Die Abwehr steht und der TSB siegt erneut

Es war der erwartet schwere Härtetest, doch der TSB Gmünd hat seine erste Auswärtshürde erfolgreich gemeistert. In einer kampfbetonten Partie hatte das Team von Trainer Stefan Klaus am Samstagabend zwar viel Mühe mit Gastgeber HSG Ostfildern, konnte sich letztlich aber souverän mit 25:20 (12:9) durchsetzen und über einen erfolgreichen Saisonstart freuen.


Sieben Tage nach dem 33:20-Heimsieg gegen Hohenems haben die Gmünder unter Beweis gestellt, dass sie den lockeren Heimauftakt richtig einzuordnen wussten. In der Scharnhäuser Körschtalhalle, in der sich zuvor die Bundesliga-A-Junioren der Jugendakademie Fildern und der Rhein-Neckar Löwen (22:33) gegenüber standen, präsentierten sich die Gmünder von Beginn an hochkonzentriert und gut sortiert im Defensivverbund. Das war auch nötig, denn der amtierende Landesliga-Meister hatte sich einiges vorgenommen und schaffte es immer wieder den letztjährigen Oberligisten vor neue Aufgaben zu stellen. In einer ausgeglichenen Anfangsphase konnten die Gäste durch ihre Rückraumschützen Aaron Fröhlich, Sven Petersen und Dominik Sos zwar zunächst zwei Tore vorlegen und der erste Ostfilderer Strafwurf prallte von der Unterkante der Latte zurück ins Feld. Die TSBler vergaben allerdings zu viele klare Torchancen und leisteten sich auch einige individuelle Fehler, die Klaus ärgerten: "Wir waren oftmals nicht geduldig genug und haben es versäumt, frühzeitig davonzuziehen."

Stattdessen konnte die HSG zweimal ausgleichen, letztmals beim 7:7 nach 20 Minuten. Auch die Schlussmänner auf beiden Seiten leisteten in dieser Phase ihren Teil zu einer eher torarmen Partie. "Ich habe auf der Torhüterposition ein Defizit erwartet", gestand HSG-Coach Frank Ziehfreund nach Spielende, "aber meine beiden Torhüter haben es über weite Strecken wirklich gut gemacht und so waren wir in dieser Hinsicht beinahe gleichauf." Aber eben nur fast. Denn mit zunehmender Spieldauer konnte sich nur TSB-Keeper Sebastian Fabian steigern und brachte seine Mannen vor der Pause mit starken Paraden in die Spur. Acht Minuten am Stück hielt Fabian seinen Kasten sauber, auf der Gegenseite sorgte Sos nach 26 Minuten für das erste beruhigende Vier Tore-Polster. Ostfildern verkürzte daraufhin noch einmal, der nach überstandener Sprunggelenksverletzung in den Kader zurückgekehrte Jonas Waldenmaier besorgte das 12:9. Felix Häfner vergab von Linksaußen sogar noch die Chance auf ein höheres Pausenresultat, scheiterte jedoch an Keeper Fabio Breuning. Das Zwischenfazit nach der ersten Hälfte: Die Abwehr stand und harmonierte prächtig mit dem gut ausgelegten Fabian, die Offensivausbeute der Gmünder war jedoch ausbaufähig.

Unmittelbar nach Wiederanpfiff hatte die Klaus-Sieben ihre schwierigste Phase im Spielverlauf zu überstehen. Der mittlerweile eingewechselte zweite HSG-Tormann Simon Weber vereitelte hundertprozentige Torchancen von Sos und Bächle, auf der Gegenseite war Fabian aber ebenso glänzend auf dem Posten. "Endlich", so konnten die knapp 30 mitgereisten Gmünder Anhänger unter den insgesamt nur 175 Zuschauern auf der Tribüne aufatmen, als sich Hendrik Prahst am Kreis durchsetzte und sechs Minuten nach dem Seitenwechsel den ersten Gästetreffer erzielte.

Keinesfalls zufrieden mit dem Auftreten seines Teams nahm Stefan Klaus beim Stand von 14:12 (40.) die Auszeit. "Mit fehlender Konsequenz und überhasteten Abschlüssen haben wir den Gegner wieder ins Spiel gebracht", ärgerte sich der Gästetrainer. Die TSBler konnten ihre Abschlussschwäche auch in der Folgezeit nicht vollständig beheben, behielten jedoch stets einen kühlen Kopf und sorgten dafür, dass der Aufsteiger nicht auf weniger als zwei Tore Unterschied heranrücken konnte. Weiterhin war eseine kampfbetonte und teils zerfahrene Partie mit jeweils sechs Zeitstrafen auf beiden Seiten und insgesamt 16 Strafwürfen. Die Gmünder überstanden aber nicht nur eine kurzzeitige doppelte Unterzahlsituation schadlos, sondern zeigten sich auch von der Siebenmeterlinie aus kaltschnäuziger. Die HSG vergab die Hälfte ihrer zehn Strafwürfe, Aaron Fröhlich lediglich einen von sechs – weil er laut Ansicht der Schiedsrichter übertreten hatte. Der TSB-Spielmacher brach mit drei Toren in Folge schließlich den Bann: Hatten sich die Remstäler zuvor nicht beruhigend absetzen konnte, so bedeutete der Sprung von 19:16 (48.) auf 22:16 (52.) die Vorentscheidung. Auch Ziehfreund musste die individuelle Klasse eines Fröhlich neidlos anerkennen und resümierte, dass "Gmünd in den entscheidenden Momenten immer einen Tick besser war. Hier hat sich für uns der Unterschied zwischen Landes- und Württembergliga am deutlichsten bemerkbar gemacht." Der TSB ließ bis zum Ende nichts mehr anbrennen und keine Zweifel mehr an seinem verdienten Auswärtserfolg aufkommen, da Petersen einen Konter und Jonas Waldenmaier vom Kreis eiskalt verwandelten. Nach schnellem Umschaltspiel setzte Abwehrchef Christian Waibel den Schlusspunkt zum 25:20-Endresultat.

Es war kein glanzvoller Auftritt, sondern vielmehr ein Arbeitssieg, über den sich die Gmünder aber umso mehr freuen durften. Der erste Härtetest ist bestanden, mit zwei Siegen aus den ersten beiden Ligaspielen ist der Saisonstart bislang gelungen. "Natürlich haben wir noch Luft nach oben", befand Sebastian Fabian, fügte aber hinzu: "Wir haben 4:0 Punkte, das ist vollkommen in Ordnung. Mit diesem Status Quo können wir vorerst zufrieden sein, müssen aber weiter an uns arbeiten." Trainer Stefan Klaus konnte mit der spielerischen Leistung insbesondere in der Offensive nicht vollständig zufrieden sein, sehr wohl aber mit der Ausbeute. "Dass wir mit zwei Siegen gut in die Saison hinein gekommen sind, ist gut für den Kopf", sagt Klaus und fordert: "Jetzt müssen wir daheim nachlegen." Am kommenden Samstag gastiert mit dem Vorjahresneunten SG Hegensberg-Liebersbronn (Stadtteil von Esslingen/Neckar) ein vermeintlich leichter Gegner in der Großen Sporthalle, der just mit dem 33:31-Sieg gegen Aufstiegsaspirant Unterensingen ein erstes Ausrufezeichen gesetzt hat. Der TSB sollte vor seiner nächsten Herausforderung ausreichend gewarnt sein.

HSG: Fabio Breuning, Simon Weber – Mihailo Durdevic (5/3), Jannik Schlemmer (3), Moritz Grimm (3), Jon Gehrung (2/2), Philip Strobel (2), Tobias Grimm (2), Sebastian Pollich (1), Dennis Saur (1), Nico Kriessler (1), Pascal Reitnauer, Niklas Fingerle
TSB: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile - Aaron Fröhlich (8/5), Sven Petersen (5), Dominik Sos (4), Felix Häfner (2), Jonas Waldenmaier (2), Wolfgang Bächle (1), Hendrik Prahst (1), Lukas Waldenmaier (1), Christian Waibel (1), Anis Bojic, Yannik Leichs, Lukas Kauderer, Belmin Nadarevic
Strafwürfe: HSG 10/5 – TSB 6/5
Zeitstrafen: HSG 6 (2x Kriessler, 2x Pollich, Durdevic, Saur) – TSB 6 (J.Waldenmaier, F.Häfner, Sos, Leichs, Bächle, Fröhlich)
Schiedsrichter: Konstantin Geis, Jörg Hanselmann (beide TSV Ehningen)
Zuschauer: 175


"In den entscheidenden Momenten kaltschnäuziger" - Stimmen zum Spiel

Eine Spur Zufriedenheit, aber keine Überheblichkeit herrschte im Gmünder Lager nach dem zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel. Ostfildern verdiente sich trotz der Niederlage ein Kompliment für die engagierte Leistung.

Stefan Klaus (TSB-Trainer): "Ostfildern ist als Aufsteiger im ersten Heimspiel mit breiter Brust aufgetreten und hat uns alles abverlangt. Deshalb war es für uns wichtig, gut ins Spiel zu finden und bis auf eine Ausnahme immer die Führung zu behaupten. Insgesamt war es über 60 Minuten eine geschlossene Mannschaftsleistung. In der Abwehr haben wir sehr vernünftig gearbeitet, waren sehr engagiert und auch emotional. Allerdings haben wir es versäumt, frühzeitig davonzuziehen. Wir hätten oftmals bessere Lösungen finden und im Abschluss konsequenter sein müssen. Wir waren nicht geduldig genug und sind vor allem auf den Halbpositionen nur selten in die Tiefe gegangen. Positiv war, dass wir unsere Kreisläufer immer wieder gut einbinden konnten. Es war ein hart erkämpfter Sieg, der am Ende aber vollkommen in Ordnung ging."

Frank Ziehfreund (HSG-Chefcoach): "Unser Ziel, dem Oberliga-Absteiger das Leben schwer zu machen, haben wir mit Sicherheit erreicht. Am Ende fühlt es sich aber dennoch komisch an. Wenn wir ein paar Situationen cleverer ausgespielt und nicht so viele unnötige Zeitstrafen erhalten hätten, dann hätten wir die Gmünder noch einen Tick mehr ärgern können. Der Knackpunkt, der zu diesen fünf Toren Unterschied geführt hat, lag darin, dass Gmünd in den entscheidenden Momenten kaltschnäuziger war. Immer wenn es darauf ankam, eine Überzahl sauber zu spielen und klare Sachen zu machen, waren sie besser und hatten mit Aaron Fröhlich einen überragenden Alleskönner."

Sebastian Fabian (TSB-Tormann): "Das war ein richtiger Arbeitssieg. Wir hatten zwar vor allem Angriff einige Schwächephasen, haben aber dennoch immer mit einigen Toren Unterschied geführt und deshalb verdient gewonnen. Wir haben eine stabile Abwehr hingestellt und es in den schwierigen Situationen geschafft, körperlich dagegen zu halten. Sicherlich haben wir auch davon profitiert, dass Ostfildern den einen oder anderen Fehler mehr gemacht hat als üblich, und hatten damit auch das Glück des Tüchtigen auf unserer Seite. Unterm Strich war es ein wichtiger Sieg gegen eine schlagkräftige Mannschaft, die sicherlich noch viele Punkte holen wird."

Felix Häfner (Gmünder Linksaußen): "Wir haben eine kämpferische Leistung abgerufen, unsere Abwehr war der Schlüssel zum Sieg. Dieser Sieg war ein hartes Stück Arbeit und alles andere als ein Selbstläufer."