
Kämpferisch stark, spielerisch variabel und nervenstark, wenn es darauf ankommt: Der TSB Gmünd ist bereit für den heißen Herbst – trotz schwieriger Begleitumstände. Über eine „hervorragende, geschlossene Teamleistung“, freute sich Trainer Aaron Fröhlich auf der Heimfahrt von der Zollernalb: „Das war wie schon im vergangenen Jahr eines unserer schwersten Auswärtsspiele. Nicht viele Mannschaften werden es schaffen, in Albstadt zu gewinnen. Erst recht, wenn dieser qualitativ gute Gegner in Bestbesetzung ist.“
Albstädter Flickwerk – Gmünder Traumstart
Gerade rechtzeitig war das lecke Dach der zuvor gesperrten Albstädter Mazmannhalle geflickt worden. Weniger gut dicht hielten die beiden Abwehrreihen in diesem rasanten Schlagabtausch. Doch was Fröhlich vorab angekündigt hatte, wurde wahr: Wenn es darauf ankommt, kann der TSB auch viele Tore werfen. Mit einem 5:1-Lauf zwang man die Hausherren schon nach sechs Minuten zur ersten Auszeit. Die Gmünder diktierten das Geschehen, obwohl Spielmacher Tom Abt zwei Wochen nach seinem erlittenen Muskelfaserriss zunächst nur auf der Bank Platz nahm. Umso mehr ragten Kai Schäffner und Yannik Leichs heraus, sowohl mit ihren Würfen aus dem Rückraum als auch in der nicht ganz so stabilen Abwehr. Das Duo erhöhte auf 11:6 (13.), doch weiter konnten sich die Jets zunächst nicht absetzen.

Denn gegen die Albstädter Spielgestalter Julian Thomann und Noa-Gabriel Alilovic fand der TSB zu selten die richtigen Mittel. „Diese Schnittstelle haben wir nicht so gut verteidigt. Wir haben nach dem gleichen Muster ziemlich viele Tore kassiert“, sagte Fröhlich mit Blick auf Mittelmann Thomann, der alleine neunmal einnetzte und die HSG somit im Spiel hielt. Doch weil es auch bei den Gmündern Angreifern lief, blieben die Gäste souverän vorne. Der Rückraumrechte Stefan Scholz traf zweimal in Folge zum 18:12 (21.), was Thomann ebenfalls mit einem Doppelschlag beantwortete. Schäffner erzielte schon vor der Pause den 20. Treffer für die Gäste, die immer dann nachlegten, wenn es einmal brenzlig wurde.
Entscheidende Wechsel zum richtigen Zeitpunkt
So auch direkt nach der Pause, als der angeschlagene Abt erstmals die Platte betrat und prompt zwei Treffer zum 21:17 (33.) und 22:18 (35.) erzielte. Auch ein Torwartwechsel kam dann genau richtig. Tobias Klemm räumte den Platz zwischen den Pfosten für Daniel Mühleisen, der gleich zweimal nacheinander seine Finger an den Ball bekam und dem TSB wieder etwas Luft verschaffte. Zwar hatten beide Keeper keinen Sahnetag, doch ihre wenigen Paraden waren ein Fingerzeig. „Da sind wir im Moment schon gesegnet, dass wir zwei Torhüter von dieser Qualität haben“, so Fröhlich. Dennoch wurde es eng, weil im Albstädter Tor der reaktivierte Ex-Bundesligaprofi Mario Ruminsky plötzlich aufdrehte. Mit drei Toren in Folge war das Gmünder Polster auf 24:23 (44.) geschrumpft. Zudem war das Spiel für Abwehrchef Christian Waibel aufgrund seiner dritten Zeitstrafe vorzeitig beendet.

Clever, konzentriert – und kaltschnäuzig
Mit der Umstellung auf eine 5-1-Abwehr stifteten die Gmünder mehr Unruhe beim Gegner, erzwangen so wichtige Ballgewinne. Offensiv trat der TSB mit vier Rückraumspielern auf, erspielte sich freie Chancen und verwertete diese eiskalt. Von Rechtsaußen traf Wolfgang Bächle alleine in der Schlussphase dreimal. Als der TSB nach einer Auszeit den Freiwurf geduldig ausspielte und Andreas Maier die Kugel zum 35:31 (56.) in die Maschen wuchtete, war der Auswärtssieg in trockenen Tüchern. Hinten konnte sich Mühleisen noch zweimal auszeichnen, vorne sorgte Schäffner mit seinem neunten Treffer für den klaren 38:32-Endstand.

„32 Gegentore sind über dem Schnitt, was wir uns vorstellen“, bemängelte Fröhlich zwar, war aber trotzdem keineswegs unzufrieden. Sein Team hatte die reifere Spielanlage bewiesen und ein klares Zeichen an die Liga gesendet: Der TSB kann Spitzenspiele gewinnen. „Für den Moment sind wir schon zufrieden“, so der Chefcoach, der mit Blick auf die dünne Personaldecke aber auch hinzufügt: „Wir merken gerade, dass nicht viel passieren dürfte, um das aufzufangen.“ Erst recht nicht, da am kommenden Samstag (20 Uhr) schon der nächste Kracher bei der verlustpunktfreien HSG Willstätt/Hanauerland bevorsteht. Der Tabellenzweite zu Gast beim Ersten – mehr geht nicht, auch wenn es erst der siebte Spieltag einer noch jungen Saison sein wird. „Für uns ist es ein ganz normales Auswärtsspiel“, blickt Fröhlich voraus: „Doch wir wissen, dass wie in Albstadt ein großes Kaliber auf uns wartet und wir die gleiche Leistung aufs Parkett bringen müssen, um dort etwas mitzunehmen.“