Dämpfer statt Traumstart: Ohne Normalform geht der TSB Gmünd leer aus

Für einen nachlässigen Auftritt wird der TSB Gmünd mit der ersten Auswärtsniederlage seit neun Monaten bestraft. Beim TV Plochingen liegen die Jets von Anfang an zurück, verpassen in einigen Phasen das Comeback und unterliegen mit 30:33 (16:17).

Es ist ein echter Stimmungskiller für den TSB Gmünd. Sieben Tage nach dem famosen 37:24-Auftaktsieg über den TSV Heiningen sind die „Jets“ ebenso hart wie unerwartet auf dem Boden der Tatsachen aufgeschlagen. Besonders auffällig: Die Abwehr war im Vergleich zur Vorwoche überhaupt nicht wiederzuerkennen. Ohne dauerhaften Rückhalt stolperten die als Favorit angereisten Gmünder ausgerechnet gegen die junge, völlig neuformierte Plochinger Mannschaft. Für Aaron Fröhlich war es die erst fünfte Niederlage als Cheftrainer, in fremder Halle war der TSB letztmals im vergangenen Dezember beim späteren Aufsteiger TV Bittenfeld II leer ausgegangen.
 
„Vielleicht ist so ein Rückschlag in unserer Entwicklung nicht zu vermeiden“, versuchte Fröhlich den gebrauchten Samstagabend richtig einzuordnen: „So werden wir auch daran erinnert, was es braucht, um ein Spiel zu gewinnen. Wenn uns das nicht gelingt, dann verlieren wir gegen viele Mannschaften in dieser ausgeglichenen Liga.“ Die volle Konzentration und den absoluten Willen hatte der TSB von der ersten Sekunde an vermissen lassen.
 

Fehlstart mit offener Abwehr

Noch ehe sich die Gmünder umsehen könnten, waren sie bereits mit 0:2 (2.) ins Hintertreffen geraten. Ausgerechnet der letztjährige Plochinger Yannik Leichs war es, der den TSB aufweckte und drei der ersten fünf Tore erzielte. Beim 5:5 (8.) stellte der Heimkehrer erstmals den Gleichstand her, doch die Plochinger antwortete in der rasanten Anfangsphase meist innerhalb weniger Sekunden. Vor allem ihr 35 Jahre alter Spielmacher Axel Steffens düpierte die Gmünder Abwehr ein ums andere Mal, erzielte alleine in der ersten Halbzeit sieben Tore.
 
„Alles, was wir angeboten haben, hat Plochingen auch entsprechend ausgenutzt“, haderte Fröhlich mit der ungewohnten Passivität seiner Mannen. Zwar zeigten sich die Linkshänder Stefan Scholz und Wolfgang Bächle zunächst treffsicher, doch das Momentum kippte nie entscheidend auf Gmünder Seite. Die Chance war da, als Andreas Maier den TSB mit 10:9 (19.) erstmals in Front warf, sich im Rückzug aber sofort eine Zeitstrafe einhandelte. Torwart Tobias Klemm parierte gleich zwei Strafwürfe von Steffens, der aber einen davon im Nachwurf verwandelte.

„Sind überhaupt nicht aufs Spielfeld gekommen“

Statt Sicherheit kehrte die Unsicherheit zurück: Drei Gegentore in Folge waren der nächste moralische Knackpunkt für die Gmünder. Beim Stand von 12:14 (25.) flatterten auch beim sonst so sicheren Niklas Burtsche von der Siebenmeterlinie die Nerven. Zwar verkürzte Kai Schäffner direkt vor der Pausensirene auf 16:17 (30.), doch der erhoffte Auftrieb für den zweiten Durchgang blieb aus. Ganz im Gegenteil. „Wir sind überhaupt nicht aufs Spielfeld gekommen“, kritisierte Fröhlich: „Vieles ist gegen uns gelaufen. Das konnten wir nicht abschütteln, um in unsere Normalform zu kommen.“ Als Quittung gab es den erstmaligen Drei Tore-Rückstand.
 
Der TSB bewies seine Kämpferqualitäten. Nach sieben Monaten ohne Torerfolg übernahm Abt als Siebenmeterschütze, innerhalb von nur 90 Sekunden glichen Leichs und Scholz zum 19:19 (39.) aus. Doch auch dieser Lauf war nur von kurzer Dauer. Während sich die Gmünder offensiv abmühten, spielte Plochingen seine Angriffe bis zur Grenze des Zeitspiels effizient aus. Dreimal nacheinander nutzte Kreisläufer Nick Euchenhofer die Lücken, um auf 20:22 (43.) zu stellen. Immer, wenn sich die Gmünder Abwehr etwas zu festigen schien, folgte der nächste bittere Nackenschlag.
 

Zu viele Chancen liegen gelassen

Sein sonst so flottes Spiel brachte der TSB kaum auf die Platte. „Räume waren sicherlich da“, meinte der Trainer, „doch die Durchschlagskraft hat uns gefehlt und wir haben auch zu viele Bälle verworfen.“ Anstatt zusätzlichen Druck aufzubauen, scheiterte nun auch Abt beim Strafwurf. Einer der wenigen Lichtblicke blieb die Leistung von Leichs, der sowohl mit starker Abwehrarbeit als auch acht eigenen Toren voranging. Gegen seine Ex-Kollegen verkürzte der Rückraumspieler auf 22:24 (46.) und 25:28 (51.), doch sowohl die Kräfte als auch die Zeit rannten dem TSB davon.
 
So sehr sich die Jets gegen die drohende Niederlage stemmten, umso weniger wollte ihnen gelingen. Im Flow der vergangenen Saison hätte der TSB die Partie in der Crunch-Time vielleicht noch herumgerissen. Selbst als Spielmacher Tom Abt spät auftaute und mit einem Doppelpack zum 27:29 (53.) den Gegner zu einer Auszeit zwang, blieb die Wende aus. Der mutige Auftritt des eingewechselten Simon Neumaier und der Anschlusstreffer zum 29:30 (56.) durch Leichs ließen letztmals Hoffnung aufkeimen.
Stattdessen war es Routinier Steffens, der die Plochinger vollends auf die Siegerstraße führte. „Unterm Strich hat er aus wenigen freien Möglichkeiten trotzdem zehn Tore geworfen“, erkannte Fröhlich dessen Leistung neidlos an. Sein eigenes Team agierte zu hektisch, leistete sich ungewohnt viele technische Fehler und war mit dem 30:33 (58.) vorzeitig bezwungen. „Wenn wir eine topmotivierte Leistung bringen und jeder alles abruft, dann könnten wir uns auch mehr Nachlässigkeiten erlauben“, resümierte der Coach: „Heute kam aber beides zusammen.“
 

Eine Lektion zur richtigen Zeit?

Die Bruchlandung im Neckartal wird die Jets in der kommenden Trainingswoche beschäftigen, doch Fröhlich baut auf den Lerneffekt. „Wir haben nur ein Spiel verloren und wissen, wie wir damit umgehen und woran wir arbeiten müssen.“ Vor dem zweiten Heimspiel am kommenden Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) gilt es, nochmals die Sinne zu schärfen. Immerhin reist mit der SG Weinstadt ein euphorisierter Aufsteiger an, der seine ersten beiden Spiele gewonnen hat und nur so vor Selbstvertrauen strotzt. Das allererste Derby dieser beiden Vereine bietet dem TSB die schnelle Chance zur Wiedergutmachung.
 
TV Plochingen – TSB Jets 33:30 (17:16)
TVP: Sebastian Rica-Kovac, Tim Gübele – Axel Steffens (10), Nick Euchenhofer (5), Marvin Schmid (5), Cedric Hauff (3), Dusan Ilijin (3), Denis Wilke (2), Finley Peters (2), Luca Schwab (2), Manuel Kopf (1), Hendrik Kilast, Fynn Scheurle, Philipp Pirner, Marco Serrano, Luis Erhardt
TSB: Daniel Mühleisen, Tobias Klemm – Yannik Leichs (8), Tom Abt (8/1), Wolfgang Bächle (4), Stefan Scholz (4), Niklas Burtsche (2), Simon Neumaier (2), Andreas Maier (1), Kai Schäffner (1), Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Florian Abele, Jonathan Leichs, Jonas Waldenmaier
Siebenmeter: TVP 3/1 – TSB 4/1
Zeitstrafen: TVP 8 Minuten – TSB 4 Minuten
Schiedsrichter: Markus Kolb, Samuel Wilhelm (Karlsruhe)
Zuschauer: 300
(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg)