Zumindest für eine Nacht winkt dem TSB Gmünd die Regionalliga-Tabellenführung, wenn er am Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) seine perfekte Heimserie ausbaut. Doch der kriselnde HC Neuenbürg war schon in der Vorsaison ein unangenehmer Gegner und darf nicht unterschätzt werden.

Zwei Welten prallen an diesem Spieltag aufeinander. Seit anderthalb Jahren steht der TSB Gmünd nahezu durchgängig unter den Top Drei der Regionalliga. Entsprechend prächtig ist die Stimmung beim Team von Aaron Fröhlich. „Die Konstanz an guten Leistungen ist eine tolle Bestätigung für das, was wir tun“, findet der Trainer. Nur noch vier Partien sind es bis zur Weihnachtspause: „Da wollen wir noch möglichst viele Häkchen setzen und haben einen passenden Spannungsbogen.“
Alarmstufe Rot in Neuenbürg
Beim kommenden Gegner hingegen brennt schon vor der Adventszeit der ganze Baum. „Beim HC Neuenbürg ist jetzt Schluss mit lustig“, titelte die badische Lokalpresse nach den jüngsten Niederlagen gegen die Neulinge SG Heddesheim (28:36) und SG Weinstadt (22:29). Vor zwei Jahren klopften die „Foxes“ aus dem Enztal noch an der Tür zur 3. Liga, nach nur vier Siegen aus den ersten elf Saisonspielen herrscht eine ganz andere Realität. „Es sollte jeder begriffen haben, dass wir im Abstiegskampf stecken und Kerle und keinesfalls ängstliche Typen brauchen“, wählte HCN-Trainer Verdran Dozic bereits deutliche Worte. Zu zaghaft, zu mutlos präsentierte sich seine Truppe am vergangenen Wochenende: „Wir müssen damit anfangen, uns Erfolge zu erarbeiten, auch wenn es nur kleine sind.“

Für Gegenüber Aaron Fröhlich ein Paradebeispiel dafür, wie schwer diese Liga zu lesen ist: „Neuenbürg ist keine Mannschaft, die typischerweise in den Abstiegskampf gehört. Von der Qualität her spielen sie total unter Wert und es ist schon fraglich, warum die Punkte ausbleiben. An guten Tagen können sie jedem Gegner Schwierigkeiten bereiten.“ Genau dieses Potenzial stellte Neuenbürg mit dem 34:30-Überraschungssieg bei der hochgehandelten HSG Ostfildern unter Beweis, doch der Abgang einiger jahrelanger Leistungsträger ist noch deutlich zu spüren. Umso gefährlicher sind aber die jungen Rückraumshooter Felix Rothardt (51 Saisontore) und Vincent Virzi (39), die bei den Drittligisten SG Pforzheim/Eutingen bzw. HG Oftersheim/Schwetzingen ausgebildet wurden.
Ein „Katastrophenspiel“ als Warnung
Der Gmünder Trainer fordert deshalb maximale Wachsamkeit und erinnert an die Begegnungen der Vorsaison. In eigener Halle zog der TSB nach zähem Ringen erst spät auf 31:25 davon, lag beim Rückspiel in Neuenbürg schon scheinbar sicher auf der Verliererstraße. „Ein Katastrophenspiel“, denkt Fröhlich zurück: „Das konnten wir nur umbiegen, weil sich der Gegner am Ende selbst ein Bein gestellt hat.“ In den letzten acht Minuten hatte der TSB aus einem 25:30-Rückstand noch einen 33:32-Sieg gemacht. Ähnlich nervenstark präsentieren sich die „Jets“ auch in diesem Spätherbst: Beim TVS Baden-Baden drehten sie ein 27:28 in ein 29:28, ließen in den letzten 50 Sekunden keinen Wurf aufs eigene Tor mehr zu und jubelten.

Immer wenn es am Ende eng wird, dann schlagen die Gmünder Moralmonster eiskalt zu – ganz im Stile eines Spitzenteams. Eine Qualität, die man durchaus trainieren kann, erklärt der Trainer. „Erstmal braucht es eine intakte Mannschaft, dass man die Verantwortung klar verteilt und jeder weiß was er zu tun hat“, so Fröhlich. Die meiste Verantwortung ruht dabei auf Spielmacher Tom Abt, der sich mit elf Treffern in Baden-Baden abermals in Galaform präsentierte. Eine Leistung, die der Trainer von seinem Kapitän auch erwartet: „Weil er es kann und deshalb bin ich auch nicht überrascht davon.“ Hinzu kommt die starke Fitness, die schon in der vorigen Saison als Basis diente. „Man merkt, dass wir uns in der Vorbereitung den Allerwertesten aufgerissen haben. Andere Mannschaften sind in den letzten fünf Minuten vielleicht einen Tick müder.“
Abwehr komplett – aber Fragezeichen im Rückraum
Vor allem hat der TSB seine Stabilität zurück gewonnen. Andreas Maier und der zuletzt erkrankte Christian Waibel sind wieder voll einsatzfähig, im Tor konnte sich Tobias Klemm immer häufiger auszeichnen. „Unsere Defensive hat sich wieder gefunden“, lobt Fröhlich, der nahezu wieder aus den Vollen schöpfen kann: „Mit mehr Leuten kann man auch besser trainieren.“ Linkshänder Patrick Watzl kann nach zwei Monate seiner Meniskus-Operation zumindest wieder ein individuelle Programm absolvieren und hofft auf ein Comeback noch in diesem Jahr.

Hinter dem Einsatz von zwei weiteren Rückraumspielern steht allerdings noch ein Fragezeichen. Kai Schäffner musste vorige Woche nach 18 Minuten mit Oberschenkelproblemen vom Feld, Stefan Scholz kämpfte sich trotz Rückenbeschwerden durch. „Am Ende sind meine Jungs immer da – darauf kann man sich nicht verlassen“, macht sich der Trainer keine allzu großen Sorgen. Zumal der TSB erst zum fünften Mal in dieser Saison vor eigenem Publikum auflaufen wird. Bislang gingen die Gmünder stets als Sieger vom Feld. Samstagabend, Große Sporthalle, volle Ränge: „Da ist gerade immer noch etwas Besonderes für uns, jeder ist heiß darauf.“
Großer Heimspieltag: Die Tabellenführung als Krönung?
Bereits um 15:15 Uhr trifft die B-Jugend im Oberliga-Topspiel auf den Tabellenzweiten Alpla HC Hard. Das Perspektivteam in der Bezirksoberliga fordert nach zwei Siegen am Stück ab 17:15 Uhr den favorisierten Tabellenvierten SV Magstadt heraus. Zum Abschluss könnte das Flaggschiff der „Jets“ dann sogar die Spitzenposition der Regionalliga übernehmen. Zumindest für eine Nacht, da der aktuelle Primus TSV Weinsberg erst am Sonntag beim Verfolger HSG Albstadt antritt. „Zum jetzigen Zeitpunkt ist das noch nicht so wichtig“, winkt Fröhlich nur ab. Doch die Tabellenführung wäre die logische Folge, wenn sein Team die bislang perfekte Heimserie fortführt.
TSB: Immer, Klemm, D. Mühleisen – Abt, J. Leichs, Y. Leichs, Maier, Schäffner (?), L.Schwenk, Scholz (?), Abele, Bächle, Burtsche, S. Mühleisen, Waibel, Waldenmaier

(Text: Nicolas Schoch - Archivbilder: Frank Bieg)







































