Im Schongang zum Pflichtsieg: TSB siegt deutlich gegen dezimierte "Schnaken"

Der TSB Gmünd hat den vierten Tabellenplatz und seine Verfolgerstellung im Aufstiegsrennen weiter gefestigt. Mit einem stark dezimierten TSV Zizishausen hatten die "Jets" wenig Mühe. Kapitän Aaron Fröhlich gab beim 35:23 (20:10) – Kantersieg sein Comeback.

Verhalten nahm Dragoș Oprea am Sonntagabend die Glückwünsche zum bislang höchsten Sieg seiner Amtszeit entgegen. Das erwartet schwere Auswärtsspiel in Nürtingen war zum Spaziergang für seine Mannschaft geworden, die den nun fast sicher als Absteiger feststehenden Drittletzten nach Belieben dominiert hatte. Was neben einem soliden Gmünder Auftritt daran lag, dass die Gastgeber zusätzlich geschwächt durch zwei Corona-Infizierte lediglich zehn Spieler aufbieten konnten. Ähnlich wie vor zwei Wochen der TSB, dessen letztes Aufgebot ohne den erkrankten Trainer sich nur knapp mit 28:29 in Neuenbürg geschlagen geben musste.
"Ich muss ehrlich sagen, dass es mir leid tut, so etwas zu hören", war Oprea deshalb um Zurückhaltung bemüht: "Ich weiß jetzt selbst, was Corona besonders für Sportler bedeutet. Es braucht Zeit, bis die Lunge wieder richtig funktioniert und die Ausdauer zurückkehrt. Doch wir haben nach uns geschaut, so wie wir das immer machen. Am Ende des Tages zählt nur, dass wir jetzt 30 Punkte auf dem Konto haben." Schöner Nebeneffekt: Der Oberliga-Verbleib ist den Jets damit auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen. Während Zizishausen kaum personelle Alternativen hatte, konnte der TSB erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder mit volller Kapelle antreten – abgesehen von Tormann Sebastian Fabian, dessen Chancen auf einen Einsatz in den verbleibenden sieben Saisonspielen aufgrund anhaltender Probleme mit der Hüfte immer geringer werden.
In Gefahr war der Auswärtserfolg bei den "Schnaken" zu keiner Zeit, er hätte sogar noch deutlicher ausfallen können. Denn der TSB ging seine Pflichtaufgabe mit aller Ernsthaftigkeit an und startete hochkonzentriert. Als sich Tom Abt und Eric Zimmermann die ersten beiden Konterchancen schnappten, deutete sich bereits an, dass Zizishausen diesem hohen Tempo nur wenig entgegensetzen würde. Keeper Daniel Mühleisen unterstützte seine ohnehin starke Abwehr bereits in der Anfangsphase kräftig, Rechtsaußen Wolfgang Bächle sorgte mit dem 4:0 (6.) den perfekten Auftakt. Nicola Rascher erhöhte kurz darauf auf 7:1 (10.). Auf der Gegenseite parierte Mühleisen den ersten gegnerischen Strafwurf und war lediglich bei einem Rückraumgeschoss des starken Philip Strobel (7 Tore) machtlos. "Im Grund genommen war die Messe dann schon gelesen", stellte TSV-Coach Florian Beck konsterniert fest.
Näher als auf fünf Tore konnte sich Zizishausen nicht herankämpfen. Selbst nicht in der Phase, in der sich beim TSB einige Unkonzentriertheiten und Hektik einschlichen. Linksaußen Zimmermann vergab gegen Mika Gmelich – der Tormann war neben Strobel auffälligster Akteur auf Seiten der Hausherren – zwar früh zwei hundertprozentige Chancen. Dennoch blieb das überfallartige Umschaltspiel die große Stärke, aus der zweiten Welle heraus erhöhte Nicola Rascher von 10:5 (19.) auf 13:5 (23.). Zizishausen konnte szenenweise durch sein Kreisläuferspiel überzeugen, doch die Gmünder sorgten mit einem 4:0-Lauf endgültig für klare Verhältnisse. Beim 18:8 (28.) durch Abt war der Vorsprung erstmals zweistellig. Patrick Watzl mit einem Schlagwurf und abermals Abt erzielten den 20:10-Pausenstand – und damit die Vorentscheidung.
Die Begegnung hatte anschließend nur noch Trainingsspiel-Charakter, doch von Überheblichkeit auf Gmünder Seite war keine Spur. "Wir sind weiterhin volles Tempo gegangen und haben nicht langsam gemacht", unterstreicht Oprea, dass seine Mannschaft keinesfalls darauf aus war, ihr komfortables Polster nur zu verwalten. Nicola Rascher setzte das muntere Torewerfen direkt nach Wiederanpfiff fort, Bruder Marian glänzte als sicherer Siebenmeterschütze. Zum dritten Mal in nur drei Tagen betrat dann auch der 18 Jahre junge Arian Pleißner das Feld und traf prompt zum 27:14 (41.). "Nach dieser harten Woche ist er sicherlich auch froh, nun mal zur Ruhe zu kommen", sagte Oprea über seinen jüngsten Spieler, der bereits am Freitag mit der A-Jugend die württembergische Meisterschaft und tags darauf mit dem Perspektivteam einen 31:30-Heimerfolg gegen die HSG Winzingen-Wißgoldingen-Donzdorf 2 feiern durfte: "Ich habe ihn nicht nur deshalb spielen lassen, weil wir so hoch geführt haben. Der Junge hat sich seine Spielzeit in der vierten Liga durch Training, Seriosität und Leistung in allen Klassen verdient."
Vielleicht noch wertvoller als der Kantersieg war für den Trainer, dass er seine Leistungsträger schonen und kräftig durchwechseln konnte. Anstelle von Mühleisen rückte ab der 41.Minute mit Devin Immer ein weiterer A-Jugendspieler zwischen die Pfosten, gleichzeitig kehrte Aaron Fröhlich nach zweimonatiger Verletzungspause zurück aufs Feld. Dem Kapitän war es dann auch vorbehalten, mit seinem dritten Treffer zum 33:17 (51.) den deutlichsten Abstand herzustellen. Die 180 Zuschauer stellten sich da eigentlich nur noch eine Frage: Knackt der TSB erstmals in seiner Oberliga-Historie die 40 Tore-Marke?
Die Antwort lautete Nein, denn in der Schlussphase gingen die Jets dann doch zu fahrlässig mit ihren Wurfgelegenheiten um. Darüber hinaus verweigerten die Schiedsrichter einem erfolgreichen Kempa-Trick von Fröhlich zu Pleißner die Anerkennung. Zizishausen "verkürzte" wiederum durch einige Konter, doch es war bloß Schadensbegrenzung. Abt machte mit einem Strafwurf den letztlich glanzlosen 35:23-Sieg perfekt, womit Oprea völlig entspannt in seinen 40.Geburtstag hineinfeiern kann. "Das war ein vorzeitiges Geschenk meiner Jungs", lachte der Trainer.

Als Tabellenvierter (30:16) liegt der TSB weiterhin in Schlagdistanz zum zweiten Aufstiegsplatz, den aktuell der TVS Baden-Baden (33:11) einnimmt. Davon spricht im Gmünder Team zwar niemand, doch Rückhalt Mühleisen gibt eine klare Marschroute für den Endspurt voraus: "Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen und am Ende so weit oben stehen wie nur irgendwie möglich."
Mit dem Dreizehnten TuS Schutterwald (13:31) wartet am kommenden Samstag (19:30 Uhr / Große Sporthalle) der nächste Abstiegskandidat. "So eine leichte Aufgabe wird das sicher nicht", meint Oprea. Immerhin waren die Ortenauer am Wochenende nahe dran, dem Klassenprimus SG Köndringen/Teningen einen Punkt abzuluchsen – am Ende stand eine denkbar knappe 28:29-Niederlage.
TSV: Mika Gmelich, Florian Smykalla – Philip Strobel (7), Leon Agner (7/4), Matthias Götz (5), Jonas Jacobs (3), Leon Lohmann (1), Peer Wisst, Fabian Tonn, Kai Schäffner
TSB: Daniel Mühleisen, Devin Immer – Nicola Rascher (7), Marian Rascher (7/4), Tom Abt (6/1),, Eric Zimmermann (4), Aaron Fröhlich (3), Wolfgang Bächle (2), Patrick Watzl (2), Jonas Waldenmaier (2), Sven Petersen (1), Arian Pleißner (1), Stephan Mühleisen, Christian Waibel, Philipp Schwenk
Siebenmeter: TSV 6/4 – TSB 5/5
Zeitstrafen: TSV 10 Minuten – TSB 6 Minuten
Schiedsrichter: Dominic Mohrlok (SG Pforzheim/Eutingen), Julian Zoller (HC Neuenbürg)
Zuschauer: 180
 
"So spielt es sich automatisch leichter" – Stimmen zum Spiel
 
Dragoș Oprea, TSB-Trainer: "Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass wir gewinnen werden, wenn wir ab der ersten Sekunde 110 Prozent Einstellung in allen Bereichen zeigen. Das ist uns gelungen. Wir waren körperlich und geistig unheimlich präsent, die Spieler auf der Bank haben mit angefeuert und dazu beigetragen. Mein einziger Kritikpunkt sind die sechs technische Fehler alleine in der ersten Halbzeit. Das war einfach zu viel, in manchen Spielen machen wir nur einen oder zwei. Doch ich nehme das Positive heraus. Wir haben den Gegner dominiert, weil sie nicht die Möglichkeiten zum Wechseln hatten. Doch wir haben nach uns geschaut. Ich konnte als Trainer einige Sachen probieren, die uns in den nächsten Spielen vielleicht noch helfen werden. Dieser Sieg, egal wie er zustande kam, war euin Schlüsselsieg für unsere Positionierung am Ende der Saison."
Florian Beck, TSV-Trainer: "Ich bin zunächst mal froh, dass sich niemand weiteres verletzt hat. Gmünd hat von Beginn an eine sehr gute Verteidigung gespielt und die Ballgewinne in einem hervorragenden Gegenstoßverhalten genutzt. Das demoralisiert natürlich ein Stück weit meine Spieler. Wir hatten de facto keine Möglichkeiten, irgendwie zu reagieren. In solcher Besetzung ist Gmünd kein Gegner, den wir schlagen können. Das muss man einfach anerkennen. Doch wir haben bis zum Ende die Köpfe oben behalten. Auch wenn es sich blöd anhört, ist es für mich tatsächlich positiv, dass wir unter 40 Gegentoren geblieben sind. Durch unsere Kontertore konnten wir das Ergebnis noch ein bisschen beschönigen."
 
Daniel Mühleisen, TSB-Tormann: "Zum Ende der Hinrunde war zu sehen, dass wir uns gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte oft schwer getan haben. Wichtig war, dass wir von Anfang an fokussiert aufgetreten und schon sehr früh klar in Führung gelegen sind. Wir haben Zizishausen genauso ernst genommen wie wenn sie in Bestbesetzung gewesen wären."
 
Jonas Waldenmaier, TSB-Kreisläufer: "Wir haben das Spiel in der ersten Viertelstunde in der Abwehr gewonnen. Wir haben das Ding zugenagelt, noch dazu hat Daniel Mühleisen wieder einmal richtig gut gehalten. Wenn du dann so einen Puffer hast, dann spielt es sich automatisch leichter. Wir hätten natürlich den einen oder anderen Konter mehr reinmachen können, aber alles in allem war es ein guter Auftritt. Da gibt es nicht viel zu meckern."
Aaron Fröhlich, TSB-Kapitän: "Auch wenn der Gegner schwach aufgestellt war, haben wir ihn von Anfang an ernst genommen. Wenn meine Verletzungspause nicht so lange gewesen wäre, dann hätte ich mir diese paar Spielminuten auch sparen können. Doch es hat einfach Spaß gemacht, endlich mal wieder gemeinsam mit den Jungs ein Spiel zu bestreiten. Im Training hatte ich noch Probleme, doch es ging nun einigermaßen schmerzfrei. Deshalb konnte ich das wirklich genießen. Nun hoffe ich, dass ich mich von Spiel zu Spiel steigern und weiterhin ein bisschen etwas beitragen kann. Der Tabellenplatz bedeutet mir nicht allzu viel, aber umso mehr jedes einzelne Spiel. Sobald wir aufs Feld gehen, wollen wir gewinnen – egal welcher Gegner kommt."
 
(Text: Nico Schoch - Bilder: Enrico Immer)