Vor dem Verfolgerduell beim HC Neuenbürg wütet beim TSB Gmünd die Corona-Plage. Trainer Dragoș Oprea befindet sich weiterhin in Quarantäne. Mit aktuell nur zehn einsatzfähigen Spielern werden die Jets am Samstag die Fahrt in den Nordschwarzwald antreten. Anwurf ist um 20 Uhr in der Stadthalle Neuenbürg.
Dragoș Oprea ist üblicherweise mit vollem Einsatz und aller Emotionalität an der Seitenlinie dabei. Doch seit einer Woche ist der Gmünder Trainer durch eine Corona-Infektion außer Gefecht gesetzt – und damit längst nicht mehr der Einzige in den Reihen des TSB, den es erwischt hat. Oprea selbt berichtet zwar, dass es ihm „körperlich richtig gut“ gehe. Doch bislang sind alle weiteren Corona-Tests positiv ausgefallen. „Verrückt ist gar kein Ausdruck mehr“, versucht der 39-Jährige diese kritische Situation zu beschreiben. Das Gröbste, sprich Fieber und weitere Symptome, habe er in den ersten beiden Tagen überstanden: „Aber irgendwann geht es um die Substanz. Ich bin total aus dem Rhythmus heraus. Das nervt einfach und es fällt mir schwer, mich jetzt mit dem nächsten Spiel zu beschäftigen.“
Dass der TSB – interimsweise angeleitet durch Abteilungsleiter Michael Hieber und den verletzten Kapitän Aaron Fröhlich – dank den beiden Heimsiege gegen Konstanz II (32:26) und Fellbach (35:31) am vergangenen Wochenende den dritten Tabellenplatz eroberte, ist inzwischen völlig zur Nebensache geworden. „Wir hatten und haben Corona in der Mannschaft“, bestätigte der Sportliche Leiter Jürgen Rilli am Donnerstagabend, dass sich inzwischen zwei Spieler infiziert haben. Vier weitere Akteure klagten am Donnerstag über Symptome. Weshalb Rilli den kommenden Gegner HC Neuenbürg kontaktiert und um eine Spielverlegung gebeten hat – vergeblich. Das Spiel des Tabellendritten beim Siebten wird also stattfinden – außer es kommen weitere Corona-Fälle hinzu. „Wovon ich nicht ausgehe und was wir auch nicht hoffen“, wie der Sportliche Leiter Jürgen Rilli meint. Laut den Statuten von Handball Baden-Württemberg ist eine kurzfristige Spielverlegung dann möglich, wenn mindestens sechs Spieler oder zwei Torhüter betroffen sind.
Aktuell wären beim TSB lediglich zehn Spieler einsatzfähig. Neben den Infizierten und Verdachtsfällen gibt es weitere Ausfälle zu beklagen. Philipp Schwenk und Kai Kiesel werden am Wochenende aus privaten Gründen fehlen, Fröhlich und Tormann Sebastian Fabian sind weiterhin verletzt. Erschwerend hinzu kommt, dass Marian Rascher die gesamte Woche über berufsbedingt im Training fehlte. Einer der Infizierten könnte sich zwar am Samstag freitesten, doch Oprea ist Realist: „Was kann oder soll ich als Trainer da erwarten? Da geht es doch in erster Linie nur um die Gesundheit.“
Den Kader aufzufüllen, gestaltet sich schwierig, da das Perspektivteam zeitgleich im Bezirksklassen-Topspiel bei der SG Hofen/Hüttlingen 2 gefordert ist. „Wir haben eine ganz dünne Personaldecke und es darf nichts mehr passieren“, so Rilli: „Von der Qualität her sind wir gut aufgestellt – außer es erwischt doch noch jemanden.“ Sollte sich Oprea am Samstag nicht freitesten können, werden erneut Abteilungsleiter Michael Hieber und Kapitän Fröhlich die Mannschaft coachen. Dem TSB bleibt nichts anderes übrig, als mit einer totalen Rumpftruppe im Nordschwarzwald anzutreten. Was sehr bedauerlich ist angesichts der Tabellensituation. Im Aufstiegsrennen sieht es ganz nach einem Alleingang der SG Köndringen/Teningen (31:7 Punkte) und des TVS 1907 Baden-Baden (31:9) aus, doch dahinter geht es extrem eng zu. Der TSB ist zwar Dritter (28:14), hat aber bereits eine oder zwei Partien mehr absolviert als die meisten Konkurrenten. Neuenbürg (26:16) folgt mit nur knappen Abstand auf Rang sieben und könnte bei einem Sieg im Verfolgerduell an den Gmündern vorbeiziehen.
Angriff ist die beste Verteidigung, so lautet wohl die Devise beim HCN. Die Nordbadener werfen ligaweit nach Weinsberg die meisten Tore und blieben in nur 5 ihrer 21 Spiele unterhalb der 30 Tore-Marke – darunter auch beim 27:27-Remis Anfang November in Gmünd. Eine Woche darauf trennte sich der HCN ziemlich überraschend nach vier Jahren von seinem Aufstiegstrainer Erkan Öz. Zwischen Teilen der Mannschaft und dem Trainer hätten sich unterschiedliche Ansichten aufgetan, die Harmonie habe gelitten hieß es von Vereinsseite. Daraufhin übernahm Co-Trainer Vedran Dozic und etablierte das Team in der Spitzengruppe. Verrückte Ergebnisse waren mit dabei, wie zuletzt ein 38:34 gegen den Tabellennachbarn TSV Weinsberg oder ein 52:36-Heimsieg gegen Abstiegskandidat Schmiden.
„Wir haben das Hinspiel noch im Kopf“, erinnert sich Oprea daran zurück, wie sein Team damals in eigener Halle einen Fünf Tore-Rückstand aufholte: „Neuenbürg ist auf jeder Position doppelt gut besetzt und nicht zufrieden mit der aktuellen Platzierung, wie ich denke.“ Rechtsaußen Xaver Nitzke (121/33 Saisontore) zählt zu den stärksten Akteuren der Liga, im Rückraum spielt Kevin Langjahr (82) seine Durchschlagskraft vor allem im Umschaltspiel bei der schnellen Mitte und in der zweiten Welle aus.
Auch Neuenbürg war personell zuletzt stark gebeutelt und musste ohne sechs Stammspieler zuletzt die erste Niederlage nach sieben Spielen hinnehmen. Obwohl diese mit 26:33 am Ende deutlich ausfiel, konnten die „Foxes“ die Begegnung beim Spitzenreiter Köndringen/Teningen lange Zeit offen halten. „Ersatzgeschwächt hin oder her, das ist eine Top-Mannschaft“, warnt Oprea. In der Videoanalyse habe er zwar ein paar Schwachstellen ausgemacht: „Doch um eine Chance zu haben, müssten wir auch einigermaßen komplett sein – und das sind wir aktuell auf gar keinen Fall.“ 60 Minuten hohe Intensität kann der TSB aktuell kaum stemmen.
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Tom Abt, Marian Rascher, Nicola Rascher, Valentin Pick, Arian Pleißner, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Jonas Waldenmaier
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 1 Unentschieden, 2 Niederlagen
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)