Zwischen Vorfreunde und Verwunderung: TSB fährt selbstbewusst zum Topspiel

Der Spielbetrieb in den Landesverbänden ruht, der TSB Gmünd hingegen hat vor Weihnachten gleich zwei Spitzenspiele vor der Brust. Als Tabellenfünfter und mit breiter Brust gastieren die Jets am Samstag (20 Uhr / Ludwig-Jahn-Halle) im Breisgau beim Titelfavoriten SG Köndringen/Teningen.

Von der gemeinsamen Entscheidung der drei Landesverbände, den Spielbetrieb in der Oberliga nach einer Woche Unterbrechung wieder aufzunehmen, wurde der TSB Gmünd kalt erwischt. Laut dem offiziellen Statement hätten die Vereine „überwältigend klar“ dafür gestimmt, die zwei verbleibenden Spieltage vor Jahresende trotz der kritischen Corona-Lage zu absolvieren. Jürgen Rilli allerdings ist irritiert über die Vorgehensweise der Verbände. Der Sportliche Leiter des TSB erfuhr davon erst am Dienstagmorgen aus der Lokalpresse und stellt klar: „Wir haben definitiv keinen Fragebogen erhalten und waren bei der Mitbestimmung dadurch nicht eingebunden. Deshalb war ich sehr überrascht von dieser Mitteilung.“
 
Überhaupt betrachten die Jets die Lage differenziert. „Wir sind hin und her gerissen“, erklärt Rilli: „Rein als sportlicher Leiter finde ich die Saisonfortsetzung gut, weil wir im Flow sind und die Vorgaben der Politik perfekt einhalten. Auf der anderen Seite frage ich mich, warum alle Ligen darunter und besonders die Jugenden nicht spielen dürfen.“ Aus sozialen Gesichtspunkten sei es schwierig, diese Entscheidung nachzuvollziehen und zu vermitteln.
Dass sowohl die Oberliga als auch die 3.Liga – trotz fehlender Profibedingungen – einen Sonderweg gehen, stößt durchaus auf Kritik. Ist es überhaupt vernünftig weiterzuspielen? Über diese Frage besteht in der gesamten Liga kein Konsens. Der Hauptgrund ist wohl die drohende Terminnot, sollten weitere Absetzungen hinzukommen. Bis zum geplanten Saisonabschluss Ende Mai verbleiben nur nur am 08.Januar, an Fasching und Ostern freie Termine. Flexibilität? Fehlanzeige. Ein Nachholspiel unter der Woche im 244 Kilometer entfernten Breisgau würde laut Rilli „einen wahnsinnig hohen Aufwand“ bedeuten, der für den TSB kaum zu stemmen wäre.
 
Weil zunächst nicht klar war, wie es weitergeht, war zunächst nur am Donnerstag ein Training anberaumt, kurzfristig wurde noch am Dienstag trainiert. „Doch wir sind immer noch in unserem Rhythmus, da ist nichts verloren gegangen“, sagt Dragoș Oprea. Doch auch beim Trainer mischt sich die Vorfreude mit einer großen Portion Verwunderung. „Jeder will spielen, doch ehrlich gesagt hätte ich nicht mehr damit gerechnet, dass die beiden Spiele vor Weihnachten noch stattfinden“, gesteht Oprea. Was ihn umso mehr ärgert: „Dass die Kinder und Jugendlichen wieder leiden müssen.“
Am Samstagabend soll dann wieder das Sportliche im Vordergrund stehen. Im Breisgau erwartet den TSB die wahrscheinlich speziellste Begegnung der bisherigen Saison. Auch wenn Oprea weiterhin betont, dass die Tabelle lediglich eine Momentaufnahme ist: „Alle Spiel fangen bei Null an und sind auf ihre Weise speziell.“ Doch immerhin gastieren die Gmünder als Fünfter (13:7 Punkte) beim Zweiten (15:5). Die SG Köndringen/Teningen, von 1981 bis 2018 einst ein Dauergast in der 3.Liga, hatte im Frühjahr beim Losentscheid um den Aufstieg gegen die TSG Söflingen den Kürzeren gezogen und seiner Rolle als Titelfavorit bislang weitestgehend gerecht worden.
 
Erst zwei Niederlagen musste die SG hinnehmen. Aus einer laut Oprea „ sehr gut aufgestellten Mannschaft mit viel Erfahrung“ ragen Torwart-Oldie Sebastian Kicki sowie Maurice Bührer heraus. Der Linkshänder führt die Oberliga-Torschützenliste mit 84/19 Toren und großem Vorsprung an. Verzichten müssen die Südbadener allerdings auf ihren Rechtsaußen Illia Hreblev, der sich beim jüngsten 25:24-Zittersieg in Birkenau nach Spielende zu einem Faustschlag hinreißen ließ. Die Blaue Karte hatte eine Sperre zur Folge. Seinen Trainerkollegen Michael Schilling kennt TSB-Coach Oprea bereits bestens aus ehemaligen Bundesliga-Duellen und attestiert diesem „eine hervorragende Arbeit.“ Somit ist Köndringen/Teningen auch für Oprea „gemeinsam mit Baden-Baden einer der Mitfavoriten.“
Eben dort in Baden-Baden setzte der TSB mit dem 26:25-Sieg im Oktober bereits ein dickes Ausrufezeichen. Viermal in Folge gingen die Gmünder zuletzt als Sieger aus fremden Hallen – eine solche Serie gab es in der Oberliga-Historie der Jets noch nie. Kein Wunder, dass sich Opreas Team mit kräftig Rückenwind auf die längste Auswärtsfahrt begibt. Der Trainer betont: Wir wollen weiterhin auf unserer Erfolgswelle reiten. Auch wenn es nicht einfallsreich klingt, wir müssen dazu an unsere Stärken anknüpfen.“ Eine aggressive Abwehr in Verbindung mit einer starken Torhüterleistung und zugleich das schnelle Spiel nach vorne zu forcieren – so lautet das Rezept. „Natürlich möchte ich, dass sich die Jungs entfalten und ihre Freiheiten im Spiel nutzen“, untersteicht Oprea: „Doch die Basis für unseren aktuellen Erfolg ist die Disziplin in Abwehr und Angriff. Jeder hält sich daran, darauf wollen wir aufbauen.“
 
Rechtzeitig zum Topspiel hat sich Kapitän Aaron Fröhlich einsatzbereit gemeldet. Ebenso ist Rechtsaußen Wolfgang Bächle nach seiner Verletzungspause zurückgekehrt, war zu Wochenbeginn allerdings mit einer Grippe ans Bett gefessellt. Sicher fehlen wird Jonas Waldenmaier, der Kreisläufer plagt sich immer noch mit Problemen am Sprunggelenk herum. Die reisefreudigen Fans sollen die Jets zusätzlich beflügeln. Vor zwei Wochen hatten 25 Gmünder Zuschauer ihr Team nach Schutterwald begleitet. Beim hart erkämpften 28:26-Sieg sei zu sehen gewesen, wie wertvoll dieser Rückhalt sei, so Oprea: „Eine solch tolle Unterstützung kann auch in Köndringen für die nötigen Prozente sorgen, die wir brauchen, um dort erfolgreich aufzutreten.“
Die SG hatte aufgrund der angespannten Lage zunächst ein „Geisterspiel“ angekündigt, dann aber kurzfristig doch 100 Karten für einheimische Zuschauer sowie 50 Gästetickets angeboten. Von spontanen Fahrten ins Breisgau ist jedoch abzuraten, eine Tageskasse wird es nicht geben. Die Eintrittskarten zum Preis von 8 Euro sind telefonisch unter 07641/9379999 (Anrufbeantworter) oder per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu reservieren. Voraussetzung für den Besuch ist der digitale 2G Plus-Nachweis. Ausgenommen vom negativen Corona-Testnachweis (Schnelltest oder PCR-Test) sind Schülerinnen und Schüler bis 17 Jahren sowie „geboosterte“ Personen und solche, deren Impfung weniger als sechs Monate zurückliegt.
 
TSB: Daniel Mühleisen, Sebastian Fabian, Devin Immer – Wolfgang Bächle, Patrick Watzl, Sven Petersen, Aaron Fröhlich, Tom Abt, Philipp Schwenk, Jonas Schwenk, Marian Rascher, Nicola Rascher, Valentin Pick, Arian Pleißner, Eric Zimmermann, Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Kai Kiesel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 1 Niederlage (26:32 im November 2019)
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)