Rekordsieg zum Jahresabschluss

Der TSB Gmünd bleibt nach 43:33 über die HSG Ostfildern Spitzenreiter der Württembergliga Süd. Einziges Manko: Zu viele Gegentreffer. Der wurfstarke Linkshänder Sven Petersen erzielte am Samstag das Tor Nr. 40 zum 43:33-Heimerfolg seiner Mannschaft. Deshalb muss er nun wie Jubiläumstorschütze Wolfgang Bächle seinen Kameraden „eine Runde“ zahlen.


Wenn es da nicht die winzige Anzeigentafel, die bald durch eine moderne ersetzt wird, gegeben hätte – die über 400 Zuschauer in der Großsporthalle wären am Samstagabend beim Torezählen sicherlich total ins Schleudern geraten. Alle 48 Sekunden zappelte der Lederhandball im Netz, 76 Treffer in 60 Minuten. 43 Mal durften die Gmünder Handballer jubeln, aber 33 Mal mussten sie sich aber auch ärgern. Mit 43:33 (22:16) feierte der TSB Gmünd zum Jahresabschluss gegen den Abstiegskadidaten HSG Ostfildern einen hochverdienten Rekordsieg und geht nun mit 28:4 Zählern gleichauf mit dem TSV Heiningen an der Tabellenspitze in die restlichen elf Ligaspiele. Wie muss man ein 43:33 bewerten?

Stefan Klaus ließ sich die vorweihnachtliche Stimmung und den Stolz über den bisherigen Saisonverlauf auch von den 33 Gegentoren nicht verleiden: „Natürlich sind das zu viele, aber vorne musst Du auch erst einmal 43 Mal ins Schwarze treffen!“ Der TSB-Coach zog also lieber das Positive aus der Partie: „Unsere Angriffsmaschine lief wie geschmiert, da passte alles zusammen“. Und fast alle TSB-ler, auch die Abwehrchefs Christian Waibel und Lukas Waldenmaier waren auch Torschützen: Aaron Fröhlich trotz zeitweiser Manndeckung mit neun, Wolfgang Bächle mit ebenfalls neun, Sven Petersen mit sieben und Kreisläufer Jonas Waldenmaier mit sechs Volltreffern dabei die erfolgreichsten.

Zwei von ihnen müssen dafür allerdings die Mannschaftskasse auffüllen: Das 14:9 der „Konterrakete“ Wolfgang Bächle in der 13. Minute war das 500. Saisontor des TSB und Rückraumkracher Sven Petersen markierte in der 56. Minute das „zahlungspflichtige“ 40. Tor zum 40:30. Wahrscheinlich muss auch Youngster Lukas Kauderer noch eine „Runde schmeißen“. Er durfte in der 58. Minute zum Siebenmeterstrafwurf ran – und entschloß sich „muckenfrech“ zu einem Bogenball, den der lange HSG-Keeper Weber aber herunterfischte und sich so wenigstens ein kleines persönliches Erfolgserlebnis verschaffte.

Die hohe Trefferfrequenz war auch der Vorgabe beider Trainer geschuldet: Druckvoll vorwärts, nach Gegentreffern sofort über die „Schnelle Mitte“. Die HSG nützte dabei aus, dass die Gmünder beim Wechsel von Angriff auf Abwehr immer zwei Spieler austauschten. Als „entscheidend und wichtig“ stellte Stefan Klaus in seiner Analyse heraus, „dass wir von Anfang an das Heft in der Hand hatten und die Weichen früh auf Sieg stellten“. Bereits nach sechs Minuten führten die Gmünder beim 7:2 mit fünf Toren Differenz. Mehr als auf vier Tore kamen die Gäste von den Fildern nicht heran, beim 17:10 waren es sieben Tore Unterschied, zur Halbzeit stand es 22:16 für den TSB.

Angesichts der sicheren Führung wechselte Stefan Klaus munter durch; auch das eine Erklärung, weshalb es in der Gmünder Abwehrformation die eine oder andere Lücke gab. Das war nicht schlimm, weil auch in der zweiten Halbzeit vorne der TSB-Toreexpress mit Volldampf weiter brauste. Beim 28:20 waren es erstmals acht Tore Unterschied, beim 32:22 in der 40. Minute waren es dann runde zehn Tore wie beim Abpfiff.

TSB Gmünd – Ostfildern 43:33
TSB Gmünd: Sebastian Fabian, Giovanni Gentile, Wolfgang Bächle (9), Yannik Leichs (2), Jan Häfner (1), Lukas Kauderer, Christian Waibel (1), Aaron Fröhlich (9/2), Lukas Waldenmaier (1), Felix Häfner (4), Sven Petersen (7), Dominik Sos (3), Jonas Waldenmaier (6).
HSG Ostfildern: Weber, Siemer, Reitnauer (1), Steinfath (1), Schlemmer, Spremann (2), Philip Strobel (4), Niklas Fingerle (4), Andreas Dunz (3), Grimm (3), Saur (2), Grimm (2), Pollich (4), Durdevic (7/3)
Zuschauer: 400
Schiedsrichter: Edmund Krieg (TV Mögglingen) und Lars Stief (TSV Bartenbach)

Stimmen zum Spiel: „33 Gegentore sind zu viel“

Frank Ziehfreund, HSG-Trainer: „Das war ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg der Gmünder, die Oberliganiveau haben. Leider ist es nicht das erste Mal, dass unsere Abwehr gegen eine Spitzenmannschaft einbricht. Aber 33 Tore gegen den Spitzenreiter zu erzielen lässt und hoffen, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Wir wissen nun, woran wir nun arbeiten müssen“.
Stefan Klaus, TSB-Trainer: „43 geschossene Tore sind super, 33 Gegentreffer nicht. Beide Mannschaften setzten voll auf Angriff und auf die Schnelle Mitte. Wichtig war, dass wir gleich zu Beginn einen sicheren Vorsprung herausschossen, sodass ich auch Spielern aus der zweiten Reihe Einsatzzeiten geben konnten. Am Ende des Jahres dürfen wir auf 28:4 Punkte stolz sein. Mein Dank gilt den Spielern und unserem tollen Publikum, das uns großartig unterstützt“.
Patrick Schamberger, Co-Trainer TSB: „Natürlich war unsere Abwehrleistung nicht zufriedenstellend. Aber wenn man so auf den Angriff fokussiert ist, geht in der Abwehr naturgemäß die Konzentration verloren“.
Sebastian Pollich, HSG: „Wir wollten eine hohe Niederlage vermeiden. 33 Tore erzielen nicht viele Mannschaften in Gmünd. Unser Angriff war ok, aber in der Abwehr haben wir verdammt schlecht ausgesehen“.
Jürgen Rilli, Sportlicher Leiter TSB: „Unsere Abwehr war heute leider nicht so geschlossen wie in den letzten Spielen. Dafür klappte es im Angriff bestens. Schön, dass alle Spieler viele Einsatzzeiten hatten. Insgesamt freut mich die großartige Aufwärtsentwicklung unserer Mannschaft“
Giovanni Gentile, TSB-Torwart: „Ich freue mich riesig über die lange Einsatzzeit. Der Trainer hat mich nach dem Spiel extra gelobt, auch weil ich einen Siebenmeter gehalten habe“.
Lukas Kauderer, TSB: „ Ich ärgere mich, dass ich den Siebenmeter nicht verwandele. Der Torwart stand weit vorne, deshalb habe ich es mit einem Lupfer versucht. So hatte ich bei einem Jugendspiel schon mal Erfolg“
Jan und Felix Häfner, TSB: „Das wir beide jeweils eine Halbzeit spielen, war so abgesprochen und ist voll in Ordnung.“
Aaron Fröhlich, TSB: „Das war ein zuschauerfreundliches Spiel. Aber 33 Gegentore sind ein bisschen zu viel. Trotzdem sind wir mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden“.

© Gmünder Tagespost 23.12.2018 20:30/ Winfried Hofele