Trotz deutlicher Testspiel-Niederlage: Oprea sieht "zwei Schritte nach vorne"

Fünf Wochen verbleiben noch bis zum Saisonstart in der Oberliga Baden-Württemberg. Mit einem viertägigen Trainingslager in Leonberg läutete der TSB Gmünd deshalb die heiße Phase der Vorbereitung ein. Das erste Testspiel gegen die klassenhöhere TGS Pforzheim ging zwar mit 21:34 (11:15) verloren, doch es waren bereits vielversprechende Ansätze zu erkennen.


"Sehr, sehr zufrieden" mit dem Verlauf des verlängerten Wochenendes zeigte sich Trainer Dragoș Oprea vor der Rückfahrt am Sonntagmittag. Bei insgesamt fünf Trainingseinheiten in der Halle und einer weiteren unter freiem Himmel war die physische Belastung für seine Spieler zwar weitaus geringer als noch in den vergangenen zwei Monaten. Im Kopf wurden die „Jets“ dafür umso mehr gefordert. Viele taktische Feinheiten wurden einstudiert. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs, wie sie ihre Aufgaben angegangen sind“, so Oprea.

Seine Mannschaft zeigte sich von ihrer besten Seite. Sowohl in der Intensität in den Einheiten, aber auch in der Freizeit. Gemeinsam Essen zu gehen, miteinander Karten im Hotel zu spielen – auch das gehört im Trainingslager dazu, niemand saß alleine auf seinem Zimmer. Am Freitagabend wurde sich in einer längeren Teambesprechung gegenseitig auf die neue Runde eingeschworen. Oprea ernannte Aaron Fröhlich erneut zum Kapitän. Den Mannschaftsrat bilden Sebastian Fabian, Christian Waibel, Jonas Waldenmaier sowie Neuzugang Marian Rascher. Bruder Nicola Rascher, ebenfalls aus Remshalden zum TSB gewechselt, brachte die Bedeutung der gemeinsam verbrachten Zeit auf den Punkt: „Einmal vier Tage am Stück gemeinsam zu trainieren, war ungemein wichtig für die Weiterentwicklung und natürlich auch für das Teamgefüge.“
Selbstverständlich war das Wochenende auch keine Ferienfreizeit. Schon um 7:30 Uhr morgens trafen die TSBler zu einem gemeinsamen Lauf, dann gab es morgens und nachmittags jeweils zwei Stunden Hallentraining. Am Freitag arbeitete Primoz Prost, der mit dem TVB Stuttgart ebenso mit Hochdruck auf die im Oktober startende Bundesliga-Saison hinarbeitet, mit den drei TSB-Keepern. Die beiden Physiotherapeuten Nina Sos und Manoj Chamakala ergänzten den Staff. „Die Unterkunft und die Trainingsbedingungen waren großartig“, bilanzierte Oprea, „wir sind nicht nur einen, sondern zwei Schritte nach vorne gekommen.“ Besonderen Wert legte der Trainer darauf, die Automatismen und insbesondere die neuen Deckungsvarianten in der Abwehrarbeit einzuüben.
Diese wurden am Samstagabend gleich einmal einem Härtetest unterzogen. Und obwohl die beiden Angeschlagenen Aaron Fröhlich und Christian Waibel vorsichtshalber geschont wurden, bekam die TGS Pforzheim einen ersten Vorgeschmack davon, was die Oberliga-Konkurrenten des TSB in dieser Runde erwartet. Selbstbewusst und aggressiv traten die Gmünder in der Abwehr auf, verzeichneten zahlreiche Ballgewinne und kamen zu einfachen Toren. Marian Rascher vertrat Fröhlich auf der Spielmacherposition, auf den Halbpositionen gelangen Nicola Rascher und Sven Petersen immer wieder Durchbrüche. Durch einen Konter von Wolfgang Bächle zum 8:7 (22.) ging der TSB erstmals in Führung. Bis zum 9:9 (25.) war es eine Begegnung auf Augenhöhe, doch mit der steigenden Müdigkeit nach drei kräftezehrenden Trainingstagen ließ auch beim Oprea-Team die Konzentration nach. Durch überhastete Abschlüsse verloren die Gmünder den Faden und kassierten mit dem Pausenpfiff das 11:15. Der Vorjahreszehnte der 3.Liga Süd hingegen präsentierte sich auch nach dem Seitenwechsel gedankenschneller und zog auf 12:20 (34.) davon.
Der TSB spielte dennoch gut mit und bot den Pforzheimern weiterhin ordentlich Paroli. Linksaußen Moritz Knück sowie die beiden Rascher-Brüder waren bereits in ihrem ersten Spiel im TSB-Dress bestens integriert in alle Abläufe. Mit drei A-Jugendlichen – lediglich der erst 16-Jährige Arian Pleißner war noch nicht spielberechtigt – konnte Oprea immer wieder neue Akzente setzen. Das große Manko: Die Chancenverwertung. Zwölf frei Würfe, davon drei Siebenmeter, wurden vergeben. „Das ist viel zu viel“, ärgerte sich der Trainer da. Dennoch gestalteten die Gmünder die Partie zwischenzeitlich wieder ausgeglichen. Erst in den Schlussminuten wuchs der Abstand von 18:26 (54.) bis auf den Endstand von 21:34 (60.) an.
„Das Ergebnis interessiert mich nicht“, resümierte Oprea, „viel wichtiger ist, dass die Spieler gesehen haben, wo sie stehen und welche Baustellen wir noch gemeinsam angehen werden. Was wir über weite Strecken in der Abwehr und im Umschaltspiel nach vorne gezeigt haben, was genau das, was ich mir zu diesem Zeitpunkt vorstelle. Wir haben unsere Laufwege und Absprachen eingehalten, sind sehr bissig und aggressiv aufgetreten. Das ist genau das, was uns ausmachen wird. Die Punkte, die mir wichtig sind, habe ich wieder gesehen: Herz – Wille – Leidenschaft.“

Lob und Zuspruch gab es auch von TGS-Coach Tobias Müller: „Beim TSB sieht man bereits nach kurzer Zeit die Handschrift vom Dodo Oprea, den ich gut kenne und mit dem ich im ständigen Austausch stehe. Es ist extrem unangenehm, sich auf dieses offensive Verteidigen einzustellen. Meine Jungs waren am Anfang nicht bereit und vielleicht einen Ticken zu müde, um voll dagegenzuhalten. Erst nach 20 Minuten haben wir den Kampf angenommen und die nötige Bereitschaft gezeigt. Am Ende ist das Ergebnis standesgemäß. Doch obwohl es so deutlich ausging, war es für uns ein echt guter Test. Beide Mannschaften haben sich über 60 Minuten nichts geschenkt. Gmünd wird mit dieser Leistung definitiv eine gute Rolle in der BWOL spielen.“

Neuzugang Nicola Rascher, mit sieben Treffern erfolgreichster Gmünder Schütze: „Für die Tatsache, dass es in dieser Konstellation unser erstes Spiel war, hat es mich extrem überrascht, wie stark wir in den ersten 25 Minuten aufgetreten sind. Mit einem knappen 11:15-Rückstand in die Pause zu gehen gegen eine Mannschaft, in den vergangenen Jahren in der 3.Liga immer konstant mitgespielt hat, damit können wir zufrieden sein. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir uns immer wieder gute Chancen heraus gespielt, waren dann aber im Abschluss zu unkonzentriert und haben zudem einige technische Fehler zu viel gemacht. Doch die Motivation und die Einstellung passt. Wir haben bis zum Schluss gekämpft. Auf diese Leistung lässt sich aufbauen.“
TSB gegen Pforzheim: Sebastian Fabian (1.-30.Minute), Daniel Mühleisen (31.-56., 1 Tor), Giovanni Gentile (56.-60.) – Nicola Rascher (7), Wolfgang Bächle (6/3), Tom Abt (2), Aleksa Djokic (1), Marian Rascher (1), Sven Petersen (1), Moritz Knück (1), Jonas Waldenmaier (1), Stephan Mühleisen, Patrick Watzl, Valentin Pick

(Text und Bilder: Nico Schoch)