„Endlich, endlich“, entfuhr es nicht nur Kapitän Aaron Fröhlich, sondern auch den treuen, mitgereisten Gmünder Anhängern. Beinahe vier Monate hatten die Jets auf diesen erlösenden Moment warten müssen, einmal wieder einen Sieg bejubeln zu dürfen. Nachdem die beiden vorherigen Heimspiele jeweils unglücklich in letzter Sekunde mit 32:33 verloren gegangen waren, durfte auch Michael Hieber aufatmen. „Heute waren wir endlich einmal dran“ jubelte der TSB-Headcoach, „und es wäre auch wirklich zu bitter gewesen, wenn wir wieder so verloren hätten.“
Die knapp 350 Zuschauer in der Nürtinger Theodor-Eisenlohr-Halle spürten von Beginn an, dass es für beide Seiten ein Alles-Oder-Nichts-Duell war. Angesichts von bis zu sechs möglichen Absteigern standen beide Teams längst mit dem Rücken zur Wand. Die Hausherren legten zunächst ein 2:0 vor, erst nach über fünf Minuten Wartezeit gelang Sven Petersen der erste Gästetreffer. Dennoch blieb Zizishausen zunächst federführend und bis zum 9:7 (13.) stets in Front. Dann aber steigerte sich die TSB-Defensive inklusive Tormann Daniel Mühleisen, der den zuletzt stark aufspielenden Sebastian Fabian auf die Bank verdrängt hatte. Mit drei erfolgreichen Gegenstößen warf Max Dangelmaier die Gäste beim 9:11 (19.) erstmals in Front. Zizishausen sah sich zur ersten Auszeit gezwungen. Der TSB blieb am Drücker verpasste es aber, seine Führung auszubauen. Üner 13:13 (23.) und 16:16 (29.) zog Zizishausen jeweils gleich, weil die Gmünder in der Defensive keinen Zugriff fanden. Zwar warf der starke Petersen die Blau-Gelben immer wieder in Front, doch der Kontrahent hatte stets die passende Antwort parat. Unmittelbar vor der Pause war der TSB im Pech, denn zunächst scheiterte Fröhlich am gegnerischen Tormann und Petersen am Innenpfosten.
Das Hieber-Team wich auch nach Wiederanpfiff keinen Zentimeter zurück. Nach Bächles Treffer zum 16:17 (31.) drehte Louis Mönch den Spielstand zwar umgehend auf 18:17 (33.), doch auch Petersen antwortete prompt mit einem Doppelpack. Das große Manko: „Wir haben den Gegner immer wieder mit unseren leichten Fehlern aufgebaut“, haderte Hieber. So zog sich das Geschehen enorm spannend durch den gesamten zweiten Durchgang: Angeführt vom flinken Dangelmaier erhöhte der TSB auf 20:23, um sich aber umgehend den Anschluss einzuhandeln. A-Junior Tom Abt sorgte nochmals für neue Impulse und als der immer stärke werdende Rückhalt Daniel Mühleisen aus der Distanz zum 22:26 (46.) rechneten die meisten Zuschauer bereits mit einer frühen Entscheidung. Doch der TSB machte sich das Leben selbst schwer. Zwei Fehlpässe der Gmünder bestrafte Zizishausen umgehend und verkürzte auf 27:28 (51.). In dieser Phase war es vor allem dem treffsicheren Petersen zu verdanken, dass der Vorsprung weiterhin Bestand hatte.
In einer hektischen Schlussphase – Thomas Grau hatte bei seiner Rückkehr an alter Wirkungsstätte längst die Rote Karte aufgrund seiner dritten Zeitstrafe gesehen – bewiesen die Gmünder die besseren Nerven. Mönch, der bei den Hausherren mit 13 Treffern herausragte, während Torjäger Cornelius Maas mit nur zwei Toren einen schlechten Tag erwischt hatte, hielt Zizishausen zwar bis zum 29:31 (55.) im Rennen. TSB-Spielmacher Fröhlich war dann allerdings im richtigen Moment zur Stelle und sorgte mit dem 30:33 (57.) und 31:34 (58.) für die Vorentscheidung. Dass dem TSV schließlich die letzten beiden Treffer zum knapp anmutenden 33:34-Endstand vorbehalten waren, blieb nicht mehr als Ergebniskosmetik. „Gmünd hat aufgrund der zweiten Hälfte verdient gewonnen, wir waren nicht clever genug“, befand Heimtrainer Florian Beck. Hieber entgegnete sichtlich erleichtert: „Endlich haben wir uns für den betriebenen Aufwand auch einmal belohnt. Wir haben jetzt für uns einen Weg gefunden, unsere Negativserie wegzustecken. Die Tabelle interessiert mich aktuell nullkommanull.“
Doch auch in dieser Hinsicht durften die Gmünder am Sonntagabend, durften sie doch den vorletzten Tabelllenplatz endlich verlassen: An Zizishausen (10:34 Punkte) vorbeigezogen, schnuppert der TSB (11:35) nun wieder am rettenden Ufer, ist dabei aber in erster Linie abhänig von der Anzahl der Drittliga-Absteiger. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt – so auch bei den Jets, die am kommenden Sonntag (17 Uhr / Große Sporthalle) gegen den favorisierten Tabellenfünften aus Baden-Baden nur allzu gerne für eine Überraschung sorgen möchten.
TSV: Sebastian Arnold, Kai Augustin (1) – Louis Mönch (13/1), Matthias Götz (9), Jochen Fuchs (4), Timo Wolf (2), Cornelius Maas (2), Dominic Gotthardt (1), Marko Cacic (1), Patrick Weber, Marco Muckenfuß, Samuel Wurster
TSB: Daniel Mühleisen (1), Sebastian Fabian – Sven Petersen (10), Max Dangelmaier (7), Aaron Fröhlich (6/1), Jonas Waldenmaier (3), Wolfgang Bächle (2), Yannik Leichs (2), Tom Abt (2), Aleksa Djokic (1), Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Thomas Grau, Tim Albrecht, Patrick Watzl
Siebenmeter: TSV 4/4 - TSB 1/1
Zeitstrafen: TSV 6 Minuten - TSB 14 Minuten
Rote Karten: Thomas Grau (TSB/46./Dritte Zeitstrafe)
Schiedsrichter: Stephanie Ganter (Freiburg), Claudia Lipps (Waldkirch/Denzlingen)
Zuschauer: 350
„Teamgeist hat sich bezahlt gemacht“ - Stimmen zum Spiel
Michael Hieber, TSB-Trainer: „An diesem Abend fällt uns ein riesengroßer Stein vom Herzen. Wir haben gesehen, dass wir in den vergangenen Wochen nicht so schlecht waren, wie es vom Ergebnis her ausgesehen hat. Es wäre auch tragisch gewesen, hätten wir nochmal so bitter verloren. Man kann es diskutieren wie man will, aber es war ein verdienter Sieg für uns. Erst zum zweiten Mal konnten wir mit der vollen Kapelle antreten, zum zweiten Mal haben wir gewonnen. Ich möchte betonen, dass uns Thomas Grau mit seiner körperlichen Präsenz enorm weitergebracht hat und wir immer wieder unseren A-Jugendlichen Tom Abt hereinwerfen konnten. Dieser Teamgeist, den wir in den vergangenen Wochen aufgebaut haben, hat sich heute endlich bezahlt gemacht.“
Florian Beck, TSV-Trainer: „Für uns ist diese Niederlage ein extrem bitterer Rückschlag. Wir wussten, um wie viel es in diesem Spiel geht und haben uns entsprechend viel vorgenommen. Zu Beginn waren wir gut im Spiel dran, haben dann aber nach knapp 20 Minuten den Faden verloren. Ab da mussten wir immer einem Rückstand hinterherlaufen. Das hat es uns enorm schwierig gemacht. Bis zum Ende haben wir nicht aufgegeben, dennoch hat Gmünd aufgrund der zweiten Hälfte verdient gewonnen.“
(Nico Schoch)
(Nico Schoch)