Zwei Siege in drei Tagen: TSB jetzt Dritter

Ein Wochenende ganz nach dem Geschmack des TSB Gmünd. Ohne Trainer Dragoș Oprea bezwingen die „Jets“ nach der HSG Konstanz II (32:26) auch den SV Fellbach am Ende souverän mit 35:31 (17:15) und rücken damit erstmals in dieser Saison auf den dritten Tabellenplatz vor. Der angestrebte Klassenerhalt ist dem TSB nun auch rechnerisch wohl nicht mehr zu nehmen.


Es hätten zwei ganz entspannte Abende auf der heimischen Couch sein können. „Doch bei solch spannenden Spielen wäre ich lieber mit der Schüttelfrost und Fieber auf der Bank gesessen als zuhause vor dem Laptop zuzuschauen“, erklärte Dragoș Oprea. Nach seiner Corona-Infektion musste der TSB-Trainer beide Heimspiele aus der Isolation im Internet-Stream verfolgen, konnte am Sonntagabend aber entspannt aufatmen. Nach zuvor zwei sieglosen Auftritten haben die ersatzgeschwächten Gmünder zurück in die Spur gefunden, auf den furiosen 32:26-Erfolg vom Freitag über die blutjunge U23 der HSG Konstanz folgte ein Arbeitssieg gegen den SV Fellbach. Und so konnte auch Oprea – obwohl ein weiterer Corona-Schnelltest bei ihm positiv ausfiel – ein zufriedenes Fazit ziehen: „Zunächst haben wir vier Punkte eingefahren, die sehr wichtig und auch unser klares Ziel waren. Gleichzeitig war zu sehen, dass wir in den nächsten Monaten noch viel zu tun haben und wir uns in manchen Bereichen wieder steigern müssen.“
 
Auf der Trainerposition gelang dem „Aushilfsgespann“, bestehend aus Abteilungsleiter Michael Hieber und dem verletzten Kapitän Aaron Fröhlich, ein reibungsloser Übergang. Mit Ruhe und Routine leitete das Duo das junge TSB-Team an. „Ich bin sehr glücklich mit unserer Leistung“, betonte Hieber, obwohl die Mannschaft im Nachholspiel gegen Konstanz bewiesen habe, dass sie noch besser spielen könne als es zwei Tage später der Fall war. „Wir haben nicht optimal gespielt und trotzdem verdient gewonnen“, bilanzierte Hieber deshalb: „Doch wir haben nun eine 4:0-Punkte-Serie hingelegt, damit ist alles gut.“
 
Der zweite Sieg war nicht allein aufgrund der Terminhatz ein echter Kraftakt. Vor 387 Zuschauern in der Großen Sporthalle hatte der TSB mit dem SV Fellbach weitaus mehr Mühe als noch beim lockeren 36:28-Hinspielerfolg. Ein engagierter Tabellenletzter bot den favorisierten Hausherren entschlossen die Stirn – immerhin geht es für den SVF aktuell um die letzte Chance, sich im Kampf um den Klassenerhalt noch einmal zurückzumelden. So zeigten die Gäste gleich einmal, dass sie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind und drehten ein 4:2 (6.) in ein 4:5 (8.). „Natürlich waren wir vielleicht den einen oder anderen Schritt zu langsam“, meinte Hieber, hob aber auch den starken Auftritt der Gäste hervor: „Sie haben sehr abgezockt gespielt und wirklich Qualität im Rückraum.“ Der nach seiner Corona-Infektionen zurückgekehrte Spielertrainer Andreas Blodig führte glänzend Regie. Zwar holte sich der TSB nach der Anfangsphase schnell wieder die Führung zurück, konnte das Blodig-Team aber nie so richtig abschütteln. Das 16:12 (24.) durch Top-Torjäger Nicola Rascher war der deutlichste Vorsprung, der aber bis zur Pause wieder auf 17:15 (30.) geschrumpft war.
 
Direkt nach dem Seitenwechsel leistete sich der TSB zwei unnötige Ballverluste, doch Tormann Daniel Mühleisen stellte sich den Fellbacher Werfern entschlossen in den Weg. Somit blieben die Gmünder weiter im Vorteil. „Unsere Konzentration hat im Vergleich zum Freitag ein Stück nachgelassen“, befand Hieber daher. Obwohl der Abstand über 20:16 (35.) und 23:20 (40.) nie so richtig komfortabel war, kamen an der Seitenlinie keine Zweifel auf: „Denn wir haben einfach mit einer gewissen Qualität gespielt.“ Damit war vor allem Marian Rascher gemeint, der überragende 14 Tore beisteuerte und damit aus dem TSB-Kollektiv herausragte. Aber auch Jonas Waldenmaier, der nach dreimonatiger Verletzungspause zurückgekehrt war und wie bereits gegen Konstanz in der zweiten Halbzeit einen wichtigen Treffer erzielte. Das Comeback des Kreisläufers tat dem TSB gut, zumal Stephan Mühleisen krankheitsbedingt kurzzeitig ausfiel. „Zwei Spiele an einem Wochenende zu bestreiten, das war für uns alle eine neue und außergewöhnliche Situation“, so Waldenmaier: „Doch wir haben das gut gemeistert, vor allem weil wir kämpferisch hervorragend aufgetreten sind.“
 
Fellbach machte dem TSB bis in die Schlussviertelstunde hinein das Leben schwer. Beim 23:22 (43.) waren die Gäste zurück im Rennen und blieben bis zum 29:28 (52.) stets auf Tuchfühlung. Daniel Mühleisen verhinderte zwischenzeitlich sogar den drohenden Ausgleich. Den längeren Atem trotz großer Belastung bewiesen allerdings die Gmünder, die noch dazu den Mann für die entscheidenden Aktionen in ihren Reihen wussten: Zweieinhalb Minuten vor dem Ende holte Marian Rascher den nächsten Siebenmeter heraus und verwandelte auch im sechsten Anlauf souverän zum 33:29 (58.). Im defensiven Mittelblock hielt Bruder Nicola gemeinsam mit dem wiedergenesenen Philipp Schwenk den Laden zusammen, die Flügelzange Wolfgang Bächle und Eric Zimmermann machte im Konterspiel schließlich alles klar. Obwohl den Gästen die letzten beiden Tore zum 35:31-Endstand vorbehalten blieben, stand in der letzten Spielminute die gesamte Halle – der verdiente Lohn für ein anstrengendes Wochenende, welches der TSB mit der perfekten Ausbeute abschloss.
 
Entsprechend sprach auch Hieber ein großes Lob aus: „Unsere junge Mannschaft hat es geschafft, einen sehr abgezockten Gegner, in der wichtigen Phase zu bezwingen. Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass dieses Spiel kippen könnte.“ Im Anschluss bedankte sich der Abteilungsleiter auch bei seinen Spielern. „Es war für alle Beteiligten keine einfache Situation und dennoch für mich persönlich ein tolles Erlebnis“, so Hieber. Dass das Team so extrem fit ist, sei der Verdienst von Oprea, der hoffentlich schon am Dienstag wieder das Training leiten kann.
 
Dann wird der scheidende TSB-Trainer im Übrigen nicht mehr einen Tabellensechsten, sondern einen Dritten übernehmen. Mit 28:14 Punkten ist der vor Saisonbeginn angestrebte Klassenerhalt den „Jets“ wohl selbst rechnerisch nicht mehr zu nehmen. Im Rennen um die beiden Aufstiegsplätze allerdings haben die SG Köndringen/Teningen (31:7) und der TVS Baden-Baden (31:9) klar die Nase vorn. „Doch wir sind überhaupt nicht auf die Tabelle fixiert“, erklärt Jonas Waldenmaier selbstbewusst: „Wir schauen einfach nur von Spiel zu Spiel und darauf, immer das Beste zu geben. Wenn wir gegen Ende der Saison immer noch in der oberen Hälfte stehen, dann wäre das ein Riesenerfolg in dieser starken Liga.“
 
Auch Hieber scheut den Blick auf das Tableau. Alle Augen richten sich vielmehr auf die kommende Auswärtsaufgabe beim Siebten HC Neuenbürg (26:16 Punkte) am kommenden Samstag (20 Uhr / Stadthalle Neuenbürg). „Unserer Mannschaft ist vieles zuzutrauen“, ist Hieber überzeugt. Doch nach dem Mammut-Programm steht jetzt erst einmal Regeneration an.
 
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Marian Rascher (14/6), Nicola Rascher (6), Wolfgang Bächle (5), Eric Zimmermann (4), Sven Petersen (2), Tom Abt (2), Patrick Watzl (1), Jonas Waldenmaier (1), Philipp Schwenk, Arian Pleißner, Valentin Pick, Kai Kiesel
SVF: Kay Siemer, Joshua Gantner – Andreas Blodig (8/4), Felix Wente (6), Bastian Klett (6), Patrick Brunner (3), Alexander Schuhbauer (2), Moritz Schäfer (2), Cedric Freudenreich (2), Constantin Schäfer (1), Juri Sawada (1), Maximilian Kapp
Siebenmeter: TSB 6/6 – SVF 5/4
Zeitstrafen: TSB 2 Minuten – SVF 10 Minuten
Schiedsrichter: Holger Krieg, Magnus Enßle (JSG Rosenstein)
Zuschauer: 387
 
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)