31:39 in Schutterwald: Nächste TSB-Schlappe mit dem immer gleichen Muster

Einmal mehr hat der TSB Gmünd in fremder Halle einen Abend zum Vergessen erlebt. Auch beim Mitaufsteiger TuS Schutterwald verließen die Blau-Gelben mit einer 31:39-Schlappe als Verlierer das Spielfeld und müssen sich vor allem aufgrund der anhaltenden Abwehrproblematik ernsthafte Sorgen um ihre Oberligatauglichkeit machen.

Es bleibt dabei: Der neutrale Zuschauer kommt bei den Partien mit TSB-Beteiligung vollständig auf seine Kosten, die Gegentorflut jedoch nimmt allmählich bedenkliche Formen an. Die 392 Tore, die die Gmünder in ihren bisherigen 13 Saisonspielen erzielt haben, werden nur von drei Oberligisten überboten. Umgekehrt ist seit Samstagabend genau das perfekt, was viele Fans bereits geahnt hatten: Mit nunmehr 420 Gegentreffern – durchschnittlich also 32 Stück pro 60 Minuten – stellt der TSB rein statistisch nun die schwächste Abwehrreihe ligaweit. Beim Gastspiel in Schutterwald war die Gmünder Hintermannschaft lange Zeit überfordert und da half es wenig, dass angeführt vom zehnfachen Torschützen Aaron Fröhlich immerhin 31 eigene Treffer zu Buche standen.
 
Dabei war die Erleichterung nach dem 33:30 gegen Fellbach groß gewesen und das Trainerteam Michael Hieber, Andreas Rascher und Christof Elser hatte sich durch den ersten Heimsieg neben einem Schub für das Selbstvertrauen eine weitere Leistungssteigerung erhofft. Kurz und knapp gesagt: Die blieb aus. Denn der Fünftletzte schaffte es zu keiner Zeit, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken und musste schnell einem deutlichen Rückstand hinterherlaufen. Lediglich in den ersten zehn Minuten agierte der TSB auf Augenhöhe. A-Junior Tom Abt, der überraschend in der Startformation stand und in seiner Einsatzzeit erneut positiv auf sich aufmerksam machte, sowie Rechtsaußen Wolfgang Bächle machten aus einem 1:3 (5.) ein 4:4 (9.). Dass Sven Petersen und Max Dangelmaier die erneute Führung der Hausherren umgehend beantworteten, konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gmünder keinen Zugriff auf die agilen Rückraumschützen des TuS fanden. Die ohnehin schon kriselnde TSB-Abwehr, aus der kurzfristig auch noch Thomas Grau verletzungsbedingt herausgebrochen war, wurde ein ums andere Mal kalt erwischt. Als Folge einfacher Ballverluste im Angriff gerieten die Gäste binnen kürzester Zeit mit 6:10 (13.) ins Hintertreffen. Die beiden Coaches Hieber und Rascher sahen sich zu ihrer ersten Auszeit gezwungen.
 
Deren Wirkung allerdings verpuffte. Bächle verkürzte zwar, doch Schutterwald war nun am Drücker und schraubte seinen Vorsprung schnell auf 9:15 (20.) hinauf. Daniel Mühleisen, der zunächst den Vorzug vor Sebastian Fabian erhalten hatte, räumte seinen Platz zwischen den Pfosten. Doch auch der TSB-Kapitän bekam nach seiner Einwechslung kaum einen Ball zu fassen. Gegen die enorme Durchschlagskraft der Hausherren aus dem Rückraum fand das Hieber-Team keinerlei Mittel. Offensiv bewiesen zwar auch die Gmünder eine hohe Effektivität und schienen auf diese Weise in die rasante Partie hinein zu finden. Doch wenn es hektisch wurde, dann war Schutterwald stets einen Schritt schneller. Technische Fehler und misslungene Anspiele wurden umgehend mit Kontern bestraft und ebenso verpasste es der TSB wie bereits in den vergangenen Wochen das schnelle gegnerische Umschaltspiel einzudämmen. Bestes Beispiel: Nachdem Fröhlich 16 Sekunden vor der Pause zum 17:22 einnetzte, hatte auf der Gegenseite Christoph Baumann mit einem Rückraumkracher prompt die passende Antwort parat. Für den TuS-Spielgestalter war es bereits der achte eigene Treffer, am Ende sollten es 12 sein – eine Stärke des Kontrahenten, um die der TSB eigentlich wusste. Die 23 Gegentore aus den ersten 30 Minuten machten deshalb auch Michael Hieber ratlos, der später zu Protokoll gab: „So etwas habe ich selbst noch nie erlebt.“
 
Die Richtung für den weiteren Spielverlauf war vorgegeben. Verständlich, dass sich Schutterwald nach Wiederanpfiff hauptsächlich auf Ergebnisverwaltung konzentrierte. Über 26:20 (36.) und 29:23 (43.) blieb der Abstand konstant. Die desaströse erste Halbzeit war für den TSB dennoch schwer wettzumachen, da die Probleme nicht nur in der Defensive die gleichen blieben. Eine wieder leicht ansteigende Fehlerquote im Angriff, behäbiges Zurücklaufen, mangelnde Abstimmung beim Verteidigen sowie ausbleibende Akzente durch Tormann Fabian waren die ausschlaggebenden Faktoren. Mit drei Toren in Folge zum 23:32 (45.) sorgten die Gastgeber bereits für die Vorentscheidung.
 
Was man dem Hieber-Rascher-Team allerdings nicht vorwerfen konnte: Es nicht zumindest versucht zu haben, bis zum Ende dagegenzuhalten. Denn der Widerstand war selbst beim Neun Tore-Rückstand keinesfalls gebrochen, obwohl ein Debakel vor fremder Kulisse mit über 40 Gegentreffern drohte. Fröhlich ging voran und ergriff die Initiative, von den Außenpositionen verwandelten Bächle und Dangelmaier ihre Chancen konsequent. Mit einem 6:1-Lauf von 25:34 (51.) auf 31:35 (56.) zeigte der TSB seine mit Abstand Phase und bewies damit, dass der Tabellensiebte mit einer konzentrierten Leistung durchaus zu knacken gewesen wäre. Das späte Aufbäumen war allerdings nicht mehr als Ergebniskosmetik, die umgehend wieder zerstört wurde: TuS-Rechtsaußen Felix Zipf waren die letzten vier Treffer zum deutlichen, aber insgesamt leistungsgerechten 31:39-Endresultat vorbehalten
 
Ratlosigkeit bei den Gästen beherrschte die Szenerie nach dem Abpfiff. Wieder einmal standen die Schützlinge von Michael Hieber und Andreas Rascher mit leeren Händen da und suchten verzweifelt nach Erklärungen. Aus TSB-Sicht stand einmal ein Ergebnis auf der Anzeigetafel, das Bände spricht. Wie bereits aus Baden-Baden (25:35) und Neuhausen (32:40) kehrten die Gmünder mit einer bösen Klatsche heim, welche die Sorgenfalten im Abstiegskampf weiter vergrößern. Denn während Mitaufsteiger Schutterwald (15:11 Punkte) in Richtung gesichertes Mittelfeld marschiert, steckt der TSB (8:18) als Tabellenzwölfter tiefer denn je im Schlamassel, da die direkten Konkurrenten punkteten. Hieber versuchte trotz der Enttäuschung bei seinem zweiten Spiel auf der Trainerbank Optimismus vorzuleben: „Wir dürfen jetzt nicht draufhauen, sondern müssen weiter an diese Jungs glauben.“ Doch auch er weiß, dass die Aufgaben keinesfalls einfacher werden. Bevor am 14.Dezember das bedeutsame Heimspiel gegen den Vorletzten aus Neckarsulm (7:19 Punkte) ansteht, geht es kommenden Sonntag erneut in Außenseiterrolle auf Auswärtsfahrt. Bei der TSG Söflingen auf dem Ulmer Kuhberg konnte der TSB in seiner Oberliga-Historie noch nie gewinnen. Kassiert man erneut weit über 30 Gegentore, dann wird es wohl auch dabei bleiben.
 
TuS: Tobias Moser, Steffen Dold, Raphael Herrmann – Christoph Baumann (12/5), Felix Zipf (8), Rene Wöhrle (6), Tim Heuberger (5), Philipp Harter (3), Mathis Vornholt (2), David Körkel (2), Matthias Langenbacher (1), Andreas Bachmann, Michael Herzog, Julian Seigel
TSB: Daniel Mühleisen, Sebastian Fabian, Giovanni Gentile – Aaron Fröhlich (10), Wolfgang Bächle (4), Max Dangelmaier (4/1), Aleksa Djokic (4/2), Yannik Leichs (3), Sven Petersen (2), Tom Abt (2), Stephan Mühleisen (1), Tim Albrecht (1), Christian Waibel, Jonas Waldenmaier
Siebenmeter: TuS 5/5 – TSB 5/3
Zeitstrafen: TuS 12 Minuten – TSB 8 Minuten
Rote Karte: Philipp Harter (TuS/54./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Dominik Salles, Lars Salles (TGV 1823 Eintracht Beilstein)
Zuschauer: 350
 
(Text und Bilder: Nico Schoch)