Handball, Baden-Württemberg-Oberliga: Trotz einer kämpferischen Vorstellung unterliegt der TSB Gmünd im Kellerduell beim Schlusslicht mit 26:28 (13:14) (Nico Schoch)
Der erhoffte Befreiungsschlag nach den beiden vorherigen Heimniederlagen ist ausgeblieben: In einem ebenso hektischen wie auch hitzigen Abstiegskrimi beim Tabellenletzten TSV Deizisau musste sich der TSB Gmünd am Sonntagabend trotz einer kämpferischen Mannschaftsleistung mit 26:28 (13:14) geschlagen geben und steht weiterhin mit dem Rücken zur Wand.
Mit der Leistung seiner Mannen konnte Michael Hieber in weiten Teilen einverstanden sein, mit der Ausbeute allerdings einmal mehr nicht. Und so wirkte der TSB-Trainer kurze Zeit nach dem Spielende ziemlich verloren: "Ich kann mit dieser Niederlage umgehen. Denn man hat gesehen, dass die Mannschaft absolut intakt ist und eine Reaktion gezeigt hat. Wir haben uns bis zum Ende gewehrt." Der feine, aber entscheidende Punkt war jedoch, "dass wir uns davon nichts kaufen können", so Hieber.
In einem Kellerduell, welches beiderseits weniger spielerische Finesse, aber umso mehr kämpferisches Engagement beinhaltete, war der Deizisauer Heimerfolg keinesfalls unverdient. Doch mit einem Tick mehr Kaltschnäuzigkeit hätten die Gmünder den Heimweg sicherlich nicht wieder mit leeren Händen antreten müssen, zumal man erstmals in der laufenden Rückrunde in personeller Bestbesetzung antreten konnte. Abwehrchef Christian Waibel hatte sich nach knapp viermonatiger Zwangspause aus gesundheitlichen Gründen wieder zurückgemeldet, zudem gab der 36-jährige Routinier Simon Frey sein Comeback – im Verbund waren die beiden als defensiver Mittelblock von Beginn an der Fels in der Brandung. Das war auch nötig, denn die 400 Zuschauer in der vollbesetzten Hermann-Ertinger-Sporthalle spürten von Beginn an, dass es für beide Teams um Alles oder Nichts ging. Abstiegskampf pur war angesagt und hochkonzentrierte Gäste hatten zunächst den besseren Start zu verzeichnen: Tormann Sebastian Fabian glänzte mit zwei ersten Paraden, im Gegenzug sorgte Spielmacher Aaron Fröhlich für die Gmünder 1:3-Führung nach fünf Spielminuten. Die Folgezeit verlief jedoch alles andere als nach Wunsch: Die TSBler ließen ihre Effizienz in der Offensive vermissen, so dass die Hausherren auch dank mehrerer Konter ein 7:3 vorlegen konnte. Eine besonders unglückliche Figur machte Fabian, als er zu einer Trinkpause an der Seitenlinie stand und beim Distanzwurf von Moritz Friedel nach schnellem Ballgewinn nicht mehr rechtzeitig in sein verwaistes Gehäuse zurückkehren konnte. Auf der Gegenseite war TSV-Keeper Alin Illi zur Höchstform aufgelaufen, zu allem Überfluss vergaben Fröhlich sowie Sos die ersten beiden Strafwürfe. Nach dem 10:6-Rückstand fanden die Gmünder dann allerdings wieder zurück ins Spielgeschehen, vor allem dank einer äußerst konsequenten Defensivarbeit. "In der Abwehr unser bestes Spiel seit langem gezeigt und im Mittelblock sehr aggressiv verteidigt", meinte Hieber anerkennend und fügte hinzu: "Wir haben uns zu keiner Zeit des Spiels unterkriegen lassen." Auch Fabian zeigte nun mehrere Glanztaten und vereitelte drei gegnerische Konter. In der Vorwärtsbewegung sorgte Philipp Schwenk nach seiner Einwechslung für neuen Schwung und wurde vom Gegner daher frühzeitig in Manndeckung genommen. Beim 11:9 durch Nico Krauß lag der TSB wieder in Reichweite und erhielt kurz darauf weiteren Aufwind, als TSV-Kapitän Dennis Prinz nach einem Schlag gegen Schwenk vorzeitig disqualifiziert wurde. Den Schlusspunkt einer hektischen ersten Hälfte setzte wiederum Linksaußen Krauß, welcher ein Zuspiel von Fröhlich per Kempa-Trick sehenswert zum 14:13-Pausenstand veredelte.
Dramatik pur war nach Wiederanpfiff angesagt: Dominik Sos sorgte für den schnellen Ausgleich eine fortan vollkommen ausgeglichenen Begegnung. Deizisau konnte zunächst die hauchdünne Führung aufrecht erhalten, welche die Gmünder aber umgehend egalisieren und nach 40 Minuten sogar umbiegen konnten. Sos traf von der Siebenmeterlinie zum 17:18, doch anschließend verpasste es der TSB, seine Drangphase weiter auszudehnen. Während Fabian seinen Mannen mit zwei weiteren famosen Paraden den Rücken freihielt, wurden fünf Angriffe nacheinander ohne Erfolg zu Ende gebracht. Deizisau hingegen bewies einmal mehr seine Kaltschnäuzigkeit, Tormann Illi sowie Philipp Kaunz trafen erneut ins leere Tor der Gäste, die aufgrund Waibels zweiter Zeitstrafe in Unterzahl und ohne Tormann agierten. Fröhlich sorgte für den wiederholten Gleichstand, ehe Patrick Kleefeld im Gegenzug zwei Konter zum 21:19 abschloss. Der Tabellenletzte schien nun bereits auf die Siegerstraße eingebogen zu sein, zumal Illi mit seinen brillanten Reflexen gleich mehrere Außenwürfe in Folge abwehrte. Der achtfache TSB-Torschütze Dominik Sos allerdings hielt das Hieber-Team in dieser schwierigen Phase im Spiel und markierte viereinhalb Minuten vor dem Ende sogar den 23:23-Ausgleich. Durch zwei schnelle Treffer erzwangen die Hausherren dann aber wiederum die Vorentscheidung, in der hitzigen Schlussminute verloren die Gmünder zudem mit Sos ihren besten Mann aufgrund einer Zeitstrafe. Fröhlich bot sich die Chance, den Anschluss herzustellen, doch er hatte sein Visier zu hoch eingestellt und im Gegenstoß machte Kosak alles klar. Enorm wertvoll aus Gmünder Sicht könnte sich allerdings der finale Treffer durch Lukas Waldenmaier zum 28:26-Endstand erweisen: Denn nach dem 25:23-Hinspielerfolg und aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore konnten die TSBler somit zumindest den bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich für sich entscheiden.
Dieser Fakt blieb für die Hieber-Sieben letztendlich aber Makulatur – es überwog die Enttäuschung über einen bitteren und vermeidbaren Rückschlag im Abstiegskampf, obwohl man keinesfalls eine schlechte Vorstellung abgeliefert hatte. "Bei allem Respekt vor einem verdienten Sieg für Deizisau - wir hatten unsere Chance und hätten diese packen müssen", resümierte der TSB-Coach. Beim kämpferischen Engagement und vor allem im Abwehrverhalten hatten die Gmünder überzeugt und auch Hieber selbst lobte, "dass wir eine Reaktion gezeigt und den Kampf heute angenommen haben." Diesen positiven Aspekten zum Trotz könnte diese Niederlage letztlich ein äußerst schmerzhafter Punktverlust sein: Denn mit 17:35 Punkten steht der TSB als Drittletzter weiterhin mit dem Rücken zur Wand, ebenso wie der TSV Deizisau mit einem Zähler weniger auf dem Konto. Gerade einmal zwei Punkte beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer und vier weitere Partien verbleiben den TSBlern, um doch noch entgegen vieler Erwartungen die Rettung zu schaffen. Bereits am kommenden Samstag (19:30 Uhr) bietet sich vor heimischer Kulisse die Gelegenheit, sich für den gezeigten Kampfgeist zu belohnen: Gegen den punktgleichen Liganeuling Amicitia Viernheim steht das nächste vorentscheidende Duell im dramatischen Abstiegskampf auf dem Programm. "Wenn wir erneut verlieren, dann können wir den ersten Abgesang machen", warnt Hieber, beschwört in dieser bitteren Zeit aber einmal mehr den Willen seiner Mannschaft: "Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Turn-Around schaffen werden – ich weiß aber nicht, ob es uns dann punktemäßig zum Klassenerhalt reichen wird. Solange rechnerisch alles möglich ist, werden wir uns nicht aufgeben."
TSV: Illi (1), Juhnke – Friedel (8), Kleefeld (4/1), Taxis (4/3), Neusser (3), Kenner (3), Rascher (2/1), Kosak (1), Kaunz (1), Kugler (1), Kohl, Prinz
TSB: Fabian – Fröhlich (10), Sos (8/2), Leinß (2), Krauß (2), Bächle (1), J.Häfner (1), L.Waldenmaier (1), J.Waldenmaier (1), Frey, Waibel, Schwenk, Petersen
Rote Karte: Dennis Prinz (TSV/23./Grobes Foulspiel), Marco Kugler (TSV/60./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Stephanie Ganter (Freiburg), Claudia Lipps (Waldkirch)
Zuschauer: 400