Im Auswärtsspiel beim TSV Heiningen am Samstag (20 Uhr / Voralbhalle) brennt der TSB Gmünd darauf, die deutliche Pleite aus dem Hinspiel vergessen zu machen. Der Gegner befindet sich im Aufwind, die Jets suchen nach Konstanz.
Erst viel Schatten, dann viel Licht – so lässt sich der Jahresauftakt des TSB kurz und knapp zusammenfassen. Gegen den Abstiegskandidaten Schmiden ärgerten sich die Gmünder über das 30:30-Remis, eine Woche darauf freuten sie sich über eine Sechs Tore-Aufholjagd zum 26:26-Endstand beim Tabellennachbarn Herrenberg. Eine richtige Erklärung dafür, dass seine Mannschaft beide Male die Anfangsphase verschlief, hat Dragoș Oprea indes nicht gefunden. „Zu Beginn der Hinrunde war unser Problem, dass wir nach der Pause eingebrochen sind und haben einige Änderungen vorgenommen“, gibt der TSB-Chefcoach zu bedenken. Trotz den derzeitigen Startschwierigkeiten ist für ihn der Charakter seiner Jungs entscheidend: „Obwohl wir hinterher laufen mussten, haben wir uns wieder rehabilitiert und zurück ins Spiel gefunden. Das nehmen wir mit. Doch natürlich sehen wir Kritikpunkte, die wir ansprechen und angehen müssen.“
Aufgefallen ist Oprea besonders eine Sache. „Mir kommt sofort in den Kopf, dass wir auswärts anders auftreten als zuhause“, findet der 39-Jährige: „Ich will nicht sagen, ob besser oder schlechter, aber es ist bislang ein großer Unterschied.“ Rein zahlenmäßig präsentierten sich die TSBler in fremden Hallen tatsächlich erfolgreicher, holten 11 ihrer 17 Punkte auswärts. „Das ist im Sport ziemlich ungewöhnlich, aber scheinbar Normalität bei uns“, so Oprea.
An diese starke Bilanz will das zweitstärkste Auswärtsteam der Liga auch im ersten Rückrundenspiel anknüpfen, zumal am Samstagabend ein besonders brisantes Duell bevorsteht. 15 Jahre liegt der letzte Gmünder Sieg in der Heininger Voralbhalle zurück. Aus den letzten 13 Derbys gingen die „Staren“ elfmal als Sieger heraus. So auch im September des vergangenen Jahres, als der TSB mit der 28:37-Heimpleite einen krassen Fehlstart erlebte. „Das steckt mit Sicherheit noch in den Köpfen“, ist Oprea sicher: „Damals haben sie uns in der zweiten Halbzeit auseinander genommen, bei uns hat es an allen Ecken und Enden nicht gepasst. Wir waren einfach noch nicht bereit.“
Vor dem erneuten Aufeinandertreffen hat sich die Situation gedreht. Der TSB hat sich gesteigert und in der oberen Tabellenhälfte etabliert, liegt als Achter derzeit drei Punkte vor dem Lokalrivalen, welcher derzeit Platz zehn einnimmt. Die bittere Lektion aus dem Hinspiel sieht Oprea als „zusätzlichen Ansporn“ für sein Team: „Wir haben unsere Lehren gezogen und etwas gut zu machen. In jedem Fall präsentieren wir uns seit diesem ersten Spiel ganz anders.“ Doch wie bereits in Herrenberg treffen die Jets auf einen Gegner, der sich im Aufwind befindet. Durch drei deutliche Siege gegen Zizishausen (40:27), Fellbach (34:28) und Schutterwald (31:26) haben die Heininger die Abstiegsränge hinter sich gelassen. Und das obwohl in der Trainingswoche zuvor laut Vereinsaussage 10 der 16 Kaderspieler fehlten, der TSV hatte deshalb sogar um eine Verlegung des Schutterwald-Spiels gebeten – vergeblich.
„Heiningen betreibt aus meiner Sicht großes Understatement“, findet Jürgen Rilli, Sportlicher Leiter des TSB. Denn zweifellos besitzen die „Staren“ eine hohe individuelle Qualität. An vorderster Stelle sind der wurfstarke Halblinke Felix Kohnle (66 Saisontore) und Spielmacher Simon Dürner (75) zu nennen. Dürner, der vor der Saison gemeinsam mit Linksaußen Andreas Schaaf zu seinem Heimatverein zurückgekehrt war, ist der Denker und Lenker im TSV-Spiel. „Er ist ein sehr intelligenter Spieler, der in jeder Aktion eine gute Idee parat hat“, weiß Oprea und merkt an: „Das liegt wohl in der Familie.“ Mit dem älteren Bruder Christian Dürner spielte der Gmünder Trainer einst gemeinsam in der HVW-Auswahl. Abgerundet wird das starke Heininger Aufgebot durch die Flügelzange mit Schaaf (47 Saisontore) und Felix Weißer (53) sowie das Kreisläufer-Duo Fabian Gross (28) und Simon Kosak (28).
„Nichtdestotrotz haben wir in unseren Reihen auch genügend Qualität, um das Spiel am Samstag positiv für uns zu gestalten“, ist Oprea überzeugt. Bei aller taktischer Vorbereitung wird es dann besonders darauf ankommen, über die volle Distanz einen konstanten Auftritt abzuliefern. „Ich wiederhole es immer wieder“, bemerkt der Ex-Nationalspieler: „Dieses enorme Potenzial, das in jedem meiner Spieler steckt, müssen wir von Anfang an auf die Platte bringen und nicht erst nach 20 oder 30 Minuten.“ In Herrenberg reichte es dank starker Moral dennoch zu einem Punktgewinn. „Doch nun kommen einige andere Kaliber auf uns zu“, mahnt Oprea.
Eine besondere Bedeutung wird deshalb dem Mittelblock mit Nicola Rascher und Christian Waibel zukommen. Dieses Duo soll die ganze Abwehr führen, um kompakt und stabil zu stehen. „Dass wir das können, haben wir oft genug bewiesen“, so Oprea: „Natürlich sind alle Spieler dafür verantwortlich, dass die Abwehr funktioniert. Doch nur wenn der Mittelblock steht und laut kommuniziert, greift ein Rädchen ins andere. Dann können wir unsere Qualität im Umschaltspiel oder im Positionsspiel ausspielen.“ Personell wird der TSB fast in Bestbesetzung antreten. Jonas Waldenmaier fehlt zwar weiterhin, Hoffnung auf einen Einsatz besteht hingegen bei Youngster Valentin Pick (Handverletzung) und beim erfahrenen Philipp Schwenk. Wobei der Trainer hier kein Risiko eingehen möchte: „Wir werden alles versuchen, dass Philipp uns zur Verfügung steht. Doch wenn die Gefahr zu groß ist, dass sich etwas verschlimmert, werden wir nichts riskieren. Denn die Saison ist noch lang, die Gesundheit steht über allem.“
Ohnehin soll das seit vielen Jahren brisante Derby noch einmal besondere Kräfte freisetzen. Maximal 220 Zuschauer sind unter Einhaltung der 2G+-Regel erlaubt. Für Gästefans lohnt es sich also, frühzeitig anzureisen. „Wir werden uns bestens vorbereiten und motivieren“, verspricht Oprea: „Ich bin mir sicher, dass keiner meiner Spiel, ob alt oder jung, nicht auf dieses Spiel und die Chance zur Wiedergutmachung brennt.“
TSB: Daniel Mühleisen, Sebastian Fabian, Devin Immer – Wolfgang Bächle, Patrick Watzl, Sven Petersen, Aaron Fröhlich, Tom Abt, Philipp Schwenk (?), Jonas Schwenk, Marian Rascher, Nicola Rascher, Valentin Pick (?), Arian Pleißner, Eric Zimmermann, Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Kai Kiesel
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 7 Siege, 2 Unentschieden, 10 Niederlagen
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)