Zwei Abgänge, doch der Kern der Mannschaft bleibt

Wenige Wochen nach dem vorzeitigen Saisonabbruch hat Handball-Oberligist TSB Gmünd die Kaderplanungen schon weit vorangetrieben. Die positive Nachricht: Trainer Dragoș Oprea kann in seiner zweiten Saison bei den Jets auf ein eingespieltes Kollektiv zurückgreifen. Aleksa Djokic und Giovanni Gentile werden den Oberligisten im Sommer zwar verlassen. Die entstandene Lücke im Kader ist aber bereits geschlossen, wie der Sportliche Leiter Jürgen Rilli durchblicken lässt.


Besonders für Gentile ist es ein Abschied, der alles andere als leicht fällt. Von Kindesbeinen an trug der Torwart mit den italienischen Wurzeln ausschließlich das TSB-Trikot und durchlief bei den Jets sämtliche Jugendmannschaften. Da der TSB lange Zeit keine A-Jugend stellen konnte, übersprang er die letzte Altersstufe komplett und stieg schon als 17-Jähriger zum Stammkeeper der Zweiten Mannschaft auf. Über konstante Leistungen in der Bezirksklasse gelang es Gentile rasch, sich für höhere Aufgaben zu empfehlen und gehörte von der Saison 2017/18 an dem Kader der Ersten Mannschaft an. Als Krönung dieser Zeit steht in seiner Vita die Württembergische Meisterschaft 2019 und der damit verbundene, direkte Wiederaufstieg in die Oberliga. In den vergangenen beiden Spielzeiten allerdings hatte Gentile gegenüber seinem einstigen Jugendtrainer und TSB-Urgestein Sebastian Fabian (32) sowie Daniel Mühleisen (24) meist das Nachsehen und kam insgesamt lediglich auf drei Oberliga-Einsätze.
Nichtsdestotrotz bedauert der Sportliche Leiter Jürgen Rilli den bevorstehenden Abgang des 21-Jährigen, der als loyaler und geduldig auf seine Chance wartender Ersatzkeeper im Team hoch angesehen war: „Gigi war zu jeder Zeit ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft, weil er den TSB im Herzen trägt und insbesondere außerhalb vom Sportlichen immer Impulse gesetzt hat. Doch der Sprung in die Baden-Württemberg-Oberliga war noch zu groß für ihn. Sein Wunsch nach mehr Spielanteilen ist vollkommen nachvollziehbar und deshalb lassen wir ihn, wenn auch nur ungern, ziehen.“
„Es ist nun an der Zeit für mich, mehr Spielpraxis zu sammeln“, betont Gentile, der sich schweren Herzens nach über 15 Jahren von seinem Jugendverein verabschiedet: „Diese Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe dem Verein, den Spielern und dem gesamten Umfeld sehr viel zu verdanken. Mit dem Herzen werde ich allen verbunden bleiben und hoffe natürlich darauf, irgendwann wieder einmal für den TSB spielen zu dürfen – dann aber in einer wichtigeren Rolle als bislang.“ Die kurze, inzwischen annullierte Oberliga-Saison 20/21 hatte ihm mit dem neunminütigen Einsatz beim Auswärtsspiel in Bittenfeld (26:29) immerhin ein kleines Highlight beschert: Durch vier Paraden bei nur zwei Gegentoren in der spannenden Schlussphase stellte Gentile sein Können eindrucksvoll unter Beweis, auch wenn er die knappe Niederlage damit nicht abwenden konnte. Um künftig an solche Leistungen anzuknüpfen, klingt der Schritt eine Liga tiefer zum Nachbarn TSV Alfdorf/Lorch nur logisch: „Die Chance, mich dort persönlich wie auch sportlich weiterzuentwickeln, will ich unbedingt wahrnehmen.“ Im Hinterkopf wird er sich derweil den großen Traum bewahren, in naher Zukunft als gereifter Tormann zurückzukehren und erneut das Tor „seines“ TSB zu hüten.
Ebenfalls beim ambitionierten Württembergligisten TSV Alfdorf/Lorch ist Aleksa Djokic (25) auf seiner Suche nach einer neuen Herausforderung fündig geworden. Seitdem er im Sommer 2019 mit wenig Spielpraxis vom TSV Heiningen neu nach Gmünd gekommen war, hatte der bei Partizan Belgrad ausgebildete Serbe einen hervorragenden Eindruck hinterlassen und als Stammkraft auf der Linksaußen-Position in 27 Partien starke 110/15 Treffer beigesteuert. Seine Zehn-Tore-Gala beim Gastspiel in Weilstetten (32:34) Ende Oktober vergangenen Jahres wird als Djokics vorzeitige Abschiedsvorstellung beim TSB in Erinnerung bleiben.

Um einen sportlich wie menschlich herben Verlust für die „Jets“ weiß deshalb auch der Sportliche Leiter. „Er hat sich beim TSB sehr gut entwickelt und sich super wohl gefühlt. Bei Aleksa waren nicht die sportlichen Gründe ausschlaggebend, sondern seine bevorstehende berufliche Veränderung in Zusammenhang mit seinem Visum“, erklärt Rilli. Djokic beginnt im Herbst eine Ausbildung bei seinem bisherigen Arbeitgeber. Rilli weiter: „Wir haben ihm dazu auch Perspektiven aufgezeigt. Doch letztendlich war das Gesamtpaket von Alfdorf/Lorch für ihn schlüssiger.“
Trotz dieser beiden Abgänge hat der TSB-Kader für die Saison 2021/22 längst Gestalt angenommen. Sämtliche Leistungsträger rund um Kapitän Aaron Fröhlich bleiben an Bord. Gleichzeitig ist die Lücke, die Gentile und Djokic hinterlassen, längst geschlossen, wie Jürgen Rilli anmerkt: „Die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen sind in der finalen Phase. Einen neuen Linksaußen haben wir bereits gefunden und klar ist auch, dass wir wie bisher mit einem Dreiergespann auf der Torhüterposition in die kommende Runde gehen werden.“ Bei beiden Personalien soll in der kommenden Woche Vollzug vermeldet werden, so Rilli.
(Text: Nico Schoch - Bilder: Jörg Frenze (4), Jens Körner (1), Rems-Zeitung (1), Nico Schoch (1))