TSB gegen NSU: Abstiegskampf!

Die Gmünder Handballer stehen am Samstag um 19.30 Uhr in der Römersporthalle Straßdorf gegen die Neckarsulmer Sportunion unter Druck: Ein Sieg ist auch ohne drei Stammspieler Pflicht. Wie formieren wir die Abwehr ohne die Mittelblocker Christian Waibel und Thomas Grau? Die Frage stellt sich das Trainerteam des TSB vor dem Abstiegskampf-Duell.

„Wir müssen im letzten Spiel der Vorrunde unseren zweiten Heimsieg einfahren“, weiß Michael Hieber. Und der TSB-Chefcoach fügt hinzu: „Egal, mit welchem Aufgebot wir antreten können, wir werden bereit sein, uns der Aufgabe zu stellen“. Es wird für den TSB eine Willens- und Kopfsache. Das Trainergespann Michael Hieber, Andreas Rascher und Christof Elser hatte in dieser Woche Schwerstarbeit zu verrichten. Vor allem der Athletiktrainer. Bei Elser lagen drei Stammspieler auf dem Behandlungstisch: Aaron Fröhlich wegen seiner Probleme mit der Achillessehne, Christian Waibel mit einer Fingerverletzung und Thomas Grau wegen seiner Partellasehnenentzündung, die operativ behandelt werden müsste.

Ohne diese drei tut sich der TSB schwer, in der Oberliga mitzuhalten. Das zeigte sich deutlich beim letzten Auswärtsspiel, das die Gmünder bei der TSG Söflingen mit 29:32 verloren. „Jammern nützt gar nichts“, hat Hieber richtig erkannt und setzte im Training auf gezielte Gruppenarbeit. Mit zwei Schwerpunkten: Wie formiere ich die Abwehr ohne die Mittelblocker Christian Waibel und Thomas Grau an der Seite von Stephan Mühleisen stabil? Und wer übernimmt die Spielmacherposition für Aaron Fröhlich?

Ein Hoffnungslicht für beide vakante Positionen: Dominik Sos, der wegen seiner beruflichen Ausbildung in Frankfurt nicht trainieren konnte, ist wieder dabei und zeigt aufsteigende Form. „Wir dürfen jetzt aber die ganze Verantwortung nicht auf Dominik abwälzen“, sagt Hieber. Der Trainer erwartet von allen Spielern „volle Konzentration und maximalen Einsatz.“ Und er macht Mut: „Sie können es doch“. Er spricht dabei besonders die Youngster Sven Petersen, Yannik Leichs und Tom Abt im Spielaufbau an, die Flügelflitzer Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic und Max Dangelmaier, Kreisläufer Jonas Waldenmaier sowie die Torhüter Sebastian Fabian und Daniel Mühleisen an. „Es wird auf den Zusammenhalt ankommen“, sagt Hieber, der für Freitagabend ein Zusatztraining angeordnett hat. Vielleicht mit Fröhlich, Grau und Waibel.

Die Neckarsulmer Sportunion (NSU erinnert an das NSU-Motorenwerk, den Vorläufer der Audi AG) kommt mit gestärktem Selbstvertrauen nach Gmünd. Die Handballer des im Jahr 2009 aus der Fusion der Sportvereinigung und den Sportfreunden hervorgegangenen Mehrspartenvereins mit 15 Abteilungen haben ihr „Vorrundensyndrom“ überwunden. Mit dem 32:29 Sieg beim SV Fellbach und dem 28:24-Prestigeerfolg im Derby gegen den TSV Weinsberg haben die Mannen von Trainer Clemens Borchardt erstmals zweimal hintereinander gewonnen – und damit den TSB in der Tabelle überholt. Diese Serie wollen sie in Gmünd ausbauen. Ihre besten Torschützen Felix Trumpp, Niklas Brake, Sandro Gohly und Linksaußen Robin sowie Torwart Felix Hofacker sind derzeit in Bestform.

„Wir wissen um die Stärken der Neckarsulmer - und kennen auch ihre Schwächen“, sagt Michael Hieber, der nicht nur seine persönliche Bilanz (ein Sieg, zwei Niederlagen), sondern auch den Direktvergleich der beiden Teams ausgeglichen gestalten will. Von bisher zehn Spielen gegeneinander gewann der TSB vier, die NSU aber fünf. Einmal trennte man sich Remis.

Das TSB-Aufgebot: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Wofgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Thomas Grau (?), Christian Waibel (?), Aaron Fröhlich (?), Sven Petersen, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier, Tom Abt, Max Dangelmaier, Tim Albrecht.

© Gmünder Tagespost 12.12.2019 17:08 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist die Neckarsulmer Sport-Union

Hinten von links: Moritz Kerner, Tim Gröger, Sandro Gohly, Jan, Schenk, Jonas Heilmann, Pressewart Thomas Auerbach

Mitte von links: Betreuer Markus Walk, Betreuerin Heike Walk, Felix Trumpp, Kevin Matschke, Din Kandic, Felix Hofacker, Teammanager Henning Tittel, Trainer Clemens Borchardt

Vorne von links: Niklas Brake, Benjamin Schreider, Maximilian Kerner, Alexander Bartelmann, Michael Bognar, David Track, Veton Broqi

Es fehlen: Robin Matschke, Robin Mahl, Physio Lutz Kubach

 

Vereinsfarben: Blau-Weiß

Ortskunde: Die 27.000 Einwohner-Stadt im Landkreis Heilbronn hat ihren Namen von der Lage an der Mündung der Sulm in den Neckar. Die früher hauptsächlich vom Weinbau geprägte Stadt entwickelte sich ab dem späten 19. Jahrhundert zur Industriestadt. Bekannt wurde sie durch das Unternehmen NSU, das Mitte der 1950er Jahre der größte Zweirad-Produzent der Welt war und zur selben Zeit große Erfolge im Motorrennsport feierte. Die NSU-Tradition wird durch das Neckarsulmer Audi-Werk fortgesetzt, das mit über 14.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber der Stadt und der Region ist.

Heimspielstätte: Pichterichhalle, Pichterichstraße, 74172 Neckarsulm

Anfahrt: 96 Kilometer (71 Minuten) über B29, A81 und A6 via Marbach (N) und Weinsberg

Vereinshistorie: Gegründet am 01.01.2009 zogen die Handballer der Sportunion 2011 erstmals in die Württembergliga ein und etablierten sich dort relativ schnell. 2016/17 erreichte man den zweiten Rang in der Nordstaffel hinter Meister Remshalden und setzte sich in der Relegation gegen Zizishausen und Schutterwald durch.

Größter sportlicher Erfolg: BWOL-Aufstieg 2017

Bekannte Ex-Spieler: Bernhard Bauer, ehemaliger HVW- (2002-04) und DHB-Präsident (2013-15) erlernte das Handballspielen bei der damaligen SG Neckarsulm. Nach Zwischenstationen bei den Bundesligisten TSG Oßweil, TV Neuhausen/Erms, SV Kornwestheim und Frisch Auf Göppingen ließ er seine Karriere von 1984-87 beim Heimatverein ausklingen.

BWOL-Erfahrung: Eine sportliche Binsenweisheit lautet: "Hinten kackt die Ente". Getreu dieses Mottos haben die Neckarsulmer Oberliga-Männer in den vergangenen beiden Saisons auf eine bescheidene Hinrunde eine fulminante Rückrunde folgen lassen und mit jeweils 28 Punkten den Klassenerhalt gesichert.

Saison 2018/19: 8.Platz, 28:28 Punkte

Beste Torschützen 2018/19: Fabian Göppele 112 Tore, Robin Mahl 104/1 Tore, Kevin Matschke 95/42 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: Aus Gmünder Sicht bestehen wenig gute Erinnerungen an die NSU. In der BWOL-Abstiegssaison kassierte der TSB zwei schmerzhafte 27:30 und 27:37-Pleiten. Auch in den Württembergliga-Jahren 2011 bis 2013 zog der TSB in drei von vier Vergleichen den Kürzeren, siegte lediglich 2012/13 daheim in einem echten Spektakel mit 36:34. Es ist bis heute der einzige TSB-Sieg in diesem Duell.

Trainer: Clemens Borchardt (im November 2018 vom Co- zum Cheftrainer befördert)

Saisonziel: Klassenerhalt

Neuzugänge: Veton Broqi (HK Besa Famgas/Kosovo), Tim Gröger (TV Flein), David Track (TSV Bönnigheim), Moritz Kerner (HSG Bad Wimpfen), Alexander Bartelmann (NSU 2), Din Kandic (JSG Neckar-Kocher)

Abgänge: Fabian Göppele (Karriereende), Benjamin Baumann (TSV Weinsberg)

Bisherige Bilanz: 4 Siege – 1 Unentscheiden – 9 Niederlagen

Beste Torschützen 2019/20: Felix Trumpp 59 Tore, Niklas Brake 56 Tore, Sandro Antonio Gohly 43 Tore

Top-Spieler: Nachdem Fabian Göppele, einer der besten Linkshänder der BWOL, im Sommer seine Handballschuhe an den Nagel hing, liegt es an Niklas Brake, in diese großen Fußstapfen hineinzuwachsen. Auch die Führungsspieler Felix Trumpp und Robin Mahl müssen zunehmend Verantwortung übernehmen.

Besonderes: Die Bundesliga-Frauen der Sport-Union sind in Aufbruchstimmung, sprechen sogar schon von einer Vision Europapokal. Die Nachwuchsförderung im weiblichen Bereich soll massiv ausgebaut werden. Da droht der männliche Bereich aus dem Blickfeld zu geraten und künftig fehlen womöglich Talente wie Brake oder der inzwischen in Kornwestheim spielenden Felix Kazmeier.

Internet: www.nsuhandball.sitemodify.com/herrenteam

(Nico Schoch)