Das Hinspiel als Mutmacher, die Entwicklung im Vordergrund: TSB empfängt den Primus

"Für uns gibt es nichts zu verlieren", sagt Trainer Michael Hieber vor dem kommenden Heimspiel am Samstagabend (19:30 Uhr / Große Sporthalle). Bei der Herkulesaufgabe gegen Tabellenführer SG Pforzheim/Eutingen geht es für den TSB Gmünd weniger ums Ergebnis als um die Festigung der Mannschaft.


Dass es keine leichte Aufgabe wird, die da am Samstag auf den TSB Schwäbisch Gmünd zukommt, ist abzusehen. Die Oberliga-Handballer empfangen in der Großsporthalle einen Gegner, der momentan mit 35:7 Punkten die Tabelle anführt, der von 21 Spielen 16 gewonnen hat und der vergangene Woche den Tabellen-13. NSU Neckarsulm mit 33:13 aus der Halle gefegt hat. Anpfiff der Partie gegen den Spitzenreiter SG Pforzheim/Eutingen ist um 19.30 Uhr.

Es werden am Samstagabend alle Kräfte gebraucht, so viel steht fest. Denn nur mit einer Topleistung kann es den Gmündern gelingen, den Aufstiegsfavoriten zu bezwingen. Im Hinspiel ist das fast gelungen, ging die Partie mit 29:29 zu Ende. Nun könnten wichtige Punkte für die „Mission Klassenerhalt“ gesammelt werden.

„Da brauchen wir gar nicht drumherumreden“, ist sich Trainer Michael Hieber bewusst, „wir haben klar die Außenseiterrolle inne“. Deshalb soll es beim Duell vom Ersten gegen den Vorletzten nicht ums reine Ergebnis gehen, sondern vor allem darum, die Mannschaft zu festigen. „Für uns gibt es in diesem Spiel nichts zu verlieren“, so Hieber weiter.

„Die erste Halbzeit haben wir eine gute Halbzeit gespielt“, fasst Hieber die Partie vergangene Woche gegen die U23 aus Konstanz zusammen, in der es zur Halbzeit 14:12 für den Zweitplatzierten stand. Doch dann passierte das, was sich schon durch die komplette Rückrunde zieht: „Die zweite Halbzeit haben wir verschlafen.“ Und am Ende stand das Ergebnis: 33:21.

Deshalb soll nun eben nicht das Ergebnis, sondern die Entwicklung der Mannschaft im Vordergrund stehen. „Wir wollen etwas Positives aus der Partie mitnehmen“, versichert der Trainer.

Seit neun Spielen ist der TSB Gmünd nun ohne Sieg, steht mit 9:33 Punkten auf Platz 15 der Oberliga – auch wenn alle Zeichen momentan auf Abstieg stehen, die Aufgabe des Trainerteams aus Michael Hieber und Andreas Rascher wird sein, das Team auch im letzten Saisondrittel noch weiterzubringen und auch körperlich fit zu halten. Zudem sollen junge Spieler mehr Chancen bekommen. „Denn wir haben gute junge Spieler, die gezeigt haben, was sie können“, betont Hieber. Wichtig sei nun, dass die Mannschaft positive Dinge mitnehmen soll, macht Hieber mehrmals deutlich.

Zu schaffen macht dem Gmünder Trainerduo nicht nur der Ausfall der Langzeitverletzten Thomas Grau und ohne Dominik Sos, deren Fehlen übers Jahr ein großer Verlust fürs Team ist. Sondern zudem macht auch die Grippewelle nicht Halt vor den Gmünder Sportlern. Drei Absagen flatterten herein fürs Training am Donnerstagabend. Darunter auch Schlüsselspieler, die in dieser Woche nicht mittrainieren konnten. „Aber da will ich mich gar nicht beschweren, damit müssen alle klarkommen.“

© Gmünder Tagespost 27.02.2020 15:25 / Sarah Schwellinger

Blick auf den Gegner: Das ist die SG Pforzheim/Eutingen
 

Vereinsfarben: Gelb-Blau

Ortskunde: Im Unterschied zum Stadtrivalen, Drittligist TGS Pforzheim, hat die SG ihre Wurzeln im Stadtteil Eutingen. Dort spielte man auch bis 2015, ehe man in die neue Bertha-Benz-Halle inmitten der Goldstadt am Schwarzwaldrand umzog.

Heimspielstätte: Bertha-Benz-Halle, Kiehnlestraße 25, 75172 Pforzheim

Anfahrt: 105 Kilometer (78 Minuten) über B29 und A8 via Stuttgart und Rutesheim

Vereinshistorie: Die 1879 gegründeten Stammvereine TV Eutingen und TB Pforzheim vereinigten sich 1996 zu einer Spielgemeinschaft. 1999 gelang der Aufstieg in die Badenliga und nur zwei Jahren darauf sogar der Sprung in die BWOL, wo sich die SG zügig etablierte. Von 2004-06 sowie in den Spielzeiten 2010/11 und 2016/17 war man sogar in der Drittklassigkeit vertreten, in der man sich jedoch nie lange halten konnte. 2018 verpasste die SG punktgleich mit Willstätt nur um Haaresbreite den direkten Wiederaufstieg.

Größter sportlicher Erfolg: Oberliga-Vizemeister und Aufstieg in die Drittklassigkeit 2004, 2010 und 2016

Bekannte Ex-Spieler: Nationalspieler Patrick Groetzki (Jg.1989) durchlief von 1994 bis 2007 die Jugend der SG, ehe es ihn zu den Rhein-Neckar Löwen zog. Dort schwang sich der Rechtsaußen zum vereinsinternen Bundesliga-Rekordspieler auf. Auch Rechtsaußen Sascha Pfattheicher (1997), seit 2017 beim TVB Stuttgart aktiv, wurde bei der SG in der dortigen C-und B-Jugend groß.

BWOL-Erfahrung: In den 14 Jahren der Zugehörigkeit war die SG stets in der oberen Tabellenhälfte zu finden und nie schlechter als Rang acht platziert. Der Lohn: Platz 1 in der ewigen Tabelle der BWOL mit 535:305 Punkten. Vergangene Runde allerdings blieben die Pforzheimer hinter den eigenen Erwartungen zurück, am Ende reichte es mit 35:21 Punkten nur zum fünften Platz.

Bisherige Duelle mit dem TSB: Im April 2016 überraschte der TSB den späteren Drittliga-Aufsteiger mit einem überzeugenden 28:26-Heimsieg, doch insgesamt zog man fünfmal den Kürzeren. Beim 29:29-Hinspielremis im Oktober allerdings sorgten die Gmünder für eine kleine Sensation und sind bis dato die einzige Mannschaft, die in dieser BWOL-Saison einen Punkt aus der Halle des Spitzenreiters entführen konnte.

Trainer: Alexander Lipps ist der "Tausendsassa" der SG und zugleich einziger hauptamtlicher Übungsleiter innerhalb der BWOL. Er coacht zugleich auch die A-Jugend, die sich derzeit in der Meisterrunde mit den großen Vereinen aus ganz Deutschland messen darf.

Saisonziel: Oben mitmischen

Neuzugänge: Bastian Rutschmann (Bergischer HC), Jan Wörner (TuS Ferndorf), Jonathan Buck (TVB Stuttgart II), Leon Gerstner, Nick Kusch, Vincent Wohlfahrt, Benjamin Löckel (alle eigene A-Jugend)

Abgänge: Nicolai Gerstner (TGS Pforzheim), Marius Hufnagel (SV Leonberg/Eltingen), Jan Strehlau (BSV Phönix Sinzheim), Felix Lobedank, Florian Eitel (beide Karriereende)

Bisherige Bilanz 2019/20: 16 Siege – 3 Unentschieden – 2 Niederlagen (29:32 in Köndringen, 23:26 in Söflingen)

Beste Torschützen: Manuel Mönch 124 Tore, Max Lupus 85/42 Tore, Jonathan Buck 79 Tore

Top-Spieler: Nach einer beeindruckenden Vita mit acht Stationen in 17 Jahren kehrte Torwart Bastian Rutschmann vergangenen Sommer zurück zu seinen Wurzeln. Der heute 37-Jährige, geboren in Karlsruhe, wechselte in der B-Jugend zur SG Pforzheim/Eutingen und anschließend zur damaligen SG Kronau/Östringen. Über die HG Oftersheim/Schwetzingen, Wilhelmshavener HV und TV Bittenfeld gelang ihm 2011 der Sprung in die 1.Bundesliga zu Frisch Auf Göppingen. Mit Unterbrechung bei HBW Balingen-Weilstetten und den Rhein Neckar-Löwen wurde Rutschmann mit den Göppingern dreimaliger EHF-Pokalsieger 2012, 2016 und 2017. Die vergangenen beiden Spielzeiten stand er beim Bergischen HC zwischen den Pfosten.

Besonderes: 18 von 25 Mann im XXL-Kader der SG entstammen der eigenen Talentschmiede, die auf beeindruckende Erfolge zurückblicken kann und sich als Dauergast in der A-Jugend-Bundesliga etabliert hat. Diese Zahl ist wohl einmalig im ambitionierten Amateurhandball.

Internet: www.sg-pforzheim.de

(Nico Schoch)