Der TSB kassiert die erste Heimniederlage der laufenden Saison und eine äußerst bittere noch dazu: Der TSV Heiningen gewinnt vor 1000 Zuschauern in der Großen Sporthalle mit 32:29 (16:12) und verdrängt die Gmünder von der Tabellenspitze. Die Gäste erwischten einen Sahnetag, der TSB präsentierte sich ohne Biss und verlor verdient.
Die Erwartungen waren hoch, die Stimmung unter den rund 1000 Zuschauern in der Großsporthalle war am Samstagabend prächtig – aber schon lange vor der Schlusssirene machte sich im Gmünder Lager ernüchternde Enttäuschung breit: Die TSB-Handballer mussten im Schlagerspiel der Württembergliga gegen den TSV Heiningen mit 29:32 Toren nicht nur ihre erste Heimniederlage in der laufenden Saison einstecken, sie verloren auch die Tabellenführung an die Heininger. Die haben nach dem 25:25 in der Hinrunde aufgrund des gewonnen Direktvergleichs nun mit ebenfalls 30:6 Zählern die Nase vorn.
Die „Staren“ werden die TSV-Handballer genannt. Und genau so intelligent und gewitzt wie dieser Vogel ist, entführten sie verdient die Punkte aus Gmünd. „Das muss man einfach anerkennen“, waren sich Jürgen Rilli, der Sportliche Leiter des TSB, und Stefan Klaus, sportlich fair einig. Doch in Panik ausbrechen will der Gmünder Trainer nicht: „Die Niederlage tut weh, aber noch ist nichts entschieden, es sind noch zehn Spiele zu absolvieren.“
Stefan Klaus wird aus der Niederlage aber seine Schlüsse ziehen müssen. Denn dass die Heininger so überlegen auftrumpfen konnten, hat einen wesentlichen Grund in der nicht optimalen Vorbereitungsphase nach der Winterpause. Viele wichtige Akteure von Torwart Sebastian Fabian über Christian Waibel, Lukas und Jonas Waldenmaier sowie vor allem Spielmacher Aaron Fröhlich fehlten krankheits- oder berufsbedingt. Zudem mussten die A-Jugendlichen Yannik Leichs, Hendrik Prahst und Lukas Kauderer am Samstagnachmittag für ihre A-Jugendteams von FA Göppingen bzw. TSV Bartenbach spielen.
Um diese Handicaps wusste TSV-Trainer Marcus Graf genau Bescheid. Deshalb ließ er seine Staren konsequent nicht wie sonst offensiv 3-2-1 decken, sondern kompakt 6:0: „Wir wollten, dass sich die Gmünder müde laufen!“ Dieser Plan ging auf. Die Heininger durchkreuzten clever die „Kreuzungen“ des TSB, der Aktionsradius von Fröhlich und Sos eingegrenzt und deren Distanzwürfe weitgehend „ausgeguckt“. So lahmte das Konterspiel der Hausherren, erst in der 27. Minute erzielte Wolfgang Bächle sein erstes Kontertor. Hinzu kam, dass TSV-Keeper Braun einen Sahnetag erwischte.
Auch Grafs Angriffsstrategie stach: Die TSB-Abwehr bekam die Heininger Rückraumschützen Felix Kohnle, Marc Dannenmann, Sascha Hartl, Julian de Boer und Markus Spörle nie richtig in den Griff. Außerdem konnten die Heininger von der Bank eindeutig mehr Qualität nachlegen. Freilich hatte an diesem Samstag auch Glücksgöttin Fortuna nicht ein TSB-Trikot angezogen: Fast alle „zweiten Bälle“ landeten bei den Heiningern.
Die Gastgeber begannen gut, Fröhlich markierte per Siebenmeter das 1:0. Doch statt auf 2:0 oder 3:0 wegzuziehen, ließen die Gmünder den Ausgleich zu. Bis zum 6:7 führten die Gäste immer mit einem Treffer. Dann drehten Joans Waldenmaier und Fröhlich auf 8:7; es sollte diese letzte TSB-Führung sein. Mit vier Treffern in Folge zog der TSV bis zur 19. Minute auf 8:11 weg. Zu allem TSB-Pech fischte TSV-Ersatztormann Tobis Rieker beim 9:13 einen Siebenmeter von Fröhlich weg, worauf die Heininger prompt auf 9:14 erhöhten. Das war schon eine Vorentscheidung. Mit der Halbzeitsirene verkürzte Hendrik Prahst, der nun in der Abwehr und am Kreis eingesetzt wurde, auf 12:16.
Der TSB versuchte mit viel Kampfgeist in der zweiten Halbzeit das Blatt noch einmal zu wenden. Aber die cleveren Heininger ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. Lediglich bei den Zwischenständen von 17:19, 18:20, 22:24 (nach einem 3:0-Torelauf) und 23:25, als Stefan Klaus mit doppelter Manndeckung gegen Kohnle und Dannenmann kurz die TSV-Angreifer aus dem Konzept brachte, witterten die Gmünder nochmals Morgenluft. Aber Heiningens Torwart Braun wuchs über sich hinaus, die Gmünder verhaspelten „freie“ Chancen und ließen leichte Gegentore zu. Schließlich schwanden beim TSB auch die Kräfte. Beim 23:28 durch Markus Spörle in der 53. Minute war „der Fisch geputzt“.
TSB Gmünd – Heiningen 29:32
TSB: Fabian, Gentile, Bächle (3), Leichs, J. Häfner, Kauderer, Waibel (1), Fröhlich (6, 3/2), Waldenmaier, F. Häfner (4), Petersen (3), Prahst (2), Sos (8, 6/5), J. Waldenmaier (2).
TSV: Braun, Rieker, Gross, Zöller (4), Hartl (4), De Boer (2), Frey, Unseld, Dannenmann (5), Spörle (6), Rummel (2), Neudeck, Djokic, Kohnle (9, 5/4).
Stimmen zum Topspiel"Diese Niederlage wirft uns nicht um"
Marcus Graf, TSV Trainer: „Wir hatten eine stabile Abwehr mit einem Supertorwart. Vorne war unsere Wurfqualität hoch. Alle unsere Pläne sind aufgegangen, auch weil wir Qualität von der Bank nachlegen konnten. Meine Jungs haben nach der 31:32-Niederlage gegen Unterensingen eine tolle Moral bewiesen.“
Stefan Klaus, TSB-Trainer: „Wir sind natürlich enttäuscht, weil wir uns so viel vorgenommne haben. Aber letztlich haben wir mehr Fehler gemacht als Heiningen. Unsere Abwehr stand nicht geschlossen, im Angriff haben wir zu viele klare Chancen versiebt. Doch die Niederlage wirft uns nicht um.“
Markus Spörle, TSV-Spieler: Es war ein intensives Spiel in einer geilen Atmosphäre. Entscheidend war unsere stabile Abwehr mit einem überragenden Torwart Yanik Braun.“
Felix Kohnle, TSV (früher Zehnkämpfer bei der LG Staufen unter Trainer Fred Eberle): „Wir hatten eine super Abwehr, das war der Schlüssel zum Erfolg“.
Aaron Fröhlich, TSB: „Wir müssen uns selbst an der Nase packen. Nach der nicht optimalen Vorbereitung waren wir nicht auf den Punkt fit. Der TSV hat verdient gewonnen – aber wir werden wiederkommen“!
Wolfgang Bächle, TSB: „Ich bin überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Jetzt müssen wir alle zusammenrücken und im Training Gas geben“.
Felix Häfner, TSB: „Die Heiniger hatten für alles, was wir versuchten, eine Lösung“.
Sebastian Fabian, TSB: „Der TSV war besser besetzt im Angriff, In der Abwehr und im Tor. Deshalb haben wir verloren“.
Chris Zöller, TSV (wurde am Freitag wegen einer Schleimbeutelverletzung in Esslingen operiert und büchste aus dem Krankenhaus zum Spiel aus): „Super, was meine Freunde hier ablieferten, das beschleunigt natürlich meinen Heilungsprozess“.
Hendrik Prahst, TSB: „Uns fehlte in der Abwehr die Abstimmung und im Angriff das Glück“.
Yannik Leichs, TSB: „Drei Spiele in 24 Stunden, das mach ich nicht mehr. Am Freitag Vorspiel zur Supershow Nationalmannschaft gegen All-Star-Team in der Porsche-Arena, am Samstagmittag Punktspiel in der A-Jugend-Bundesliga, am Abend in Gmünd. Da ist mir die Kraft ausgegangen“.
© Gmünder Tagespost 03.02.2019 21:34 / Winfried Hofele