Auf der Suche nach dem Handballwunder: TSB zu Gast beim Dritten

Nach zwei Heimniederlagen sind die Chancen der Gmünder Handballer auf den Klassenerhalt auf ein Minimum gesunken. Am Samstag geht es für die TSB Jets zum Tabellendritten HSG Konstanz II. Anwurf: 17 Uhr in der Schänzle-Sporthalle direkt am Ufer des Bodensees.


Michael Hieber schützt sich pragmatisch vor Depressionen: „Ich schaue einfach nicht auf die Tabelle und rate das auch meinen Spielern und unseren Fans“. Würde der Trainer der Gmünder TSB-Handballer sich nämlich das Tableau der Baden-Württemberg-Oberliga genau anschauen, dabei die Platzierungen der noch ausstehenden zehn gegnerischen Mannschaften sehen und sich die Situation am Tabellenende der 3. Liga Süd vor Augen führen – er müsste eingestehen, dass nach den unglücklichen Heimniederlagen gegen den TV Bittenfeld II (23:26) und den TSV Weinsberg (32:33) nur noch ein Wunder sein Team vor dem Abstieg in die Württembergliga retten könnte. Aber Hieber will „nur von Spiel zu Spiel denken“. Und „möglichst jedes gewinnen“. Auch das am Samstag um 17 Uhr in der Schänzle-Sporthalle. Dort trifft der TSB auf die U 23 des Zweitbundesligisten HSG Konstanz, die nach drei Siegen in Folge und dem 32:35-Ausrutscher des TSV Neuhausen bei der SG Köndringen-Teningen wieder laut an die Tür zur 3. Liga klopft.

So ist für den TSB die tabellarische Ausgangssituation nach dem 20. von 30 Spieltagen in der Oberliga: An der Spitze machen die SG Pforzheim-Eutingen (33:7 Punkte), der TSV Neuhausen (31:9) und die HSG Konstanz II (30:10) den direkten Aufstiegsplatz 1 und den Relegationsrang 2 untereinander aus. Gegen den Abstieg kämpfen die SG Herrenberg (16:24), der TV Weilstetten (15:25), der TV Bittenfeld II (13:23), die Sportunion Neckarsulm (11:29), der TSV Zizishausen (9:29), der TSB Gmünd (9:31) und der SV Fellbach (6:34).

Da in der 3. Liga mit dem TSV Blaustein, dem TV Plochingen, dem TV Willstätt und der TGS Pforzheim gleich vier baden-württembergische Vereine um den Klassenerhalt zittern müssen (drei steigen auf jeden Fall ab), könnte es passieren, dass fünf oder gar sechs Vereine die Oberliga verlassen müssen.

„Wir können jede Mannschaft in der Oberliga schlagen“, sagt Michael Hieber trotzig und mutig zugleich. Der TSB-Coach beruft sich auf die Leistungen seiner Jungs in den letzten beiden Spielen: „Da war eine Steigerung unverkennbar, endlich ist wieder ein richtiger Teamspirit erkennbar. Auch unsere Fans haben dies so gesehen und der Mannschaft trotz der tragischen Schlusssekunde, als wir den Sieg herschenkten und noch 32:33 verloren, applaudiert“.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Saison: Der TSB lässt zu viele Chancen liegen. Auch das Hinspiel gegen die HSG hätten die Gmünder nicht verlieren müssen. Sie verschliefen den Start, hechelten dann dem Rückstand hinterher, holten auf, hatten kein Glück, verzweifelten am glänzenden Gästetorwart Moritz Ebert und verloren mit 26:29 Toren.

Allerdings musste man damals auch anerkennen: Die Konstanzer U 23 präsentierte sich auch nach dem verletzungsbedingten Ausfall ihres Torjägers Löffler in starker Verfassung. HSG-Trainer Matthias Stocker änderte die Taktik und konnte auf einen breiten Kader starker Spieler bauen. Kreisläufer Karl Gottesmann und Rechtsaußen Jéróme Portmann schlüpften in die Rolle der Toremacher.

Die Aufwärtsentwicklung der Youngster vom Bodensee setzte sich fort. Obwohl Spielmacher Joel Mauch in die Zweitbundesligamannschaft der HSG abkommandiert wurde, freute sich Matthias Stocker nach dem jüngsten 27:20-Sieg in Bittenfeld über „die beste Phase, die wir in dieser Saison bisher zeigten“.

Er meinte die 20 Minuten, in denen die HSG nach einem 9:11-Rückstand mit einem 16:4-Torelauf das Spiel drehten. Der Trainer hatte in der Pause Kai Mittendorf, Samuel und Jonas Löffler in die Deckung vor Keeper Moritz Ebert beordert und damit die richtige Trumpfkarte aus dem Ärmel gezogen. Durch zahlreiche Ballgewinne kam das HSG-Tempospiel in Schwung und Sicherheit in das Positionsspiel. Benjamin Schweda (5/4), Patrick Volz (5), Samuel Löffler (6) und Jerome Portmann (5) waren die besten Torschützen. Gegen den TSB will Stocker „den nächsten Schritt Richtung 3. Liga machen“. Er warnt aber gleichzeitig: „Wir müssen gegen Gmünd die Spannung hochhalten, sonst geht das schief.“

Darauf hofft Michael Hieber: „Wir haben gut trainiert und werden uns so teuer wie möglich verkaufen.“ Außer Thomas Grau und Dominik Sos waren alle Spieler an Bord - und physisch und mental fit.

Der Kader des TSB Gmünd: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen; Stephan Mühleisen, Wolfgang Bächle, Aleksa Djokic, Yannik Leichs, Christian Waibel; Aaron Fröhlich, Sven Petersen, Jonas Waldenmaier, Tom Abt, Max Dangelmaier, Tim Albrecht.

© Gmünder Tagespost 13.02.2020 12:25 / Winfried Hofele

Blick auf den Gegner: Das ist die HSG Konstanz 2
Vereinsfarben: Blau-Gelb
Spitzname: Die Macht vom Bodensee
Ortskunde: Die Geschichte der an der Zunge des Bodensees gelegenen Universitätsstadt (84.760 Einwohner) reicht bis in die römische Zeit zurück. Das romanische Münster, das Konzilsgebäude und das Rosgartenmuseum zählen zu den bekannten Sehenswürdigkeiten. Mit der Schweizer Nachbarstadt Kreuzlingen ist Konstanz derart zusammengewachsen, dass die Staatsgrenze mitten zwischen Häusern, Straßen und Bächern hindurch verläuft.
Heimspielstätte: Schänzle-Sporthalle (1417 Sitzplätze), Winterersteig 23, 78462 Konstanz
Anfahrt: 226 Kilometer (141 Minuten) über B29, A81 und B33 via Stuttgart und Singen
Vereinshistorie: Durch den Zusammenschluss von TV und HC DJK Konstanz im Jahr 1980 begann ein kontinuierlicher Aufstieg, der den Regionalliga-Dauergast insgesamt dreimal in die 2.Bundesliga führte. In der Saison 2018/19 gelang nach dem erneuten Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft über die Relegation gegen Rostock der direkte Wiederaufstieg ins Unterhaus. Ein bemerkenswerter Werdegang liegt hinter der Zweiten Mannschaft, die von 2011 bis 2015 aus der Bezirksklasse in die BWOL durchmarschierte und nach dem überraschenden Abstieg 2017 umgehend wieder zurückkehrte.
Größter sportlicher Erfolg: Südbadischer Meister 2015 & 2018
BWOL-Erfahrung: Mit 87:89 Punkten aus drei Spielzeiten belegt die HSG II den 42.Platz in der ewigen Tabelle. Eine ordentliche Premierensaison 2015/16 beendete die HSG 2 mit ausgeglichenem Punktekonto auf dem neunten Rang, ziemlich unerwartet folgte ein Jahr darauf der bittere Abstieg.
Saison 2018/19: In Jahr eins nach dem Wiederaufstieg schüttelte die Zweitliga-Reserve einen Negativlauf in der Hinrunde ab, und erreichte mit 20:4 Punkten nach der Winterpause einen stolzen dritten Rang in der Endabrechnung – nur drei Zähler hinter den Aufstiegsplätzen.
Beste Torschützen 2018/19: Samuel Löffler 130 Tore, Patrick Volz 122/6 Tore, Joel Mauch 94/54 Tore
Bisherige Duelle mit dem TSB: In den Spielzeiten 15/16 und 16/17 begegneten sich Gmünd und Konstanz erstmals auf dem Handballfeld. In zwei hitzigen, hektischen und bis zum Schluss spannenden Heimspielen rang der TSB die HSG jeweils hauchdünn mit 27:24 und 23:22 nieder, unterlag am Bodensee aber beide Male mit 21:26 und 34:35. Beim Hinspiel in dieser Saison überragten die Konstanzer Keeper, so dass die HSG 2 mit 29:26 erstmals zwei Punkte aus der Großen Sporthalle entführte. 
Trainer: Matthias Stocker (31), langjähriger Spielmacher der Ersten Mannschaft, trainiert die HSG II seit Sommer 2017 mit großem Erfolg. Als Co-Trainer steht ihm Zweitliga-Kreisläufer Fabian Wiederstein zur Seite.
Saisonziel: Top Fünf
Neuzugänge: Benjamin Schweda (eigene 1.Mannschaft), Felix Fehrenbach, Moritz Ebert, Balthes Reiff, Robat Sahin (alle eigene Jugend)
Abgänge: Manuel Both (Sportfreunde Söhre), Joschua Braun (1.Mannschaft)
Aktueller Tabellenplatz: 3.Platz - 30:10 Punkte - 593:541 Tore
Bisherige Bilanz 2019/20: 14 Siege – 2 Unentschieden – 4 Niederlagen
Beste Torschüten 2019/20: Patrick Volz 102/9 Tore, Samuel Löffler 90 Tore, Joel Mauch 80/37 Tore
Top-Spieler: Benjamin Schweda (25), Ausnahmekönner auf der Spielmacherposition, kam aus der ersten Mannschaft hinzu und wurde vom Team sogleich zum Kapitän bestimmt. Ebenfalls nach langer Leidens- und Verletzungszeit ist auch Rückraum-Shooter Jonas Löffler (22) zu Saisonbeginn in den Kader zurückgekehrt.
Besonderes: Als einer der führenden Jugendförderer Deutschlands unterhält die HSG bundesweit einzigartige Kooperationen mit den Hochschulen und der Exzellenzuniversität Konstanz zur Förderung des Spitzensports, in deren Rahmen exklusive Stipendien an junge, leistungswillige Talente vergeben werden. Da verwundert es nicht, dass die mit vier Talenten aus der eigenen Bundesliga A-Jugend verstärkte U23 bei einem Durchschnittsalter von 21 Jahren abermals die jüngste Mannschaft der Oberliga stellt. Hochattraktiven Tempohandball „mit Vollgas nach vorne“ erwartet der Trainer von seiner blutjungen Truppe.
Internet: www.hsgkonstanz.de

(Nico Schoch)