Remis in Weilstetten macht Mut - Folgt jetzt der nächste Schritt?

Zwei Heimspiele in Folge als Chance im Kampf um den Klassenerhalt: TSB-Trainer Michael Hieber schwört seine Mannschaft ein, die am Samstagabend (19:30 Uhr / Große Sporthalle) gegen den direkten Konkurrenten TV Bittenfeld II zum Siegen verdammt ist.

Für Michael Hieber war es eine stressige Woche, die mit einem Ärgernis begann. Nach dem Studium des Videos vom Auswärtsspiel seiner Oberligahandballer beim TV Weilstetten stellte der TSB-Trainer nämlich fest: „Bei Wolfgang Bächles letztem Wurf war der Ball schon über der Linie, ehe die Schlusssirene ertönte. Doch der Torschiedsrichter winkte sofort ab und besprach sich nicht einmal mit seinem Kollegen oder dem Kampfgericht!“ Es wäre der im Abstiegskampf so wichtige 33:32-Siegtreffer für die Gmünder gewesen. Den einen Punkt nimmt Hieber aber dennoch, „gerne mit, weil unsere Leistungskurve klar nach oben zeigt“.

Ob von Dauer wird sich am kommenden Samstag um 19.30 Uhr in der Großsporthalle erweisen: Der TSB empfängt die Reserve des Bundesligisten TVB Stuttgart, die immer noch unter dem Namen des Stammvereins als TV Bittenfeld „firmiert“. Es wird zu einem harten und wegweisenden Abstiegskampf kommen. Der TSB, der aus den ersten vier Spielen des Jahres 2020 sechs Punkte anpeilte, bislang aber erst einen hat, ist praktisch zum Siegen verdammt. Bei 9:27 Punkten kann sich der Tabellenvorletzte gegen den TVB II keinen Punktverlust leisten. Ansonsten würden sich die Bittenfelder (derzeit Platz 12 mit 12:22 Zählern) ihren Vorsprung gegenüber den Gmündern auf fünf Punkte ausbauen. Und auch der Rückstand des TSB zu den weiteren Abstiegskandidaten Sportunion Neckarsulm (11:25) und TV Zizishausen (9:25) würde sich nicht verringern. Der Druck ist also groß.

Michael Hieber weiß, wie man mit solchen Situationen umgehen muss: „Fleißig arbeiten, willensstark sein“. Er selbst ging am Dienstag mit gutem Beispiel voran – er schloss eine berufliche Weiterbildungsprüfung mit Bravour ab. Dieses „Sieger-Gen“ will er auf seine Jungs übertragen. „Wir haben konzentriert trainiert, wir wollen und können am Samstag den nächsten Schritt nach vorne machen“.

In Weilstetten zeigte der TSB viele gute und variable Aktionen im Angriff, auch die Abwehr wirkte geschlossener als in vielen Spielen zuvor. „Aber uns fehlt noch die notwendige Stabilität“, sagt Hieber, der sich über die gute Moral seines Teams in Weilstetten freute: Einen Fünf-Tore-Rückstand hat der TSB schon lange nicht mehr aufgeholt.

Entsprechend gut war die Stimmung beim Training in dieser Woche. Bis auf Thomas Grau waren alle Spieler fit und mit Feuereifer dabei. Optimistisch, aber „mit der gebotenen Demut“, sehen Hieber und seine Assistenten Andreas Rascher und Christof Elser dem Spiel gegen den alten Rivalen entgegen: „Die Bittenfelder haben am Sonntag bei ihrem 30:25-Sieg gegen die Neckarsulmer Sportunion voll überzeugt“. Herausragend waren dabei die der frühere Bundesligaspieler und Torjäger Martin Kienzle und Alexander Bischoff. Vom mit 29:32 verlorenen Hinspiel her, der einzigen TSB-Niederlage in bislang fünf Spieler beider Mannschaften, wissen die Gmünder, dass auch Finn-Luca Nicolaus, Maurice Widmaier oder Marvin Gille vom Torewerfen viel verstehen. Und seit einer Woche kann TV-Trainer Thomas Randi auch wieder auf den bundesligaerfahrenen Alexander Heib bauen.

Der TSB-Kader: Sebastian Fastian, Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile, Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel, Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Dominik Sos, Jonas Waldenmaier, Tom Abt, Max Dangelmaier, Tim Albrecht.

© Gmünder Tagespost 30.01.2020 19:26 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist der TV Bittenfeld II


Hintere Reihe von links: Simon Baumgarten, Fabian Kornmann, Alexander Bischoff, Nick Haspinger, Anton Heling, Martin Kienzle
Mittlere Reihe von links: Yannik Wissmann, Philipp Porges, Trainer Roland Wissmann, Trainer Thomas Randi, Trainer Michael Rill, Maurice Widmaier, Kai Wissmann
Vordere Reihe von links: Marvin Gille, Peer Wisst, Daniel Sdunek, Sebastian Rica-Kovac, Fabrice Wersch, Alexander Heib, Nico Bauer

Vereinsfarben: Blau-Weiß

Spitzname: Wild Boys

Ortskunde: Einen Fußballverein sucht man im 4377-Seelen-Ort, der seit 1975 zur Stadt Waiblingen gehört, vergeblich. In Bittenfeld zählt nur Handball – naja, zumindest fast: Die Apfelsorte Bittenfelder wurde nach dem Ort benannt, der jeden Sommer zahlreiche Besucher zum Most- und Rettichfest lockt – ein Feldhandball-Turnier natürlich eingeschlossen.

Heimspielstätte: Gemeindehalle, Waldstraße 2, 71336 Waiblingen-Bittenfeld

Anfahrt: 53 Kilometer (37 Kilometer) über B29 und B14 via Waiblingen und Winnenden

Vereinshistorie: Bemerkenswerter Werdegang des Dorfvereins. 2006 Aufstieg in die 2.Bundesliga Süd, 2015 Aufstieg in die 1.Bundesliga und seitdem dort etabliert – die Geschichte des Dorfvereins auf dem Weg in die „stärkste Liga der Welt“ ist wohlbekannt. Doch auch die Zweite Mannschaft hat Schritt gehalten, wurde Bezirksliga-Meister 2007, Landesliga-Meister 2011 und zog 2018 schließlich in die BWOL ein.

Größter sportlicher Erfolg: Meister Württembergliga Nord 2018

BWOL-Erfahrung: Seine Premierensaison beendet der TVB II mit 31:25 Punkten völlig sorgenfrei auf dem sechsten Platz. Der TVB I war seinerseits 2003/04 mit 52:8 Punkten durchmarschiert, nicht aufzuhalten auf dem Weg in die große weite Handballwelt.

Beste Torschützen 2018/19: Martin Kienzle 202/7 Tore, Alexander Bischoff 193/66 Tore, Jonathan Buck 110 Tore

Bisherige Duelle mit dem TSB: In den Württembergliga-Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 behielt der TSB viermal die Oberhand, daheim 27:26 und 33:29, auswärts mit 36:29 und 33:24. Im Hinspiel dieser Saison revanchierten sich die „Wild Boys“ und siegten in der Bittenfelder Gemeindehalle nach zähem Ringen mit 31:28.

Trainertrio: Thomas Randi, Michael Rill, Bernd Wissmann (seit 2015)

Saisonziel: Gesichertes Mittelfeld

Neuzugänge: Nico Bauer (SV Fellbach), Fabrice Wersch (TSV Weinsberg), Anton Heling (SG BBM Bietigheim), Simon Baumgarten (Erste Mannschaft), Yannick Wissmann, Sebastian Rica-Kovac, Maurice Widmaier (alle eigene Jugend)

Abgänge: Jonathan Buck (SG Pforzheim/Eutingen), Fabian Bohnert (Karriereende), Florian Burmeister (HG Oftersheim/Schwetzingen), Giuseppe Galluccio (unbekannt), Levi Fröschle (SV Remshalden)

Aktueller Tabellenplatz: 12.Platz – 12:22 Punkte – 444:477 Tore

Bisherige Bilanz: 5 Siege – 2 Unentschieden – 10 Niederlagen

Beste Torschützen 2019/20: Martin Kienzle 130/20 Tore, Alexander Bischoff 80/10 Tore, Marvin Gille 34 Tore

Ex-TSB-Spieler: Bahnt sich da etwa die nächste Bundesliga-Karriere „made in Gmünd“ an? Bis zur C-Jugend wurde Rückraumspieler Andreas „Andi“ Maier beim TSB ausgebildet, nach der Zwischenstation in Altenstadt und bei der TVB-Jugend, durfte er in der Hinrunde sogar schon Bundesligaluft schnuppern. Auch in der BWOL kam der A-Jugendliche bereits zum Einsatz, erzielte zehn Treffer in zehn Partien.

Top-Spieler: Im mit bereits 21 eingesetzten Spielern größten Kader der BWOL befindet sich ein Gros an Erst- und Zweitligaerfahrung. Alexander Heib, Martin Kienzle und Simon Baumgarten waren am steilen Aufstieg der „Wild Boys“ beteiligt und gehen nun als Führungsspieler der Zweiten Mannschaft voran. Bundesliga-Ersatzkeeper Nick Lehmann kommt ebenso regelmäßig in der BWOL zum Einsatz.

Besonderes: Alle Heimspiele in der Gemeindehalle finden zur Prime-Time – Samstag, 19:30 Uhr – statt. Darauf legt der TVB höchsten Wert, um sich die maximale Unterstützung der heimischen Fans zu sichern. Tatsächlich gelangen vier der bisherigen fünf Saisonsiege zuhause.

Internet: https://www.tvbstuttgart.de/bwol

(Nico Schoch)