Fokus auf die eigenen Stärken

Den TSB Gmünd erwartet beim punktgleichen SV Fellbach am Samstagabend (19:30 Uhr / Zeppelinhalle) ein Derby, das für die kommenden Wochen wegweisend sein dürfte. Für Trainer Dragoș Oprea stellt sich abermals die Frage nach dem Personal. Kapitän Aaron Fröhlich muss im vierten Spiel nacheinander zuschauen.


Die Heimniederlage gegen den TuS Steißlingen war ein Nackenschlag, besonders in dieser Art und Weise. Durch einen Siebenmeter-Gegentreffer nach Ablauf der regulären Spielzeit musste sich der TSB unglücklich mit 28:29 geschlagen geben. Dragoș Oprea sieht „Verbesserungspotenzial in allen Bereichen“, hadert rückblickend ganz besonders mit der Anfangsphase. „Da hat unsere Abwehr nicht so gegriffen, wie wir uns das vorgestellt haben“, findet der Trainer. Was vor allem daran lag, dass die vom Trainer geforderte Aggressivität „zu Beginn einfach nicht da war. Wir haben zu einfache Gegentore kassiert, ohne dass der Gegner allzu viel dafür tun musste.“ Da tat es gut, dass Christian Waibel sein Comeback nach längerer Verletzungspause gab. Gemeinsam mit Philipp Schwenk im Mittelblock sorgte der mit 33 Jahren älteste Gmünder Feldspieler dafür, dass die defensive Stabilität zurückkehrte.
 
Ein weiterer Punkt, woran in dieser Trainingswoche gearbeitet wurde, war der eigene Torabschluss. Die beiden Außenspieler Eric Zimmermann (8 Tore) und Wolfgang Bächle (6/2) ausgenommen, leisteten sich die Jets gegen Steißlingen zu viele Fehlwürfe. Das galt auch für Nicola Rascher, der mit 32/2 Saisontoren dennoch Rang sechs in der Torschützenliste belegt und derzeit zweitbester Feldtorschütze ligaweit ist. Dass Bruder Marian nach überstandener Grippe wieder ins Training zurückkehrte, sorgt bei Oprea für Zuversicht. Aufgrund dessen Kampfkraft bezeichnet der Trainer seinen Regisseur als „Löwen mit großem Herz“ und fügt an: „Ich bin mir sicher, dass wir das Heimspiel mit Marian auf dem Feld nicht verloren hätten.“
Blickt man nach fünf Spieltagen erstmals vorsichtig auf die Tabelle, ist schnell klar: Das bevorstehende Remstal-Derby wird eine wegweisende Partie sein. Denn der SV Fellbach (9.) und der TSB (11.) liegen mit 4:6 Punkten gleichauf, wetteifern damit um einen einstelligen Platz. Opreas Devise ist unmissverständlich: „Wir fahren dorthin, um beide Punkte mit nach Hause zu nehmen“. Auf Nicola und Marian Rascher wird es dann erneut besonders ankommen. Denn mit Kapitän Aaron Fröhlich und Tom Abt stehen zwei Leistungsträger im Rückraum verletzungsbedingt weiterhin nicht zur Verfügung. Dafür wird Youngster Arian Pleißner ebenso im Kader stehen wie sein A-Jugendtrainer Philipp Schwenk.
 
2019 waren der TSB und der SVF gemeinsam in die Oberliga aufgestiegen. Im Endspiel um die Württembergische Meisterschaft hatten sich die Jets damals deutlich mit 35:23 durchgesetzt. Überhaupt sind die Erinnerungen an den Gegner positiv: Fünf der bisherigen sechs Vergleiche gewann der TSB, zuletzt im November 2019 in eigener Halle mit 33:30. Zu was der Gegner imstande ist, zeigte schon die vergangene Spielzeit, die bis zum corona-bedingten Saisonabbruch allerdings nur drei Spieltage währte. Drei Spiele, drei Siege, Tabellenplatz eins standen bis dahin zu Buche. SV-Spielertrainer Andreas Blodig trat vor Beginn der neuen Runde aber bewusst auf die Euphoriebremse: „Wir haben in den drei Spielen fast über unseren Möglichkeiten gespielt, da lief einfach alles. Unseren Spieler ist aber klar, dass wir nicht die beste Mannschaft in dieser Liga sind.“
Der langjährige Erst- und Zweitligaprofi ist auf Rückraummitte der Dreh- und Angelpunkt im Fellbacher Spiel. Nach zehn Jahren in den Profiligen kehrte er vor vier Jahren zu seinem Heimatverein zurück. Sich alleine auf Blodig zu konzentrieren wäre jedoch ein großer Fehler, wie Oprea betont: „Er ist ein guter und wichtiger Einzelspieler, doch wir müssen Fellbach als Team stoppen und nicht nur ihn.“ Ähnlich wie der TSB liebt auch Fellbach das schnelle Spiel und besticht durch eine geschlossene Mannschaftsleistung sowie eine 6:0-Deckung, die durchaus auch offensiv werden kann. In Bastian Klett (TSG Söflingen) kehrte nach rund sechs Jahren ein erfahrener Spieler zurück. „Eine tolle Verstärkung, sowohl im Angriff als auch in der Abwehr“, wie Blodig sagt. Linksaußen Constantin Schäfer (28/8 Tore) ist bislang sein bester Schütze.
 
Auf dieser Position überzeugte aber auch Alexander Schuhbauer zuletzt mit elf Treffern beim 27:27-Remis in Zizishausen. Eine Punkteteilung, über die sich der SVF ärgerte, obwohl der Saisonstart insgesamt durchaus als gelungen bezeichnet werden kann. Denn bis auf neun Minuten lagen die Fellbacher in fremder Halle stets in Führung, so auch noch Augenblicke vor Schluss. Doch am Ende jubelte Zizishausen über den ersten Punktgewinn in dieser noch jungen Saison. „Aber es darf gar nicht so weit kommen, wir hatten das Spiel fast immer im Griff, haben ordentlich verteidigt. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir hier noch einen Punkt abgeben könnten“, sagte Thilo Burkert, der das Team gemeinsam mit Spielertrainer Blodig anleitet. In Steißlingen (36:35) feierten die Fellbacher ihren bislang einzigen Sieg. Dass der SVF sich gegen Weinsberg (31:34) und Konstanz II (27:32), die derzeit Dritt- und Viertplatzierten, nur knapp geschlagen geben musste, zeigt, dass der kommende Gmünder Gegner durchaus ein großes Kaliber ist.
Die Aufgabe, die TSB-Coach Oprea daher seinen Schützlingen mitgeben wird, ist, „100 Prozent in den Zweikämpfen da zu sein.“ Genau das, was gegen Steißlingen über weite Strecken vor allem in der Defensive nicht so gut funktionieren wollte. In den Eins-gegen-Eins-Situationen gelte es wach zu sein und insgesamt wieder die Stabilität in der Deckung zu finden, die die Jets auszeichnet. In dieser Hinsicht war die vergangene Begegnung äußert lehrreich. Weitere zwei Punkte wären in diesem Entwicklungsprozess hilfreich. Denn angesichts der hohen Anzahl von möglichen Absteigern aufgrund der Verkleinerung der 3. Liga zählt in den kommende Wochen jeder Punkt. Personalnot hin oder her.
 
„Wir schauen weiterhin nur auf uns und unsere Stärken“, erklärt Oprea und fügt an: „Wir müssen sicherlich etwas verändern, haben uns ein paar taktische Finessen herausgezogen und ausführlich besprochen.“ Spätestens nach der genauen Videoanalyse vor dem Abschlusstraining fühlt sich der TSB gewappnet für ein emotionsgeladenes Derby. Der Anwurf erfolgt am Samstagabend um 19:30 Uhr in der Zeppelinhalle, für Zuschauer gilt dort – fast schon gewohnt – die 3G-Regel.

TSB: Fabian, D.Mühleisen, Immer – Petersen, Watzl, Schwenk, M.Rascher, N.Rascher, Pick, Pleißner, Bächle, Zimmermann, Kauderer, S.Mühleisen, Waldenmaier, Waibel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 5 Siege, 1 Unentschieden

SV Fellbach
Hinten: Co-Trainer Thilo Burkert , Trainer Andreas Blodig, Patrick Brunner, Sebastian Klett, Felix Wente, Silas Müller, Maximilian Pfeil, Moritz Schäfer, Physiotherapeut Michael Ruder, Abteilungsleiter Dieter Pfeil
Vorne: Juri Sawada, Maximilian Kapp, Cedric Freudenreich, Joshua Gantner, Alexander Schuhbauer, Pablo Kagström, Magnus Dierl
Auf dem Bild fehlen: Kay Siemer, Constantin Schäfer

(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer (4), SV Fellbach)