Die längste Handballpause der Vereinsgeschichte hat auch beim TSB Schwäbisch Gmünd ein Ende. Vor knapp sieben Monaten wurde die vergangene Saison abgebrochen. An diesem Sonntag geht es in die neue Spielzeit. Aaron Fröhlich & Co. empfangen den TSV Weinsberg zum Auftakt der neuen Oberligasaison um 17 Uhr zu Hause in der Großen Sporthalle.


Mit Zuschauern, soviel ist klar. Aber wie viele es genau sein dürfen, darüber entschieden Stadt und Gesundheitsamt: 278 ist nun die Zahl. Der TSB Gmünd hat ein fein ausgeklügeltes Hygiene- und Abstandskonzept eingereicht, das weit mehr umfasst als nur die Spiele der ersten Herrenmannschaft. TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber: „Was hier vom Ehrenamt abverlangt wird, das geht schon über die Grenze dessen hinaus, was man dem Ehrenamt überhaupt zumuten darf. Wir hätten uns vom Verband schon viel früher klare Vorgaben gewünscht.“

Finanziell sei diese Saison abgesichert. Hieber: „Klar, die Mannschaft kostet Geld. Aber das ist mit dem Fußball nicht vergleichbar.“ Dennoch sagt der TSB-Abteilungsleiter offen. „Es ist unheimlich schwierig, mit den Sponsoren zu reden. Die befinden sich ja gerade selbst in einer ganz schwierigen Situation.“ Und selbst könne man die Rahmenbedingungen in Zeiten von Corona auch nicht zuverlässig abchecken. Dürfen Zuschauer oder nicht?

Sportlich gesehen blickt Hieber optimistisch in die Saison. „Es macht mir unheimlich viel Freude, den Jungs im Training zuzusehen.“ Dass der Gmünder Oberligist um ein Haar abgestiegen wäre, das ist Geschichte. Natürlich sei man bei Saisonabbruch auf einem Abstiegsplatz gestanden, sagt Hieber. „Aber“, betont er: „Ich bin überzeugt, dass wir auch nicht abgestiegen wären, wenn die Saison zu Ende gespielt worden wäre.“ Die positiven Ergebnisse der letzten Spiele - ehe die Corona-Pandemie den Sport zum Erliegen brachte - seien ein klarer Fingerzeig dafür gewesen.

Der Blick geht nach vorne. Neue Trainer, neue Spieler und - auch darauf legt Hieber wert - „ein paar Spieler, von denen wir uns ganz bewusst getrennt haben“ sorgen dafür, dass sich den Gmünder Handballfans zur neuen Saison im Grunde eine völlig neue Mannschaft präsentieren wird.

Die bisherigen Testspiele gegen zum Großteil höherklassige Mannschaften sorgen für Zuversicht. „Jetzt ist wieder Spaß in der Halle.“ Für Michael Hieber ist das ein klares Zeichen dafür, dass es stimmt in der Mannschaft.

Auch wenn der Abteilungsleiter genau weiß, dass die Ergebnisse von Testspielen eher untergeordnete Bedeutung haben, und Michael Hieber keiner ist, der vorschnell Vorschusslorbeeren verteilt, sieht man es ihm an, dass er auf das neue Trainerteam schon jetzt große Stücke hält.

Da ist Dragos Oprea, der als Cheftrainer der Oberliga-Herren die Fäden der sportlichen Verantwortung in der Hand hält. Die Professionalität des langjährigen Bundesligaspielers von Frisch Auf Göppingen und ehemaligen Nationalspielers, gepaart mit dem Gespür für den Umgang mit leistungsfähigen und -willigen Amateurspielern kommt an im Team und in der Abteilungsführung. Für den 38-jährigen Ex-Profi ist es der Einstieg ins Trainergeschäft. Die Philosophie des Vereins, den eigenen Nachwuchs an die Oberligaherren heranzuführen, entspreche absolut seinen Ambitionen, betont er. Äußeres Zeichen dafür ist die Mitarbeit von Zweitmannschaftstrainer Andreas „Rudi“ Rascher im Trainerteam der Ersten. Das wird ergänzt durch einen Torwarttrainer, der noch aktiv in der Bundesliga im Kasten steht. Primoz Prost vom TVB Stuttgart.

„Für mich ist es wichtig, selbst in die Mannschaft integriert zu sein“, sagt Oprea und betont den engen Meinungsaustausch nicht nur mit den Trainern, sondern ganz selbstverständlich auch mit seinen Spielern. „Wille, Herz und Leidenschaft“ ist seine Maxime. Oprea: „Die ist in dieser Mannschaft mehr als vorhanden.“

Seine Jungs wissen, dass trotz aller Euphorie die Trauben auch in dieser Saison hoch hängen werden. Der Saisonabbruch und die Tatsache, dass es keine Absteiger gab, hat die Liga auf 18 Vereine anschwellen lassen. Nach wie vor wird es einen Aufsteiger geben. Aber der verschärfte Abstieg sieht bis zu acht Absteiger vor. Dragos Oprea weiß: „Da wird es nur wenige Mannschaften geben, die nicht bis zuletzt im Abstiegskampf stecken.“

Das weiß auch Jürgen Rilli. „Unser Ziel ist es, dass wir uns in der Baden-Württemberg-Oberliga etablieren“, sagt der Sportliche Leiter des TSB Gmünd. Die Neuen, Linksaußen Moritz Knück sowie die Rückraumspieler Marian und Nicola Rascher kommen als absolute Verstärkungen mit reicher Oberligaerfahrung nach Gmünd. „Sie haben sich sofort bei uns integriert“, lobt Oprea auch ihre menschlichen Qualitäten.

Auf dem Spielfeld werden sie Teil einer Mannschaft sein, die künftig vor allem durch schnelles Umschaltspiel von Abwehr auf Angriff ihre Zuschauer begeistern und erfolgreich sein will. Daneben sollen sie den Jungen Führungsspieler werden. Vier von ihnen - Tom Abt, Valentin Pick, Patrick Watzl und der erst 17-jährige Arian Pleißner - haben die komplette Vorbereitungsphase inklusive beider Trainingslager mitgemacht. Wieviel Potenzial in der eigenen Jugend steckt, zeigt der Aufstieg der A-Jugend, die von Erstmannschaftskapitän Aaron Fröhlich trainiert wird, in die Oberliga und damit die höchste baden-württembergische Jugendliga. Abt und Pick – beide haben bereits Oberligaeinsätze bei den Herren zu Buche stehen – werden weiterhin ständige „Trainingsgäste“ bei den Oberligaherren bleiben. Oprea: „Ich traue ihnen zu, dass sie bei uns mitmischen können.“

Und was traut der TSB-Chefcoach am Sonntag gegen Weinsberg seinem Team zu? Oprea: „Wir sind fit. Unser Ziel ist es, unser Bestes abzurufen. Was unterm Strich rauskommt, werden wir dann sehen.“


Das Oberligateam des TSB Schwäbisch Gmünd
Tor: Sebastian Fabian, Daniel Mühleisen, Giovanni Gentile