Am neunten Spieltag in der Saison 2019/20 der Oberliga Baden-Württemberg kommt es am Samstag um 20 Uhr in der Rheintalhalle in Baden-Baden-Sandweier zum Aufeinandertreffen zweier Teams, die bislang hinter ihren Erwartungen blieben, aber deshalb ihre Saisonziele noch längst nicht abschreiben müssen. Das freilich gilt wohl nur für den Sieger. Drittligaabsteiger TVS 1907 Baden-Baden rangiert mit 216:207 Toren und 10:6 Punkten auf dem sechsten Platz – fünf Zähler hinter dem angestrebten Aufstiegsrang, den im Moment die SG Pforzheim-Eutingen einnimmt. Der TSB Gmünd liegt mit 245:244 Toren und 6:10 Punkten auf Rang 10 laut Jürgen Rilli „noch im Soll“, doch der Sportliche Leiter weiß genau, dass die Gmünder bei einem Spielverlust am Samstag mitten im Abstiegskampf, den man eigentlich vermeiden wollte, stecken.
Deshalb ist TSB-Coach Stefan Klaus auch ziemlich unglücklich darüber, dass er in dieser Woche erst beim Abschlusstraining am Donnerstagabend halbwegs einen kompletten Kader zur Verfügung hatte. So fehlten neben den immer noch verletzten Neuzugängen Tim Albrecht und Max Dangelmaier sowie Dominik Sos, der bis Weihnachten beruflich unabkömmlich ist, gleich fünf weitere Spieler: Torwart Sebastian Fabian musste wegen einer im Spiel gegen Konstanz erlittenen Bänderdehnung weiter pausieren und wird in Sandweier im besten Fall als Notnagel auf der Bank sitzen (weil Torhüter Nr. 3 Giovanni Gentile auch verletzt ist); Linksaußen Aleksa Djokic war krank, Spielmacher Aaron Fröhlich (er und Djokic sind mit 56 Treffern die bisher besten TSB-Torschützen) und Youngster Tom Abt waren im Urlaub. „Wir müssen es halt so nehmen, wie es ist“, sagt Klaus, der auf der Trainingsagenda ein Thema ganz oben hat: „Wie kann ich der TSB-Defensive Stabilität verleihen?“ So gut seine Jungs im Angriff das Bällchen laufen lassen und Tore am Fließband erzielen, im (unerklärlich) krassen Gegensatz dazu verhalten sie sich in der Abwehr. Meist „verheerend“ wie beim 36:36-Remis am letzten Samstag gegen den Vorletzten TSV Zizishausen. „Wenn ich nicht wüsste, dass unsere 6:0-Abwehrformation nicht, wie beim 29:29 gegen die SG Pforzheim-Eutingen gezeigt, auch funktionieren kann, würde ich über einen Systemwechsel nachdenken“, sagt Stefan Klaus. In der Rheintalhalle will er auf den Mittelblock mit Christian Waibel, Thomas Grau und Stephan Mühleisen nochmals setzten, denn: „Alles ist eine Kopfsache, auch die anderen Spieler müssen Verantwortung übernehmen und zusammen müssen wir besser kommunizieren.“ Für den Gmünder Trainer ist der TSV zwar Favorit, „aber wir fahren nicht in Kurstadt, um dort die Punkte abzuliefern“. Von den bisherigen acht Oberligaspielen beider Team gegeneinander gewann der TSB vier, einmal gab es ein Unentschieden.
Der TVS 1907 Baden-Baden ist nach dem sensationellen Aufstieg in die 3. Liga im Jahr 2018 sofort wieder in die Oberliga zurückgekehrt. Die sportliche Bilanz liest sich mit 3:57 Zählern nicht berauschend. „Wir waren zu grün für die 3. Liga“, befand Abteilungsleiter Fabian Hochstuhl, „der Rückblick fällt aber angesichts der gesammelten Erfahrungen positiv aus“. Deshalb strebt der Klub aus Sandweier, der seit 2017 als TVS 1907 Baden-Baden auftritt, auch wieder die 3. Liga an. Der neue Cheftrainer Sandro Catak kann in der nunmehr achten Oberligasaison im Wesentlichen auf die Mannschaft des Vorjahrs um die Leistungsträger Christian Fritz, Jonas Schuster, Franz Henke, Luca Hable und Markus Koch bauen. Lediglich Nicolaj Unser (HC Neuenbürg), Julian Bissinger (TuS Helmlingen) und Simon Bornhäußer (2. Mannschaft) sind nicht mehr dabei. Maskottchen „Sandwierer Sandhas“ freute sich dafür über die Zugänge Jannik Geisler (TSV Amicitia Viernheim), Torwart Matthias Meßmer (Phönix Sinzheim), David Bonelli (SG Nußloch) und Maik Holfelder (2. Mannschaft).
Beim 34:24-Sieg am letzten Samstag bei der Neckarsulmer Sportunion zeigte der TVS 1907 zeitweise Handball vom Feinsten. „Die können mit hohem Tempo unheimlich Druck machen“, weiß Stefan Klaus.
Der TSB-Trainer vertraut folgendem Kader: Daniel Mühleisen, Sebastian Fabian, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Thomas Grau, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Tom Abt, Jonas Waldenmaier.
© Gmünder Tagespost 01.11.2019 21:17 / Winfried Hofele
Blick auf den Gegner: Das ist der TVS 1907 Baden-Baden
Vereinsfarben: Grün-Weiß
Spitzname: Obwohl der springende Hase zu Beginn des 20.Jahrhunderts nicht ins Gemeindewappen aufgenommen wurde, überdauerte die Bezeichnung des "Sandhasen". Seit 2014 sorgt der "Sandwierer Sandhas" als Maskottchen für Stimmung in der Halle.
Ortskunde: Sandweier (4300 Einwohner) ist ein 1975 eingemeindeter Stadtteil von Baden-Baden und unter anderem für seine Brennereien sowie den Anbau von Topinambur bekannt. Aus den Knollen dieser Pflanze lässt sich der ursprünglich verpönte, inzwischen aber zu einer badischen Spezialität gewordene Fuhrmannschaps (oder auch "Topi") brennen.
Heimspielstätte: Rheintalhalle, Rheintalstraße 30, 76532 Baden-Baden-Sandweier
Anfahrt: 155 Kilometer (101 Minuten) über B29, A8 und A5 via Stuttgart und Karlsruhe
Vereinshistorie: Die Handballer sind das Aushängeschild des 1907 gegründeten Turnvereins und treten seit der Saison 2017/18 unter dem Namen TVS 1907 Baden-Baden an. Seit 1925 wird beim TV Sandweier Handbal gespielt. Unter Trainerlegende Edgar Merkel war der TVS in den Jahren 1973-77 von der Kreisklasse bis in die damals drittklassige Oberliga Südbaden durchmarschiert. 1979/80 sicherte sich der TVS sogar den Oberliga-Meistertitel und nahm 1980 sogar an der Aufstiegsrelegation zur 2.Liga teil, scheiterte dabei aber an der starken Konkurrenz aus Malsch/Heidelberg, Schwabing und Heiningen. Gegen Letztere setzte es sogar ein 14:33-Debakel. Bis 1998 gehörten die Grün-Weißen bis auf zwei Jahre Unterbrechung immer dem südbadischen Oberhaus an, stürzten 2009 allerdings sogar ziemlich unglücklich bis in die Landesliga ab. Doch mit zwei Meisterschaften in Folge stieg der TVS mit einer sehr jungen Mannschaft unter Trainer Rolf Abele erstmals in die Oberliga auf, etablierte sich nach dem sensationellen Durchmarsch in den folgenden sieben Spielzeiten und überraschte sich selbst mit der Meisterschaft 2018.
Größte sportliche Erfolge: Südbadischer Meister 1980; Meister der Oberliga Baden-Württemberg und Aufstieg in die 3.Liga 2018
BWOL-Erfahrung: Von 2011 bis 2018 belegte der TVS viermal den zehnten, einmal den elften und sechsten Rang und holte sich dann sogar die überraschende Meisterschaft. Insgesamt ergibt dieser Steilflug den 18.Rang in der ewigen Tabelle der BWOL.
Saison 2018/19: In der 3.Liga Süd bekam der TVS gnadenlos seine Grenzen aufgezeigt. Lediglich das erste Spiel gegen Lokalrivale Willstätt wurde gewonnen, trotz vieler ordentlicher Vorstellung wurde man letztlich als abgeschlagenes Schlusslicht mit 3:57 Punkten wieder in die Oberliga zurückgereicht.
Bisherige Duelle mit dem TSB: Acht Duelle mit höchst wechselhalftem Ausgang stehen bislang in der Statistik. Daheim gewann der TSB drei von vier Vergleichen und verpasste beim 28:28 in der Premierensaison 2014/15 den Sieg nur deshalb, weil sich Wolfgang Bächle in der Schlusssekunde einen Fehlwurf leistete. In der Rheintalhalle konnte der TSB neben drei Niederlagen, darunter eine deutliche 28:38-Klatsche, erst einmal beide Punkte entführen und zwar beim 32:28-Sieg in der Saison 2015/16.
Trainer: Sandro Catak (34, 1.Jahr, zuvor SG Heidelsheim/Helmsheim)
Saisonziel: Eine gute Rolle in der BWOL spielen
Neuzugänge: Jannick Geisler (TSV Amicitia Viernheim), Matthias Meßmer (Phönix Sinzheim), David Bonelli (SG Nußloch), Maik Holfelder (2. Mannschaft)
Abgänge: Simon Bornhäußer (Karriereende / 2.Mannschaft), Nicolaj Unser (HC Neuenbürg), Julian Bissinger (TuS Helmlingen)
Aktueller Tabellenplatz: 6.Platz – 10:6 Punkte – 216:207 Tore
Bisherige Bilanz: 4 Siege – 2 Unentschieden – 2 Niederlagen
Top-Torschützen: Christian Fritz 50/22 Tore, Julian Schlager 37 Tore, Jonas Schuster 31 Tore
Besonderes: Die zurückliegende "Horrorsaison" hat den TVS nicht aus der Bahn geworfen. Auch als der Abstieg schon fest stand, pilgerten noch durchschnittlich 600 Leute pro Spiel in die Rheintalhalle. "Das zeigt, dass die Leute unsere Bemühungen und unsere Philosophie, nicht mit bezahlten Stars, sondern mit sympathischen Akteuren aus der Region zu arbeiten, honorieren", befand Abteilungsleiter Fabian Hochstuhl.
Internet: www.tv-sandweier.de