TSB-Rumpfteam wehrte sich tapfer: Ausfall von vier Stammspielern nicht zu kompensieren

Der so insgeheim erhoffte Weihnachtswunsch blieb unerfüllt. Im ersten Spiel der Rückrunde und im letzten des Jahres 2019 setzte es für die Oberligahandballer des TSB Gmünd am Samstag beim Mitaufsteiger HC Neuenbürg mit 27:32 (14:16) die nächste Niederlage. Die Ausfälle der Stammspieler Aaron Fröhlich, Dominik Sos, Thomas Grau und Christian Waibel waren nicht zu kompensieren.


Mit nun 8:24 Punkten rutschten die Schützlinge von Michael Hieber auf den vorletzten Tabellenplatz ab – der Rückstand zum ersten sicheren Nichtabstiegsrang beträgt aber nur vier Zähler. Und genau an jener 10. Steller steht die SG Herrenberg (12:20), am 19. Januar um 18 Uhr in der Großporthalle der erste Gegner des TSB im Jahr 2020. „Bis dahin hoffe ich, dass sich unser Verletztenlazarett gelichtet hat und das Team wieder in Vollbesitz ihres physischen und mentalen Leistungsvermögens ist“, sagt der TSB-Coach mit Blick in die Zukunft. Die Niederlage gegen den HC Neuenbürg hat Michael Hieber abgehakt, wenngleich er sich ärgert, „dass wir wieder einmal unsere Chancen, die Partie für uns zu gestalten, nicht genutzt haben.“ Trotzdem nimmt Hieber viel Positives aus der Partie im Enzkreis mit: „Es war in taktischer und spielerischer Hinsicht eine klare Aufwärtsentwicklung“.

Dass es nicht zur Überraschung reichte, hat vier schlagkräftigen Erklärungen, die Hieber aber nicht als Ausreden anführen will: Mit Aaron Fröhlich (Achillessehnenreizung) und Dominik Sos (beruflich unabkömmlich) im Spielaufbau sowie mit Christian Waibel (Fingerverletzung) und Thomas Grau (Partellesehnenentzündung) fehlten gleich vier Stammspieler. Solche Ausfälle kann keine Oberligamannschaft über 60 Minuten kompensieren. Wie dünn der Kader des TSB derzeit ist, zeigt die Tatsache, dass Normannia-Fußballer Simon Fröhlich, der Zwillingsbruder von Aaron Fröhlich, als „Notnagel“ einsprang (siehe Extrabericht).

Gut drauf war der TSB in der Anfangsphase. Mit einer 5:1-Deckung und dem 17-jährigen Tom Abt als „Indianer“ störten, die Gmünder das geplante Angriffsspiel der Hausherren. Wolfgang Bächle (3), Yannik Leichs (2) und Aleksa Djokic waren die TSB-Torschützen zum 4:6-Zwischenstand nach 13 Minuten. Die Abwehr mit Stephan Mühleisen, Yannik Leichs und Sven Petersen in der Mitte stand vor dem starken Torwart Sebastian Fabian gut, Yannik Leichs und Tom Abt bereiteten im Angriff den Neuenbürgern Probleme. Dann aber zeigte sich, dass die Hausherren zur Zeit personell und mental voll im Saft stehen: HC-Trainer Erkan Öz fand besonders über die dynamischen Angreifer Kraus, Angrick, Kracht und Langjahr Lösungen gegen die Gmünder Abwehr. Beim TSB schlichen sich nun wieder Fehler im Angriff ein: Bis zur 17. Minute drehte der HC das Spiel auf 8:6. Aber der TSB brach nicht vorzeitig ein, die Gmünder hielten dagegen. Petersen (3), Djokic, Leichs und Dangelmaier glichen zum 12:12 wieder aus. Diesen Schwung konnten die Gmünder aber nicht mitnehmen – in der 29. Minute lagen die Enztäler mit 16:12 wieder vier Tore vorn. Bächle und Leichs verkürzten trotz eines von Bächle vergebenen Siebenmeters bis zur Pause auf 16:14. Es war noch alles offen, zumal Leichs gleich nach Wiederanspiel das 16:15 gelang. Neuenbürg zog wieder auf 20:16 - das war zu viel für den ersatzgeschwächten TSB.

Trotz aller Anstrengungen, auf mehr als zwei Tore (20:18 und 23:21), wobei sich nun auch Tim Albrecht und Max Dangelmaier in die Torschützenliste eintrugen, kam der TSB nicht mehr heran. Mit dem 25:21 nach 46 Minuten war ihr Widerstand gebrochen. Souverän brachte der HC seinen verdienten Sieg über 29:24 und 32:26 nach Hause. Leichs achtes Tor in der Schlussminute und Stephan Mühleisens kräftiges Zupacken, für das ihm die nicht unbedingt gästefreundlichen Schiedsrichter die dritte Zeitstrafe verpassten, bewiesen den gesunden Ehrgeiz des TSB.

HC Neuenbürg: Spohn, Nitzke, von Witzleben (1) Kern (2), Karasinski (2), Blum (2), Panazan (1), Kraus (6, 3/3), Angrick (6), Unser, Kracht (6), Langjahr (5), Timo Bäuerlein (1)
TSB Gmünd: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen (1), Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle (5, 1/0), Aleksa Djokic (2), Yannik Leichs (8), Simon Fröhlich, Sven Petersen (3), Jonas Waldenmaier (1), Tom Abt, Tim Albrecht (2), Max Dangelmaier (5, 2/2)
Schiedsrichter: Alexander Kraft und Ralph Saam (SV Langensteinbach/ SSC Karlsruhe).

"Der doppelte Fröhlich": Weil Aaron verletzt ist, half sein Zwillingsbruder Simon aus. Doch der Fußballer steigt nicht zum Handball um.

Die Zwillingsbrüder Aaron und Simon Fröhlich sehen sich nicht nur seit ihrer Geburt am 1. August 1990 bis zum heutigen Tag zum Verwechseln ähnlich, sie haben auch das gleiche große sportliche Talent und einen gesunden Ehrgeiz dazu. In der Jugend kickten sie beim TSGV Waldstetten und bei der Normannia, in Wißgoldingen spielten sie Handball. Dann trennten sich die sportlichen Wege. Simon konzentrierte sich ganz auf den Fußball (bei der Normannia und zwischenzeitlich beim TSV Essingen), Aaron auf den Handball. Von der SG Lauterstein holte ihn Michael Hieber zum TSB und formte ihn zu einem überragenden Oberligahandballer. Da Aaron und drei weitere Stammspieler derzeit verletzt sind, fragte Hieber vorsichtig an: „Simon, willst Du nicht bei uns aushelfen?“. Der sagte ja – und erzählt im Interview, wie das in Neuenbürg war.

Simon, war die Aufregung groß?
Simon Fröhlich: „Nein, ich bin ja meist bei den Spielen der Jungs dabei, wir kennen uns, und sie haben mich toll aufgenommen“. Wir war das mit dem Trikot?
Weil der TSB kein Trikot parat hatte, habe ich das von meinem Bruder mit der Nr. 13 genommen. Das hat gepasst.
Und wie klappte es im Spiel?
Der Trainer hat mich in jeder Halbzeit gut zehn Minuten in der Abwehr und im Angriff spielen lassen, wenn Yannik Leichs, Tom Abt oder Sven Petersen eine Verschnaufpause brauchten. Mein Bruder hat mir dann von außen immer zugerufen, was ich tun soll. Schade, dass ich der Mannschaft nicht zum Sieg helfen konnte.
War der Trainer zufrieden?
Er hat mich gefragt, ob ich nicht weiter Handball spielen will.
Und - kommt es dazu?
Eher nicht, obwohl es mir viel Spaß gemacht hat. Aber Fußball bleibt Priorität.

© Gmünder Tagespost 22.12.2019 20:53 / Winfried Hofele