-Gegentor kassiert, weil sie sich irgendwo durchgedrückt und wir nicht mit der letzten Konsequenz zugepackt haben.“ Dass tatsächlich beiden Teams der letzte Biss fehlte, ließ sich auch an den Zeitstrafen – vier für Söflingen, eine für den TSB – ablesen. Der Underdog blieb jedenfalls im Rennen: Der aus Wasseralfingen stammende Kevin Kraft erzielte beim 6:6 (10.) bereits seinen vierten Treffer, kurzzeitig lag das Schlusslicht sogar mit 10:9 (19.) vorne. Die Gmünder hingegen wirkten fahrig und nicht so zielstrebig wie sonst. Viel zu lässig trat Burtsche zum Siebenmeter an und scheiterte an Azevedo. Das nächste Raunen ging durchs Publikum, als Kreisläufer Jonas Waldenmaier freigespielt wurde und trotzdem weit übers Tor warf.

Herausragender Tom Abt bringt den TSB wieder auf Kurs

Spätestens zu diesem Zeitpunkt war auch Fröhlich klar, „dass es kein glanzvoller Sieg mehr wird. Wir konnten uns nicht wie sonst auf eine massive Abwehr verlassen, doch vorne haben wir auch unsere Qualitäten.“ Eine Qualität, die den Namen Tom Abt trägt: Der Spielmacher riss das Angriffsspiel nahezu komplett an sich, glänzte mit sieben Toren und cleveren Anspielen zu Andreas Maier am Kreis. „In dieser Liga hat es jeder Gegner schwer, Tom in Schach zu halten“, merkt der Trainer an. Als Söflingen genau das versuchte, stellte Abts Rückraumpartner Kai Schäffner von 20:20 (36.) auf 23:21 (44.). Der TSB quälte sich förmlich durch. Trotzdem meldeten sich die Gäste nochmals zurück und glichen prompt wieder aus. TSB-Rückhalt Mühleisen war der Retter in der Not, parierte einen Siebenmeter und verhinderte kurz darauf sogar einen Rückstand. Als die Gmünder in Unterzahl ihren Torwart aus dem Spiel nahmen und nicht schnell genug zurück wechselten, schlug ein Distanzwurf zum 25:25 (47.) im leerstehenden Kasten ein.


Fitte Gmünder erzwingen die späte Entscheidung

So waren die Schlussminuten auch die besten Minuten des TSB. Von den Außenpositionen trafen Watzl sowie Burtsche zum Belieben und machten so einen 34:30-Erfolg perfekt, der unter die Kategorie „Arbeitssieg“ fällt. Das war zwar nicht ganz nach Fröhlichs Geschmack, der aber eine weitere Qualität hervorhob: „Letztlich haben wir den Sieg relativ stressfrei über die Ziellinie gebracht. Mit einer besseren Wurfquote wäre es deutlicher geworden. Doch wir wissen auch, was wir jetzt zu tun haben.“ Deutlich fokussierter müssen sich die Jets am kommenden Sonntag (17 Uhr / Hanauerlandhalle) beim Tabellenneunten TV Willstätt präsentieren. Sonst kann auch diese Auswärtsaufgabe deutlich unangenehmer werden, als es den erfolgsverwöhnten TSBlern lieb ist.
TSB Jets – TSG Söflingen 34:30 (17:14)
-
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Niklas Burtsche (9/3), Tom Abt (7), Andreas Maier (6), Stefan Scholz (4), Kai Schäffner (3), Patrick Watzl (2), Wolfgang Bächle (1), Louis Waldraff (1), Jonas Waldenmaier (1), Jonas Schwenk, Jonathan LeichsTSG: Marco Azevedo Marques, Silas Nilli – Dennis Hartmann (7/3), Kevin Kraft (6), Marius Widmann (5), Marc Krieger (4), Moritz Veil (3), Fabian Kotas (3), Philipp Rauscher (2), Robin Schieß, Kevin HambergerSiebenmeter: TSB 4/3 – TSG 4/3Zeitstrafen: TSB 2 Minuten – TSG 8 MinutenSchiedsrichter: Georgios Dalampakis, Levin Wanders (Leinfelden-Echterdingen)Zuschauer: 450
(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Enrico Immer)