NSU zieht zurück - Oberliga-Handball beim TSB in "keinster Weise gefährdet"

Die schweren Zeiten für die Sportvereine sind noch lange nicht vorbei – sie haben wohl gerade erst begonnen, wie immer mehr deutlich wird. Die Neckarsulmer Sport-Union, Ligakonkurrent des TSB Gmünd, wird sich zum Saisonende aus finanziellen Gründen aus der Baden-Württemberg Oberliga (BWOL) zurückziehen. Ein Schritt, der auch TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber Sorgen bereitet.

"Die momentane Situation ist für niemanden im Amateursport einfach“, erklärte NSU-Abteilungsleiter Christian Saup in der offiziellen Vereinsmitteilung: „Wir sehen uns zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht seriös in der Lage für einen BWOL-Spielbetrieb im kommenden Jahr zu planen, unabhängig davon, ob wir uns sportlich qualifizieren würden oder nicht." Die laufende Saison soll noch ordnungsgemäß zu Ende gebracht werden, sofern der Spielbetrieb im neuen Jahr wieder aufgenommen werden sollte. Anschließend wolle man die Kräfte bündeln und den Weg mit eigenen Spielern aus der Jugendarbeit der JSG Neckar-Kocher fortführen. In welcher Liga und mit wie vielen Mannschaften dies geschehen wird, ist indes völlig offen und hängt wohl davon ab, wie viele Spieler auch in der fünften Liga, oder gar noch tiefer für Neckarsulm spielen wollen. „Ich habe gehofft, dass es nicht soweit kommt. In diesen Zeiten muss aber wohl jeder mit so etwas rechnen", erklärte Trainer Clemens Borchardt gegenüber der Heilbronner Stimme.
 
Erst Mitte Oktober, zwei Wochen vor der neuerlichen Corona-Zwangspause, hatte der TSB Gmünd die nach drei absolvierten Partien noch punktlosen Neckarsulmer knapp mit 30:28 bezwungen. Die Neuigkeiten überraschten auch TSB-Abteilungsleiter Michael Hieber. „Das bereitet mir durchaus Sorgen und stimmt macht mich auch ein Stück weit traurig, immerhin sind wir Neckarsulm in den vergangenen 15 Jahren immer wieder begegnet.“ Rein sportlich ist der Rückzug der NSU eine gute Nachricht für die Gmünder, der erste Absteiger aus der BWOL steht damit fest.
Auf einer anderen Ebene beschäftigt Hieber die Situation aber umso mehr: „Das ist ein erster Hinweis darauf, in welche Richtung es sich in den kommenden Monaten entwickeln könnte. Wobei wir nicht genau wissen, ob wir von Neckarsulm auf andere Vereine schließen können und diese Entscheidung dort unmittelbar nur mit der Pandemie zu tun hat.“ Was Hieber damit meint: Die Männer standen auch nach dem Oberliga-Aufstieg 2017 immer im Schatten der Bundesliga-Frauenmannschaft. „Die Frauen haben in der Vergangenheit die Männer mitfinanziert. Aus dem Männerbereich kam nichts“,erklärt der NSU-Vorsitzender Rolf Härdtner. Nun habe der Verein die Kosten-Notbremse gezogen und den Etat für die kommende Saison drastisch reduziert, "aber nicht auf null runtergefahren“, so Härdtner. Aber eben doch soweit, dass damit keine konkurrenzfähige Oberliga-Mannschaft finanziert werden kann.
 
Hieber möchte keine Prognose wagen, inwieweit auch die anderen 16 Oberliga-Vereine durch die Pandemie in finanzielle Schieflage geraten sind. Ganz einfach deshalb, weil es zwischen den Kalkulationen der 18 Clubs „riesengroße Unterschiede“ gebe: „Manche Mannschaften sind von einem Sponsor abhängig und werden vielleicht sogar aufgewertet, wenn dieser sein Engagement aufrecht erhält. Manche sind mehr von den Zuschauereinnahmen abhängig – da zählen wir sicher auch dazu.“

In jedem Fall aber sei der TSB weiterhin in der Lage, die Viertklassigkeit zu stemmen – sowohl organisatorisch als auch finanziell. „Natürlich haben auch wir Sorgen“, meint Hieber insbesondere mit Blick auf die fehlenden Heimspiele. Der Abteilungsleiter ist aber überzeugt, dass die „Jets“ gesund aus der Krise kommen werden: „Es steht gar nicht in Frage, dass es weitergehen wird. Der Handballsport ist bei uns in keinster Weise gefährdet.“ Die Abteilung sei kerngesund. „In den vergangenen 20 Jahren haben wir nicht eine einzige verrückte Investition getätigt“, betont Hieber, „auch unsere Sponsoren sehen, dass wir unseren Weg vernünftig gehen. Zudem ist eben auch eine gewisse Rücklage für schwierige Zeiten vorhanden.“ Und dennoch bleibt es eine Gratwanderung, die Zukunft zu planen. Zumal der für den 06./07.Februar 2021 geplante Re-Start der Oberliga auch nur durchgeführt werden kann, wenn sich die kritische Pandemie-Lage entspannt und die Politik im Januar wieder einen geregelten Trainingsbetrieb erlaubt.

(Text: Nico Schoch - Bilder: Jörg Frenze)