Ein Dämpfer für das Hochgefühl: TSB chancenlos im Spitzenspiel

Der Drittliga-Anwärter SG Köndringen/Teningen ist eine Nummer zu groß für den TSB Gmünd. Die Jets stehen im Spitzenspiel von Anfang an auf verlorenem Posten und sind mit dem 25:32 (7:16) sogar noch gut bedient.

Vier Auswärtsspiele nacheinander hatte der TSB zuvor gewonnen, brillierte dabei besonders gegen Tabellenführer Weinsberg (35:27) sowie den Dritten aus Baden-Baden (26:25). Doch es gibt im Sport bekanntlich auch solche Tage, an denen gar nichts funktionieren will. „Wir haben früh gemerkt, dass hier nichts zu holen ist“, stellte Linkshänder Sven Petersen am Samstagabend ernüchtert fest. Zum ersten Mal seit zwei Monaten hatten die Gmünder wieder eine Niederlage einstecken müssen. Der 25:32-Endstand täuschte dabei sogar über den wahren Spielverlauf hinweg. Die SG Köndringen/Teningen war um mehr als nur sieben Tore überlegen gewesen. Über weite Strecken sahen die 140 Zuschauer einen Klassenunterschied zwischen einem Drittliga-Anwärter und einer jungen Gmünder Truppe, die bereits nach wenigen Minuten verunsichert und entkräftet wirkte.
So erfolgreich die vergangenen Wochen auch waren, sie sind an die Substanz gegangen. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder einmal einen schlechten Tag erwischen würden“, befand Trainer Dragoș Oprea. Viele seiner etablierten Kräfte mussten aufgrund der personellen Engpässe zuletzt über die volle Distanz durchspielen. „Wenn man nicht die nötigen Pausen bekommt, holt sie sich der Körper irgendwann zurück“, hatte Oprea bereits seit Längerem befürchtet. Gleichzeitig befinde sich die „zweite Reihe“ noch nicht auf dem Niveau, um in der vierten Liga Fuß zu fassen: „Von einem Gegner dieses Kalibers sind unsere jungen Spieler einfach noch ein Stück weit entfernt.“
Wirklich auf Augenhöhe waren die Gmünder nur in den ersten fünf Minuten. Nicola Rascher und Patrick Watzl sorgten zwar für eine 2:1-Führung, die allerdings nicht über eine gewisse Nervosität hinwegtäuschen konnte. Im Angriff ließ sich der TSB von der harten Gangart der Hausherren frühzeitig den Schneid abkaufen, leistete sich ungewohnt viele technische Fehler her und schenkte die Bälle teils leichtfertig her. Zudem bot SG-Tormann Sebastian Kicki eine Glanzleistung, parierte die ersten beiden Siebenmeter und viele weitere Würfe. Nach zwischenzeitlich neun Minuten ohne eigenen Torerfolg geriet der TSB mit 2:6 (12.) ins Hintertreffen.
Durch die Einwechslung von Philipp Schwenk steigerten sich die Jets zwar in der Defensivarbeit. Doch beinahe jeder Abpraller landete beim Gegner, der seine Chancen konsequent nutzte. Sehr zum Ärger von Tormann Daniel Mühleisen, der zwar acht Paraden zeigte, dann aber doch machtlos war. Auch das überfallartige Umschaltspiel, welches den TSB sonst auszeichnet, funktionierte überhaupt nicht. Die ersten drei Versuche, Linksaußen Eric Zimmermann im schnellen Gegenstoß auf die Reise zu schicken, wurden von den aufmerksamen Köndringern abgefangen, „Wir haben es geschafft, den Gmündern die Dinge wegzunehmen, die sie stark machen“, zeigte sich SG-Trainer Michael Schilling zufrieden. Dazu gehörte auch, dass TSB-Torjäger Nicola Rascher gut bewacht wurde und nur selten zur Geltung kam.
Über 5:10 (22.) und 6:14 (27.) wuchs der Abstand weiter an. Besonders die Einstellung missfiel Oprea: „Unsere Körpersprache hat nachgelassen, wir hatten kein Durchsetzungsvermögen.“ Tom Abt überwand Kicki zwar erstmals von der Siebenmeterlinie, verpasst es dann aber, den TSB durch einen Konter wieder näher heranzubringen. Stattdessen erhöhten die Breisgauer mit einem Doppelschlag auf 7:16 (30.), womit die Partie bereits zur Pause so gut wie entschieden war.
Im zweiten Durchgang ging es aus Gmünder Sicht bloß noch um Schadensbegrenzung. Die Abschlussschwäche blieb auch im zweiten Durchgang das große Manko, selbst klarste Chancen wurden vergeben. Besonders die Würfe von den Außenpositionen wurden meist zur sicheren Beute für den 37 Jahre alten Kicki. Beim 12:22 (44.) war der Rückstand erstmals zweistellig. Immerhin: Die junge Garde des TSB, die nun auf der Platte stand bewies Moral und stemmte sich mit aller Macht gegen die drohende Klatsche. Mit einer offenen „Indianer“-Abwehr stellten die Jets den Aufstiegsfavoriten nochmals vor Probleme und erzwangen somit einige Ballgewinne. Dennoch hatte niemand in der Halle mehr einen Zweifel daran, dass sich am Ausgang nichts mehr ändern würde. Auch nicht SG-Coach Schilling, der das Personal munter durchwechselte und seinem bärenstarken Schlussmann bereits nach 47 Minuten den vorzeitigen Feierabend verschaffte.
Neben Sebastian Fabian, der zur Pause anstelle von Mühleisen zwischen die Pfosten gerückt war, avancierte Tom Abt zum kleinen Lichtblick bei diesem düsteren TSB-Auftritt. Während Marian Rascher eine Pause erhielt und Kapitän Aaron Fröhlich aufgrund seiner dritten Impfung kurzfristig ausgefallen war, übernahm der 19-Jährige die Verantwortung als Spielmacher und erzielte acht Treffer. Auch der A-Jugendliche Arian Pleißner netzte noch zweimal ein, so dass die Gmünder von 17:27 (50.) auf 23:30 (57.) verkürzten. Eric Zimmermann setzte den Schlusspunkt zum 25:32 (60.), womit sich die TSBler noch einigermaßen achtbar aus der Affäre zogen.
Der ambitionierte Gegner war an diesem Tag eine Nummer zu groß für die Jets. „Bald sind wir Meister“, sangen die Köndringer überschwänglich. Die SG (17:5 Punkte) bleibt oberster Verfolger von Weinsberg (17:3), während der TSB (13:9) in der Tabelle auf Rang sechs zurückgefallen ist. Diesen herben Dämpfer gilt es nun schnell abzuhaken, wie Oprea erklärte: „Unser Kopf muss oben bleiben, denn wir haben noch eine große und wichtige Aufgabe vor uns.“ Gemeint ist das letzte Spiel im Jahr 2021 beim Viertplatzierten TV Bittenfeld II (15:7) am kommenden Samstag (19:30 Uhr – Gemeindehalle Bittenfeld). Für den TSB die Chance zur Wiedergutmachung und den immer noch überraschend guten ersten Saisonabschnitt mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen.
SG: Sebastian Kicki, Vincent Lutz – Maurice Bührer (10/3), Axel Simak (7), Dustin Ammel (6), Lukas Zank (2), Christian Hefter (2), Maximilian Endres (2), Fabrizio Spinner (1), Phil-Lukas Ljubic (1), Karl-Anton Keune (1), Felix Weise, Luis Kaufmann, Benjamin Rieß
TSB: Daniel Mühleisen, Sebastian Fabian – Tom Abt (8/3), Nicola Rascher (4), Patrick Watzl (4), Eric Zimmermann (3), Stephan Mühleisen (2), Arian Pleißner (2), Marian Rascher (1), Philipp Schwenk (1), Christian Waibel, Sven Petersen, Kai Kiesel, Valentin Pick
Siebenmeter: SG 3/3 – TSB 5/3
Zeitstrafen: SG 10 Minuten – TSB 6 Minuten
Schiedsrichter: Alexander Kraft, Steffen Reick (SV Langensteinbach)
Zuschauer: 140
 
„Niederlage nicht überbewerten“ – Stimmen zum Spiel

Wer ein spannendes Spitzenspiel zwischen dem Tabellenzweiten und -fünften erwartet hatte, wurde bitter enttäuscht. Entsprechend selbstkritisch äußerten sich die Akteure des TSB Gmünd nach der verdienten Niederlage.
 
Dragoș Oprea, TSB-Trainer: „Es ist nicht meine Art, jetzt über meine Spieler zu schimpfen. Der Gegner ist stark, hat große Ziele und ist bereit für die Dritte Liga. Doch jeder von uns weiß, dass er nicht das abgeliefert hat, was er kann. Wir haben uns vorgenommen hart zu spielen, dann aber von Anfang an zu viele einfache Tore kassiert. Das war nicht die Abwehr, die den TSB auszeichnet. Uns hat die Entschlossenheit in den Zweikämpfen gefehlt, gleichzeitig auch die Bereitschaft und die Durchschlagskraft auf dem Weg zum gegnerischen Tor. Über 60 Minuten sind wir nicht in unser Tempospiel gekommen. Die technischen Fehler und Fehlpässe haben sich gesammelt, das war zu viel. Am Ende haben wir in der Abwehr improvisiert. Dadurch sieht das Ergebnis nach außen etwas freundlicher aus.“
 
Michael Schilling, SG-Trainer: „Ich hatte mich auf ein ganz enges, schweres Spiel eingestellt. Die Gmünder haben in dieser Saison einige Ausrufezeichen gesetzt, wir hatten entsprechend großen Respekt. Doch wir haben sehr clever agiert und in der Abwehr über lange Zeit sehr konzentriert gearbeitet, dahinter noch mit einem herausragenden Torhüter. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Das Ergebnis ist am Ende schmeichelhaft aus Gästesicht, wir hätten deutlich gewinnen können. Wir haben einige freie Würfe vergeben, dennoch bin ich hochzufrieden. Denn das Hauptaugenmerk liegt nicht auf jedem einzelnen Tor, sondern auf einer funktionierenden Mannschaft. Unser Anspruch ist es, ganz lange oben mitzuspielen und dabei zu sein, wenn es irgendwann um die Entscheidung geht.“
 
Tom Abt, bester TSB-Torschütze: „Für uns war es ein sehr enttäuschender Auftritt. Wir sind nicht mit der nötigen Einstellung auf das Feld gekommen, wie wir es uns vorgestellt hatten. So lief gleich alles komplett gegen uns, wir haben vorne die Bälle verloren und hinten viele Zweikämpfe verloren. Dadurch waren wir schnell verunsichert, Köndringen kam mit breiter Brust und hat das dann natürlich ausgenutzt. Wir wollten nach der Pause noch einmal zurückkommen, doch wir haben zu wenig Dynamik aufgebaut. Die Phasen, in denen wir Köndringen vor Probleme stellen konnten, waren leider zu kurz. Doch ich bin der Meinung, dass das eher uns lag als am Gegner. Es war ein gebrauchter Tag.“
 
Sven Petersen, TSB-Rückraumspieler: „Unsere erste Halbzeit war katastrophal. Wir wollten den Gegner ärgern, sind aber von der ersten Minute an nicht ins Spiel gekommen. Warum das so war, ist schwer zu erklären. Wir haben einfach nicht das abgerufen, was jeder Einzelne kann. Im Angriff sind wir nicht in die Tiefe gegangen, die Spielzüge haben nicht funktioniert. So haben wir sehr früh gemerkt, dass hier nichts zu holen ist. Trotzdem haben wir bis jetzt eine richtig gute Saison gespielt. Daran müssen wir anknüpfen und weiter arbeiten, um wieder in den Flow zu kommen.“
Sebastian Fabian, TSB-Tormann: „Das ist auf jeden Fall ein Dämpfer. Wir hatten zuvor einen guten Lauf, trotzdem ist niemand übermütig geworden. Es war klar, dass irgendwann wieder ein schlechtes Spiel kommen würde. Besonders bei unserer jungen Mannschaft. Wir haben nur wenige gestandene Spieler im Rückraum und sobald diese keinen guten Tag erwischen, reicht es eben nicht. Doch einen solchen Aussetzer erlebt jede Mannschaft in der Liga. Wir können diese Niederlage verkraften und sollten sie nicht überbewerten. Lieber verlieren wir einmal so als gleich fünfmal nacheinander. Mund abwischen, weitermachen, fertig.“
 
Valentin Pick, TSB-Youngster: „Wir sind regelrecht auf einer Erfolgswelle geschwommen, entsprechend ist nun die Enttäuschung vorhanden. Im Angriff haben wir uns schwer getan und die Chancen, die wir hatten, nicht genutzt. Durch die offensive Deckung haben wir ein paar Tore aufgeholt und dafür gesorgt, dass das Ergebnis besser aussieht als das Spiel tatsächlich war. Trotz dem hohen Rückstand haben wir nicht aufgegeben. Das stimmt uns positiv für die nächste schwere Aufgabe in Bittenfeld.“
(Text und Bilder: Nico Schoch)