Nach sechs Wochen ohne Heimspiel kommt es dem TSB Gmünd gerade recht, dass mit der HSG Ostfildern am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) das nächste Top-Team der Regionalliga anreist. Im Duell Vierter gegen Zweiter soll die zuletzt schwächelnde Defensive neu belebt werden.

Ein Spitzenspiel jagt das nächste – ganz nach dem Geschmack von TSB-Trainer Aaron Fröhlich. Wobei dieser die Tabellensituation völlig ausblendet, sondern nach der zweiten Saisonniederlage auf eine Reaktion seines Teams hofft. „Am liebsten hätte ich am nächsten Tag gleich nochmal gespielt“, sagt Fröhlich mit Blick auf die 36:41-Schlappe beim VfL Waiblingen: „Daher kommt es genau passend, dass wir wieder gegen eine starke Mannschaft spielen und beweisen können, wie wir uns verbessert haben.“
Das erwartet enge Aufstiegsrennen
In der Tabelle musste der TSB (10:4 Punkte) dem TSV Weinsberg und dem nächsten Gegner HSG Ostfildern (beide 11:5) zwar den Vortritt lassen, ist an den Minuspunkten gemessen aber immer noch hartnäckigster Verfolger des Spitzenreiter Willstätt/Hanauerland (14:2). Doch auch die HSG Albstadt (10:4) und Drittliga-Absteiger Baden-Baden (10:6) haben sich in Position gebracht. Es entwickelt sich genau das Kopf-an-Kopf-Rennen, das Fröhlich vor Saisonbeginn prognostiziert hatte.

Zu den heißen Kandidaten zählte er dabei auch die HSG Ostfildern, die nach zuvor drei Spielen ohne Sieg wieder mit frischem Selbstvertrauen anreist. Mit 29:25 wurde der starke Aufsteiger SG Heddesheim in seine Schranken verwiesen, wobei erneut die variable Rückraumreihe zu überzeugen wusste. Florian Distel (38 Saisontore), Tim Bauer (32/7), Felipe Soteras Merz (33) und Janne Böhm (31) sind die besten Werfer der Filder-Handballer, die inzwischen auch wieder auf den Shooter Dominik Keim zurückgreifen können. Der 24-Jährige trat noch vor wenigen Wochen mit den California Eagles, dem nordamerikanischen Vereinsmeister, bei der Klub-WM in Ägypten an. Vier Tore erzielte Keim bei der erwarteten 20:50-Niederlage gegen Champions League-Sieger SC Magdeburg, fünfmal netzte er im ersten Regionalliga-Spiel nach seiner Heimkehr ein.
Stärkster Angriff, kriselnde Abwehr
„Diese Wurfgewalt ist eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen“, mahnt Fröhlich. Wobei sich seine Mannen in diesem Punkt keinesfalls verstecken muss, mit durchschnittlich 33,9 Treffern pro Spiel stellt der TSB derzeit sogar den besten Angriff der Liga. In Fröhlichs zweitem Jahr läuft es noch flüssiger als ohnehin schon, besonders weil Mittelmann Tom Abt nach kurzen Verletzungspause gleich wieder zur Hochform auflief und seine Mitspieler hervorragend anführte.

Die Kehrseite allerdings: 30 Gegentore lassen die Jets im Schnitt zu. Schon bei den spektakulären Erfolgen in Albstadt (38:32) und Willstätt (41:36) wackelte die Abwehr, die in Waiblingen schließlich einen totalen Systemabsturz erlebte. Dass der defensivstarke Patrick Watzl nach seiner Meniskus-OP schmerzlich vermisst wird, Routinier Christian Waibel krankheitsbedingt zuschauen musste und Stephan Mühleisen sichtlich angeschlagen war, das will der Trainer nicht als Ausrede gelten lassen. Immerhin habe man in verschiedenen Konstellationen schon deutlich besser verteidigt, die jüngste Abwehrleistung hingegen „war für unsere Verhältnisse unterdurchschnittlich, weshalb wir verdient verloren haben.“
Mehr Entschlossenheit ist gefragt
Jetzt gilt es für den TSB Gmünd, auch gegen die Top-Teams der Liga mit einer wiedererstarkten Abwehr zu glänzen – bestenfalls über einen längeren Zeitraum. Der positive Aspekt: Nach der Schmach von 41 Gegentoren braucht es keine zusätzliche Motivation. „Dafür bräuchten die Jungs eigentlich gar keinen Trainer“, schmunzelt Fröhlich: „In dieser Trainingswoche ist es emotional gar nicht schwierig, den Finger in die Wunde zu legen und das Letzte aus sich herauszukitzeln. Wir wollen beweisen, dass es in Waiblingen ein Ausrutscher war und wir es besser können.“ Entsprechend wurde auch im Training daran angesetzt, das altbekannte Prunkstück neu zu beleben. „Intern sprechen wir seit einigen Wochen darüber“, versichert Fröhlich: „Weil es ist nichts ist, was wir noch nie gezeigt oder noch nie gekonnt hätten. Nur sind wir in den letzten Wochen von unserem Weg abgewichen. Es kommt darauf an, mit welcher Entschlossenheit wir in die Spiele rein gehen.“

Auch zwischen den Pfosten soll die Trendwende gelingen. Selbst die erfahrenen Torhüter Daniel Mühleisen und Tobias Klemm waren zuletzt keine große Hilfe. Egal, wie hin- und hergewechselt wurde, einen Umschwung konnte keiner der beiden Keeper einleiten. Um dieses eingespielte Duo allerdings macht sich Fröhlich gar keine Sorgen: „Ihnen sei es auch einmal zugestanden, dass sie gute oder schwächere Tage haben. Auf Dauer werden wir von ihnen mehr gute als schwächere Spiele bekommen – und ich bin mir sicher, dass das schon an diesem Wochenende wieder eine bessere Geschichte sein wird.“
Heimvorteil als Extra-Schub
Drei Siege aus vier schweren Auswärtsspielen in Folge – diese Bilanz hätten die Gmünder vorab wohl ohne zu Zögern unterschrieben. Nun kehren sie nach sechs Wochen wieder ins eigene Wohnzimmer zurück und sind durch den jüngsten Dämpfer „ziemlich angestachelt“, wie der Trainer durchblicken lässt. Der Waiblingen-Frust soll nun in neue Kraft umgewandelt werden, das eigene Publikum dient als zusätzlicher Ansporn. „Dass wir lieber vor unseren Zuschauern spielen, die uns in engen Phasen auch einmal ein Extra-Tor verschaffen können, ist doch logisch“, so Fröhlich: „Zumal es schon etwas Besonderes ist, dass wir meist mehr Zuschauer haben als die anderen Vereine. Das kann und soll ein Faktor sein.“
Mit der Unterstützung im Rücken soll die Abwehr wieder zu der Form zurückfinden, die sie bei den bisherigen Heimerfolgen über Heiningen (37:24) und Weinstadt (21:19) ausgezeichnet hatte.
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, J. Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner, L .Schwenk, Neumaier, Scholz, Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg)







































