Präsent sein ab der ersten Sekunde: TSB darf Zizishausen „nicht auf die leichter Schulter nehmen“

Der Kader des TSB Gmünd ist beinahe wieder vollzählig und kann in den verbleibenden acht Saisonspielen die beste Endplatzierung der eigenen Oberliga-Historie erreichen. Dafür müssen am Sonntag (17 Uhr / Theodor-Eisenlohr-Sporthalle Nürtingen) beim Drittletzten TSV Zizishausen zwei weitere Auswärtspunkte her.


Die kurze Verschnaufpause hat gut getan. Nachdem das Heimspiel gegen Tabellennachbar TSV Weinsberg auf den Gründonnerstag verschoben wurde, nutzte der personell zuletzt arg gebeutelte TSB Gmünd die Gelegenheit, um sich neu zu sammeln. Bis auf den verletzten Tormann Sebastian Fabian sind alle Mann an Bord. Auch Kapitän Aaron Fröhlich ist wieder ins Training eingestiegen – wenn auch mit Einschränkungen aufgrund seiner anhaltenden Schmerzen an der Achillessehne. Der Trainer kehrte bekanntlich bereits vor einer Woche zurück in die Halle. „Mir geht es blendend“, sagt Dragoș Oprea mit Blick auf seine überstandene Corona-Infektion. Ein „komisches Gefühl“ sei es gewesen, die vergangenen drei Spiele seiner Jungs nur auf dem Laptop zu verfolgen. Seine Emotionen habe er auch in den eigenen vier Wänden voll ausgelebt, berichtet Oprea, der sich dabei aber auch der sofortigen Analyse widmete: „Es gibt noch einige Baustellen, die wir in unseren letzten gemeinsamen Monaten noch einmal angehen müssen.“
Die beiden Aufstiegsplätze – aktuell stehen dort die SG Köndringen/Teningen (35:7 Punkte) und der TVS 1907 Baden-Baden (31:11) – sind für den TSB (28:16) realistisch betrachtet außer Reichweite. Platz drei ist wohl das Maximum für die Jets – es wäre gleichzeitig die beste Endplatzierung in der Gmünder Oberliga-Historie. Ein traumhaftes Ergebnis, mit dem sich Oprea Ende Mai zum Drittligisten TSB Heilbronn-Horkheim verabschieden möchte: „Unser Ziel war von Anfang an, den Klassenerhalt zu schaffen. Dahinter können wir mittlerweile einen Haken setzen, geben uns damit aber auf gar keinen Fall zufrieden.“ Herrenberg (29:13) liegt aktuell hauchdünn vor dem TSB, der gleichauf mit Bittenfeld II (28:16) und Neuenbürg (28:18) den vierten Rang einnimmt. Bei einem weiteren Sieg am Sonntag wäre der Ligaverbleib dann übrigens auch rein rechnerisch fix. „In dieser Saison ist für uns noch sehr viel möglich, doch wir haben sehr spannende Aufgaben vor uns“, erklärt der Coach selbstbewusst und meint damit in erster Linie die Hürde TSV Zizishausen: „Dieses Auswärtsspiel müssen wir meistern.“

Angesichts von vier oder fünf Abstiegsplätzen hat der Drittletzte (9:37), dessen Rückstand zum rettenden Ufer acht bzw. zehn Punkte beträgt, wohl kaum noch eine Chance auf Rettung. Das Hinspiel gegen die „Schnaken“ gewann der TSB zwar souverän mit 34:25, tat sich zuletzt aber schwer mit den vermeintlich einfachen Gegnern. Gegen Schlusslicht Schmiden (30:30) und Birkenau (28:28) kamen die Jets in eigener Halle jeweils nicht über ein Remis hinaus, auch der 35:31-Heimerfolg über den Vorletzten SV Fellbach war mit großer Mühe verbunden. Das Gastspiel in Nürtingen ist für Oprea daher eines der wichtigsten der verbleibenden acht Saisonspiele: „Dort wird sich zeigen, ob wir in der oberen Tabellenregion bleiben können oder nicht.“

Die Formkurve von Zizishausen deutete zuletzt nach oben. Durch zwei Erfolgserlebnisse gegen die direkten Konkurrenten aus Fellbach (28:26) und Birkenau (32:29) wurde das letzte Fünkchen Hoffnung am Leben gehalten. Mit Spitzenreiter Köndringen/Teningen lieferte sich der TSV bis kurz nach der Pause einen offenen Schlagabtausch, musste dann aber mit einer 28:40-Schlappe die Heimfahrt antreten. „Doch sie haben bewiesen, dass sie durch verschiedene Spielsysteme in Abwehr und Angriff jeden Gegner ärgern können“, findet Oprea. Neben der treffsicheren Flügelzange mit Linksaußen Lennard Müller (116/42 Saisontore) sowie dem Duo Leon Lohmann (44) und Peer Wisst (32) auf Rechtsaußen ist ihm besonders das Spiel mit zwei Kreisläufern aufgefallen: „Da müssen wir gewappnet sein und die richtige Taktik finden. Wichtig wird sein, dass wir körperlich und geistig präsent sind – und zwar nicht ab der ersten Minute, sondern schon ab der ersten Sekunde.“

Sonst dürfte die vermeintliche Pflichtaufgabe rasch zu einer Begegnung der ganz unangenehme Sorte werden. Neben Kreisläufer Matthias Götz war es beim ersten Aufeinandertreffen besonders der Rückraumrechte Jonas Jacobs, der den Gmündern die meisten Probleme bereitete. „Er ist ein sehr intelligenter Spieler mit einem super Auge für den Kreis“, weiß Oprea. Er ist überzeugt: „Zuhause wird Zizishausen härter spielen als auswärts.“ Diesen Kampf gilt es anzunehmen und eine „Lässigkeit“ angesichts der klaren Favoritenrolle von Anfang an abzuschütteln: „Es darf uns nicht passieren, dass wir aufgrund der Tabellensituation ein paar Prozente herunterschalten. Wenn wir Zizishausen auf die leichte Schulter nehmen, wird das nicht gut ausgehen. Doch wenn wir unser volles Potenzial abrufen und das, was uns als TSB ausmacht, dann steht einem Sieg nichts im Wege.“

Dafür wurde in den vergangenen beiden Trainingswochen verstärkt im Abwehrbereich gearbeitet. Aus der 28:29-Niederlage in Neuenbürg, als der von Verletzungen und Corona-Fällen gebeutelte TSB gerade einmal acht Feldspieler aufbieten konnte, zog man einige Lehren. Am Ende habe zwar die Kraft gefehlt, dennoch war Oprea keinesfalls unzufrieden: „Dieses Spiel hat erneut gezeigt, warum wir immer noch so weit oben stehen.“ Selbst in dieser Notsituation war der TSB konkurrenzfähig. „Jeder Spieler hat natürlich seine Stammposition, schaut aber über den Tellerrand hinaus und übernimmt jede Rolle, wo er gebraucht wird“, freut sich der Trainer über die hohe Bereitschaft zur Improvisation: „Da geht sehr viel über Wille und Leidenschaft. Das ist eine Mentalitätsstärke, die sich über die Zeit entwickelt hat und die mit Sicherheit auch nach meiner Zeit beim TSB so weitergeführt wird.“

Auch hat sich gezeigt, dass es den Gmündern an personellen Alternativen keinesfalls mangelt. Der erst 18-jährige Arian Pleißner führt die Torschützenliste sowohl in der A-Jugend als auch im Perspektivteam an, welches ganz dicht vor der Meisterschaft in der Bezirksklasse steht. Daran haben auch Linksaußen Jonas Schmutzert und Kreisläufer Kai Kiesel großen Anteil. Der Lohn: Beide durften schon in den Oberliga-Alltag hineinschnuppern, mit dem groß gewachsenen Florian Krazer erlebte zuletzt ein weiteres TSB-Eigengewächs seine Premiere in der vierthöchsten Spielklasse. „Ich bin mir sicher, dass er ein Mann für die Zukunft ist, gerade weil er die nötigen körperlichen Voraussetzungen mitbringt“, merkt Oprea an: „Er hat ein enormes Entwicklungspotenzial und das weiß er selbst auch. Wichtig ist bei der Entwicklung, dass die jungen Spieler Tipps annehmen und sich auch einbringen wollen.“ Die ganze genannte Reihe an Perspektivspielern soll in den kommenden Jahren behutsam herangeführt werden, doch sie können auch schon jetzt eine Option für Oprea sein auf dem Weg zur besten Gmünder Oberliga-Saison aller Zeiten.

TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Patrick Watzl, Sven Petersen, Tom Abt, Marian Rascher, Nicola Rascher, Aaron Fröhlich (?), Valentin Pick, Arian Pleißner, Wolfgang Bächle, Eric Zimmermann, Jonas Schmutzert, Florian Krazer, Kai Kiesel, Jonas Waldenmaier, Stephan Mühleisen
Bisherige Duelle (aus TSB-Sicht): 3 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage

(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)