Auf die bestandene Pflichtaufgabe gegen den Tabellenletzten folgt die Kür gegen eine absoluten Top-Favoriten der Regionalliga. Der TSB Gmünd gastiert am Samstag (20 Uhr / Rheintalhalle Sandweier) bei der Fahrstuhlmannschaft TVS Baden-Baden. Ein Prüfstein dafür, wie weit der TSB auf seinem Weg nach oben wirklich ist.

Das erste Saisondrittel ist absolviert und hinter den „Jets“ liegt bereits ein absolutes Mammutprogramm. Die Ausbeute der Reisen lässt sich mehr als sehen: Beim Tabellenfünften HSG Albstadt (38:32) sowie bei der zweitplatzierten HSG Willstätt/Hanauerland (41:36) gewann der TSB letztlich souverän, zu einem 33:33-Remis reichte es beim neuen Spitzenreiter TSV Weinsberg. Gemessen an den erst fünf Minuspunkten würden die Gmünder, die erst eine Partie weniger absolviert haben, sogar ganz oben stehen. Was angesichts der extrem engen Tabellensituation aber kaum aussagekräftig ist. Ein Beispiel: Sollte der Dritte TSB (15:5 Punkte) sein bevorstehendes Verfolgerduell beim Siebten TVS Baden-Baden (13:9) verlieren, so würde dieser nach Pluspunkten gleichziehen.
„Noch nichts Großartiges erreicht“
„Für den Moment sind wir schon froh, dass wir in dieser Spitzengruppe dabei sind“, zieht Trainer Aaron Fröhlich eine zufriedene Zwischenbilanz angesichts des strammen Spielplans. Zumal sein Team weiterhin mit verletzungs- oder krankheitsbedingten Ausfällen zu kämpfen hat. „Wir wissen aber auch, dass wir noch nichts Großartiges erreicht haben und jetzt einfach dran bleiben müssen“, mahnt Fröhlich: „Jedes Spiel ist wichtig. Weil man eben auch sieht, dass die Mannschaft teilweise unerwartet Punkte liegen lassen.“

Das war am vergangenen Wochenende besonders deutlich zu sehen: Willstätt/Hanauerland verlor seine Spitzenposition durch eine 37:39-Niederlage beim Aufsteiger TuS Steißlingen, die ambitionierte HSG Ostfildern wurde bei der SG Weinstadt sogar mit 25:38 vorgeführt und Albstadt musste sich mit einem 42:42-Unentschieden beim TSV Heiningen begnügen. Auch der TSB war nach der 30:33-Pleite beim Vorletzten TV Plochingen geläutert, ging die Pflichtaufgabe gegen Schlusslicht TSV Blaustein deshalb umso konzentrierter an – hatte aber durchaus Anlaufschwierigkeiten.
Die alte Souveränität wieder entdeckt
„Hätten wir unsere Chancen in der ersten Halbzeit besser genutzt, wäre das relativ geschmeidig gelaufen“, bemängelte der Trainer. Erst nach dem 13:13-Pausenstand drehte der TSB auf und gewann klar mit 34:23. „Wir haben es geschafft, das Tempo zu diktieren, schnell umzuschalten und das Spiel intensiver zu machen. Blaustein hat mehr Fehler gemacht und so kam das eine zum anderen.“ Alles lief nach Plan für den TSB, der bewies, dass er die vermeintlich kleinen Gegner der Liga beherrschen kann.

Was nur dadurch gelang, dass die Gmünder Hintermannschaft ihr Glück erzwang. „Wir haben einige Sachen angesprochen und verändert, das haben die Jungs gut umgesetzt“, lobt Fröhlich und hebt einen Akteur hervor: „Dafür dass Kai Kiesel erst zwei Einheiten bei uns hatte, hat er es herausragend gemacht und geholfen, die Ausfälle zu kompensieren.“ Der großgewachsene Kreisläufer aus dem Perspektivteam wird wohl erneut im Kader stehen. Denn es ist noch fraglich, ob Routinier Christian Waibel nach seiner Erkrankung wieder einsatzfähig ist. Kreisläufer Jonas Waldenmaier ist noch leicht angeschlagen, dafür kehren der zuletzt erkältete Rechtsaußen Florian Abele und Abwehrchef Andreas Maier zurück. Gute Nachrichten vor der bislang vielleicht schwersten Auswärtsfahrt.
TVS Baden-Baden: Groß, gefährlich, gereift
Dreimal stieg der TVS Baden-Baden bereits in die 3. Liga auf, dreimal ging es postwendend wieder nach unten. Folglich zählen die Kurstädter erneut zu den Top-Favoriten, wenngleich der Start mit drei Niederlagen aus den ersten vier Partien verpatzt wurde. Viele deutliche Erfolge fuhr der TVS ein, zuletzt mit 37:24 in Plochingen. Zuvor allerdings hatte man in engen Kisten gegen die Neulinge Neuhausen/Erms (30:30) und Heddesheim (25:26) nicht das bessere Ende für sich. So befindet sich die Fahrstuhlmannschaft vorerst in der Rolle des Jägers, während der TSB rein tabellarisch sogar als Favorit in die Rheinebene fährt.

Ob der TSB mit Baden-Baden bereits auf „Aufstiegsniveau“ ist, will der Trainer so nicht unterzeichnen. „Wir wissen, dass ein dickes Brett auf uns wartet. Sie haben eine gut aufgestellte und ausgeglichene Mannschaft“, so Fröhlich: „Sie spielen nicht einseitig, sondern haben auf allen Positionen eine hohe Qualität und Torgefahr“ Der Rückraumlinke Elias Dörflinger (65 Saisontore), Rechtsaußen Maximilian Strüwing (42/17) sowie Beachhandball-Europameister Tim Krauth (47) sind derzeit die treffsichersten Akteure. Charakteristisch ist aber besonders die 5-1-Abwehr. „Sie legen sie mal offensiver oder defensiver aus, das ist eine absolute Ausnahme in der Liga“, hat Fröhlich beobachtet. Ein ultimativer Härtetest also für die eingespielte Gmünder Rückraumriege.
Auf Augenhöhe mit einem Drittliga-Absteiger?
Dennoch: Wer bereits in Willstätt, Albstadt und Weinsberg bestanden hat, darf auch in Baden-Baden selbstbewusst auftreten. „Wir sind bereit für diese Spiele“, betont Fröhlich: „An diesen Tagen haben wir schon bewiesen, dass wir unsere beste Leistung zeigen und da bestehen können.“ Zumal sich in diesen direkten Duellen auch zeigen kann, welche Mannschaft sich in der Tabelle wirklich nach ganz oben orientieren kann. In dieser Hinsicht hat der TVS Baden-Baden den Gmündern aus der Vergangenheit bereits etwas voraus. Doch auch der TSB scheint reif genug, um in diesem Jahr an die Tür zur 3. Liga zu klopfen.

„Das mache ich bestimmt nicht von diesem einen Spiel abhängig“, umschifft Fröhlich die Aufstiegsthematik erneut elegant. Ein Sieg beim Drittliga-Absteiger wäre allerdings das nächste dicke Ausrufezeichen. Dazu beitragen soll die wieder vervollständigte Abwehr, besonders aber auch das Torhütergespann. Daniel Mühleisen und Tobias Klemm erlebten in der Vorwoche mit starken Paraden sowie drei eigenen Treffern eine persönliche Befreiung erlebten. Die Formkurve deutet nach oben. „Es wird immer vorkommen, dass einer in der Mannschaft mal einen besseren oder einen schlechteren Tag erwischt“, meint der Trainer: „Entscheidend ist nur, dass wir alles was möglich ist investieren. Das ist uns bei den weiten Auswärtsfahrten bislang immer hervorragend gelungen. Warum also nicht so weitermachen?“
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, J. Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner, L.Schwenk, Neumaier, Scholz, Abele, Bächle, Burtsche, Kiesel, S. Mühleisen, Waibel (?), Waldenmaier

(Text: Nicolas Schoch - Bilder: Frank Bieg)







































