Erneut beweist der TSB Gmünd seine Nervenstärke und zwingt den letztjährigen Drittligisten TVS 1907 Baden-Baden in die Knie. Mit starker Abwehr, einem überragenden Spielmacher Tom Abt und Niklas Burtsches goldenem Wurf ins leere Tor erzwingen die Jets einen emotionalen 29:28 (14:14) – Auswärtserfolg.

Das Aufstiegsrennen ist pure Nervensache – und der TSB Gmünd hat ein ganz besonderes Faible für Herzschlagfinals entwickelt. Während der Mitbewerber TVS Baden-Baden schon zum dritten Mal in dieser Saison eine Heimniederlage mit nur einem Tor Unterschied betrauern musste, bewahrte der TSB in den entscheidenden Momenten erneut einen kühlen Kopf. Schon beim 33:33-Remis in Weinsberg vor zwei Wochen hatten die Jets in den letzten drei Minuten einen Zwei Tore-Rückstand egalisiert, nun setzten sie noch einen drauf. In der Rheintalhalle Sandweier drohte dem TSB 120 Sekunden vor dem Ende eine äußerst bittere Niederlage, wendete das Blatt aber gerade noch rechtzeitig. Der Rest war überschwänglicher Jubel – weil nicht nur die Moral, sondern auch das Zusammenspiel von Abwehr und Torhütern endlich wieder gepasst hatte.
Offener Schlagabtausch von der ersten bis zur letzten Sekunde
Auf großes Abtasten hatten beide Spitzenteams verzichtet. Baden-Baden startete mit viel Wucht aus dem Rückraum, verteidigte robust und legte zunächst stets eine knappe Führung vor. Der TSB aber glich stets umgehend aus. Kapitän Tom Abt war sofort im Modus, steuerte überragende elf Treffer und fast ebenso viele Assists bei. Als Denker und Lenker setzte er immer wieder seine Nebenleute Kai Schäffner oder Stefan Scholz in Szene. So schafften es die Gmünder immer wieder, die offensive 5-1 Abwehr der Gastgeber auseinander zu ziehen. Niklas Burtsche nutzte einen Tempo-Gegenstoß, um seine Farben erstmals mit 8:7 (14.) in Front zu werfen.

Der Linksaußen ist das Gesicht der Gmünder Nervenstärke, verwandelte auch alle vier Strafwürfe ganz souverän. Beim 13:11 (25.) hatte der TSB erstmals zwei Tore vorgelegt, doch das knappe Polster war schon zur Pause wieder aufgebraucht. Angeführt von Abt legten die Gäste danach ein 16:14 (32.) vor, konnten sich aber nie dauerhaft absetzen. Nachdem Beachhandball-Europameister Tim Krauth zum 17:17 (36.) ausgeglichen hatte, brauchte es einen neuen Impuls. Tobias Klemm rückte anstelle von Daniel Mühleisen zwischen die Gmünder Torpfosten und fischte sofort den nächsten Rückraumwurf von Krauth mit beiden Händen aus dem Eck.
Baden-Baden kommt immer wieder schnell zurück
Nach einem eigenen Ballverlust wurde der TSB ausgekontert, ließ sich aber vom kurzzeitigen Rückstand nicht beirren. Als sich Klemm ganz groß machte, um gegen Linksaußen Luis Materna zu parieren, war es das Signal zur Trendwende. Kreisläufer Jonas Waldenmaier nutzte einen cleveren Bodenpass von Abt, Klemm entschärfte einen Strafwurf von Dominik Ströhm und im Gegenzug stellte der TSB-Spielmacher auf 23:21 (46.). Abermals konnte Baden-Baden postwendend gleichziehen, abermals legte der TSB vor – doch ausgerechnet in der Schlussphase geriet der Offensivmotor ins Stocken.

Nach dem 26:24 (51.) durch Yannik Leichs gelang dem TSB in sieben Minuten nur noch ein weiteres Tor durch Abt. Angetrieben vom lautstarken Publikum witterte Baden-Baden seine Chance und schnupperte an seinem ersten Crunchtime-Sieg. Der Halblinke Julian Schlager traf zweimal nacheinander zum 28:27 (58.) für den TVS. TSB-Trainer Aaron Fröhlich musste mit seiner letzten Auszeit reagieren, doch er konnte sich darauf verlassen: An diesem Abend machte die wiedererstarkte Abwehr jeden offensiven Fehlversuch wett.
Coolness im Krimi – Gmünds neue Spezialität
Was diese Gmünder Mannschaft auszeichnet und inzwischen zu einem echten Spitzenteam macht, ist die Überzeugung in den engen Momenten. Linkshänder Stefan Scholz antwortete mit einer starken Einzelaktion, wackelte seinen Gegenspieler aus und vollstreckte platziert zum 28:28 (59.). Baden-Baden rannte sich daraufhin in der Gmünder Abwehr fest, letztlich wurde dem achtfachen Torschützen Elias Dörflinger ein Schrittfehler abgepfiffen. Der coolste Gmünder antizipierte perfekt und traf: Aus dem eigenen Kreis schnappte sich Burtsche die Kugel und warf diese über die volle Felddistanz zum 29:28 (60.) ins leerstehende Tor ein.

Der große Jubel ließ aber noch auf sich warten: 50 bange Sekunden hatte der TSB in der aufgeladenen Atmosphäre noch zu überstehen. Die großgewachsenen Andreas Maier, Christian Waibel und Yannik Leichs riegelten im Mittelblock allerdings hervorragend ab. TVS-Rückraummann Schlager konnte sich nur noch einen überhasteten Schlagwurf nehmen, den Maier abblockte. Kreisläufer Elias Meier sprang nach dem Abpraller, doch Abt und Waibel stellten sich geschickt in den Weg. Baden-Baden bekam einen letzten direkten Freiwurf zugesprochen, den der TSB mit einem Mann weniger verteidigen musste. Die Schiedsrichter disqualifizierten Stephan Mühleisen, der wohl einen Schritt zu früh von der Bank aufs Feld gerannt war und dafür seine dritte Zeitstrafe sah. Krauth beförderte den Ball dann zwar über die Fünf Mann-Mauer, aber auch über das Tor – wie entfesselt stürmten die Gmünder Moralmonster aufs Feld, um ihren vierten und bislang wohl wichtigsten Auswärtserfolg zu feiern.
Mit Glück und Geschick auf den zweiten Tabellenplatz
Die nächste hohe Hürde ist genommen, womit der TSB (17:5 Punkte) auf den zweiten Tabellenplatz vorrückt und einzig den TSV Weinsberg (18:6) noch vor sich hat. Beweisen die Jets ihre Nervenstärke auch am kommenden Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) zuhause gegen den Zwölften HC Neuenbürg, so winkt zumindest für eine Nacht sogar die Tabellenführung.









































