Das Schlusslicht hat sich noch nicht aufgegeben

 

Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Auch dem langjährigen Drittligisten TSV Deizisau droht der Absturz in die Württembergliga (Nico Schoch)

TSB on tour: TSV Deizisau

Sonntag, 08.April 2018 – 17 Uhr (Hermann-Ertinger-Halle Deizisau)

Mit erst 14 Pluspunkten auf dem Konto besitzt der TSV Deizisau im bevorstehenden Saisonfinale die schlechtesten Erfolgsaussichten aller betroffenen Teams im Abstiegskampf. Trotz einer langen Durststrecke kämpft der Tabellenletzte derzeit verbissen um seine letzte Chance und liegt vor dem wohl vorentscheidenden Duell gegen den TSB Gmünd (Sonntag, 08.April, 17 Uhr) durchaus noch in Schlagdistanz. 

Das Örtchen Deizisau, gelegen im Neckartal zwischen den beiden größeren Städten Plochingen und Esslingen, zählt zwar lediglich 6700 Einwohner, stellt aber eine bedeutende Handballgemeinde. Nach über zehn Jahren Regionalliga-Zugehörigkeit musste der TSV die Drittklassigkeit 2010 als Tabellenletzter verlassen und wurde im Jahr darauf sogar in die Württembergliga durchgereicht. Dort kreuzten sich dann auch die Wege mit dem TSB Gmünd. 2014 stiegen die beiden Kontrahenten gemeinsam in die Oberliga auf, wobei sich die zweitplatzierten Gmünder dem späteren Meister aus Deizisau jeweils knapp mit 22:27 und 26:27 geschlagen geben musste. Auch in der höheren Etage konnte dieses Aufeinandertreffen seinen Unterhaltungswert stets aufrecht erhalten. Bei ihrer Oberliga-Premiere konnte die Mannschaft von Trainer Michael Hieber den TSV deutlich mit 25:18 bezwingen, unterlag hingegen im Rückspiel mit 26:31. In der Saison 2015/16 war das Rems-Neckar-Derby mit einem 27:27-Remis in Gmünd sowie einem 26:25-Auswärtserfolg des TSB jeweils eine extrem knappe Angelegenheit. Im vergangenen Jahr hingegen folgte der völlige Gegensatz: Mit dem 37:24 vor heimischer Kulisse feierte der TSB seinen Oberliga-Rekordsieg, kassierte aber wiederum beim 17:33 im Rückspiel seine bis heute deutlichste Niederlage in der vierten Liga. Mit dieser Klatsche im April 2017 leisteten die Gmünder zugleich Beihilfe zum knappen Deizisauer Klassenerhalt, welchen die TSV-Auswahl trotz großem Verletzungspech mit einer enormen Energieleistung erreichen konnten. Die Revanche erfolgte bereits im vergangenen November, als TSB-Spielmacher Aaron Fröhlich sein Comeback nach mehrmonatiger Verletzungspause feierte und maßgeblich am hart erkämpften 25:23-Heimerfolg beteiligt war. 

 

Mit einer der jüngsten Mannschaften ligaweit (Durchschnittsalter: 23 Jahre) lautete das Saisonziel, sich auf einem einstelligen Platz festzubeißen. Doch von Anfang an befand sich Deizisau mittendrin im Tabellenkeller, obwohl man immer wieder für eine Überraschung gut war. Unerwarteten Siegen gegen die Aufstiegsaspiranten Weinsberg (38:31) und Pforzheim (29:23) folgten wiederum frustrierende Niederlagen gegen die Aufsteiger aus Steißlingen und Remshalden. Bereits nach elf Spieltagen trennte sich der Verein von Coach Ralf Rascher, welcher erst zu Saisonbeginn gekommen war und in der Saison 2010/10 einst den TSB Gmünd trainiert hatte. Im ersten Auftritt mit Interimslösung Daniel Mayr gelang ein 46:31-Kantersieg in Lauterstein, auch beim 30:29-Derbysieg in Plochingen deutete der TSV sein enormes Potenzial an. Seit dem Jahreswechsel befindet sich der TSV allerdings in einem erschreckenden Formtief, konnte in zehn Partie nur drei Punkte erringen und rutschte auf den letzten Rang ab. Mit dem 28:20-Heimerfolg gegen Söflingen wurde Anfang März ein Lebenszeichen gesetzt, doch zuletzt setzte es gegen die Spitzenteams TV Weilstetten (25:29), TVS 1907 Baden-Baden (37:39) und TV Willstätt (28:38) erneut herbe Rückschläge. Die verbleibenden fünf Saisonspiele, darunter vier direkte Kellerduelle, dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit die vorerst letzten Oberliga-Auftritte des TSV sein, doch Trainer Daniel Mayr hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben: "Es gibt keinen Grund, den Kopf schon in den Sand zu stecken. Die Mannschaft wird bis zum Ende der Saison um den Klassenerhalt kämpfen."

Die Weichen für die Zukunft wurden dennoch bereits frühzeitig gestellt. Durch die Verpflichtung des erfahrenen Olaf Steinke (54), derzeit Trainer des Landesligisten SG Weinstadt, erhoffen sich die Verantwortlichen neue Kontinuität nach zuletzt äußerst turbulenten Zeiten. Zugleich wurden bereits die Kontrakte von neun Spielern verlängert, während ein absolutes Urgestein hingegen im Sommer abtreten wird: Kapitän und Kreisläufer Dennis Prinz wird seine aktive Karriere beenden, bleibt seinem Heimatverein jedoch in organistorischer Funktion erhalten. Der junge Torjäger Yannik Taxis (derzeit 104 Saisontreffer) ist die große Zukunftshoffnung und in Fabian Juhnke, welcher bis zur vergangenen Saison noch in Gmünd zwischen den Pfosten stand, besitzt der TSV einen Tormann mit viel Routine, der oftmals über sich hinauswachsen kann. 

Noch bestehen für den TSV Deizisau zumindest theoretische Chancen zum Ligaverbleib, auch wenn diese zunehmend geringer werden. Im Handballblog der Esslinger Zeitung schrieb Redakteur Sigor Paesler zuletzt vielsagend: "Es müsste ein kräftigerer Ruck durch Mannschaft und Verein gehen, damit es noch klappt mit dem Verbleib in der BWOL. Der Abstieg wäre echt schade." Um die kleine Restchance auf den Klassenerhalt am Leben zu erhalten, sind die Hausherren am kommenden Sonntag zum Punkten verdammt. Beide Seiten rangieren auf einem direkten Abstiegsplatz und stehen unter enormen Druck, für die Neckartäler ist es angesichts von fünf Punkten Rückstand zum rettenden Ufer ein vorzeitiges Abstiegsendspiel. Im Falle einer 18.Saisonniederlage wäre der Deizisauer Abstieg wohl nicht mehr abzuwenden. Somit verspricht das Duell Letzter (14:36 Punkte) gegen Drittletzter (17:33) wie bereits im Hinspiel Abstiegskampf pur. 



Nächstes Heimspiel: TSB Gmünd – TSV Amicitia Viernheim am Samstag, 14.April um 19:30 Uhr (Große Sporthalle Schwäbisch Gmünd)